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Titel: wsmt
Autoren: Unknown
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bei
diesem schwierigen Satz. „Wieselflink“, sagte ich.
    Ihr grobschlächtiges Gesicht
hellte sich auf:
    „Wie so’n Fink, genau. Immer
zum Scherzen aufgelegt, diese Künstler, nich’wa? ‘N Fink! Hören Sie mal! Das soll
wohl ein Witz sein. ‘N Fink arbeitet auch nicht schneller als unsereins.“
    „Meint man.“
    „He?“
    „Der kann aber fliegen.“
    „Ein Witz, sag ich doch!“
    „Ein Witz, genau. Also, ist er
zu Hause?“
    Bedauernd schüttelte sie den
Kopf.
    „Heute morgen war er da, aber wo
Sie ihn jetzt treffen können, weiß ich nicht. Er ist auf Tournee gegangen. Hat
mir keine Adresse hiergelassen. Eine Tournee, klar, ‘ne Tour de France. Er
bleibt nie länger als zwei Tage in einem Kaff. Ein schöner Beruf, aber ganz
schön komisch. Na ja, ist nun mal so. Es gibt schon seltsame Vögel! Vielleicht
schreibt er mir ja, damit ich ihm die Post nachschicke. Kriegt zwar keine
Menge, aber trotzdem... Na ja, im Augenblick weiß ich jedenfalls nicht, wo er
ist. Er ist weg...“
    „Auf Tournee“, ergänzte ich.
    „Auf Tournee, ja. Also, wenn es
um Arbeit geht...er hat schon welche.“
    „Natürlich.“
    Wir tauschten anstandshalber
noch ein paar nichtssagende Worte aus, insbesondere über das kühle Wetter...und
das nach dem Regen heute morgen... aber klar, der Sommer konnte nicht zwölf
Monate dauern...na ja, das wai eben die Jahreszeit. Die gute Frau setzte in
aller Ruhe die Unterhaltung fort. Wäre etwas Außergewöhnliches bei Monsieur
Auguste Colin passiert, sie hätte bestimmt ein Buch darüber geschrieben,
geschwätzig wie sie war. Also war nichts passiert. Wie ich sie verstand, hatte
der Schauspieler nur etwas Aufregung verraten, als er sich an diesem Morgen
sogar von seiner Concierge verabschiedet hatte. Nichts Außergewöhnliches also.
Seitdem er Arbeit suchte... Kurz und gut, er war nicht tot. Das war immerhin
etwas.
    Ich verabschiedete mich von der
Concierge. Jetzt mußte ich mir an dem etwas hübscheren Anblick meiner
Sekretärin die Augen erholen.
    „Ich habe einen Brief von
Monsieur Colin bekommen“, platzte das schöne Kind raus.
    „Hierhin? Ins Büro?“
    „Ja. Mit der Rohrpost. Er
wollte bestimmt, daß ich so schnell wie möglich seine Lügenmärchen las. Ich
glaube nämlich, daß er lügt. Also wirklich, jetzt verstehe ich gar nichts 1
mehr.“
    „Zeigen Sie mal.“
    Sie reichte mir den Brief. Ich
las:
     
    Chère
Mademoiselle,
    entschuldigen
Sie bitte, daß ich Sie gestern abend umsonst im
Batifol warten ließ. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, daß Sie mir einen Gefallen tun wollten. Aber
ich brauchte Ihre Hilfe
nicht mehr in Anspruch zu nehmen, hatte nur keine Zeit mehr, Ihnen Bescheid zu geben. Jetzt glaube
ich aber, daß ich Sie
hätte anrufen können, um Sie nicht umsonst warten zu lassen...“
     
    Der letzte Satz war im
Nachhinein eingefügt worden.
     
    ...Entschuldigen
Sie, aber ich war furchtbar in Eile. Der Tourneedirektor, der mich engagiert
hat, wollte mir den notwendigen Vorschuß geben, um mich für sein Ensemble zu
gewinnen. Wir mußten noch wichtige Punkte klären, zumal die Abreise vorgezogen
wurde. Nochmals vielen Dank, und nochmals Entschuldigung!
    Ihr sehr ergebener !
    NICOLSS
     
    Ich legte den Wisch auf die
Schreibunterlage.
    „Immer noch so bescheiden“,
lachte ich. „ Um
mich für sein Ensemble zu gewinnen.. . So sieht der aus! Und diese
Unterschrift! Die hat er bestimmt bei einem Schriftenmaler gelernt!“
    „Ich hab sie mit der auf dem
Foto verglichen, das ich Ihnen gestern gezeigt habe“, sagte Hélène. „Das ist
genau die gleiche. Außer den Veränderungen, die das Alter wohl mit sich
bringt.“
    „Was halten Sie davon?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Spielen Sie nicht mehr Detektiv
als nötig. Nicolss ist nicht umgebracht worden, und dies hier ist kein Brief
vom Mörder, damit Sie meinen, Colin lebte noch. Seine Concierge hat ihn heute
morgen gesehen, als er auf Tournee ging.“
    „Auf Tournee?“ rief sie. „Aber
wir wissen doch, daß es diese Tournee gar nicht gibt! Das war nur ein Trick, um
das Geld zu kriegen.“
    „Sehr richtig. Aber vielleicht
ist das hier nur eine neue Masche. Eine von seinen vielen. Er telegrafiert,
Ihnen und bestimmt auch noch anderen, daß der Tourneedirektor ihn in irgendeinem
Kaff hängengelassen hat und daß er soundsoviel braucht, um zurück nach Paris zu
kommen. Ich bleibe bei meiner Meinung von gestern. Das ist keiner, der
abgebrannt ist, harmlos, ehrlich und anständig. Der bereitet gerade
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