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WoW 13 - Sturmgrimm

WoW 13 - Sturmgrimm

Titel: WoW 13 - Sturmgrimm
Autoren: Richard A. Knaak
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sie ihn betrachtete - wie konnte ein Wesen mit einem so wachen und lebendigen Geist nur derart leblos und hoffnungslos wirken?
    Sie lächelte schwach, als sie Malfurion ansah, der so majestätisch war, so vornehm. So edel der männliche Nachteil' auch wirkte, verlangte ein Aspekt an ihm doch die meiste Aufmerksamkeit. Aus seiner Stirn erwuchs ein stolzes Geweih. Beinahe sechzig Zentimeter lang waren die beiden Äste, die kein Geburtsfehler waren, sondern ein Geschenk und Zeichen von Cenarius. Es gab nur wenige Druiden, die den Segen des vierbeinigen, behuften Halbgotts trugen. Und von den wenigen war er der Erste und Größte.
    Als Malfurion das Geweih seinerzeit gewachsen war, hatte Tyrande nicht die Fassung verloren. Stattdessen hatte sie es stets als Anerkennung seiner Größe gesehen, von der sie schon immer gewusst hatte, dass sie in Malfurion steckte.
    „Malfurion...", flüsterte sie dem Körper zu, obwohl niemand, schon gar nicht er selbst, sie hören konnte. „Oh, mein Malfurion... warum musstet Ihr mich wieder verlassen?"
    Sie sah zu, wie ihre Anhänger neben dem reglosen Körper niederknieten und ihm ihre Hände auf Kopf und Brust legten. Tyrande wusste, was sie taten. Schließlich hatte sie selbst die Anweisungen dazu erteilt.
    Nur durch den Segen von Mutter Mond lebte Malfurion Sturmgrimm überhaupt noch. Ihr Glaube hielt den Körper des Erzdruiden lebendig und gesund, und sie hoffte entgegen allen Erwartungen auf den Tag, an dem Malfurion sich wieder regen würde. Dass seine Traumgestalt zurückkehren würde, wo auch immer sie sich im Smaragdgrünen Traum verlaufen hatte...
    Die Hohepriesterin wollte verzweifelt fort. Welchem Zweck diente es, dass Elune ihr diese Szene zeigte? Dadurch wurden nur ihre Furcht neu entfacht und weitere schreckliche Erinnerungen ausgelöst. Sie konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen, verloren für sie... vielleicht für immer.
    Malfurions Hüterinnen traten zurück. Sie blickten düster. Die Priesterinnen verrichteten diese Aufgabe Tag für Tag und kannten ihre Pflichten.
    Die Haut des Erzdruiden verdunkelte sich plötzlich.
    Die drei Priesterinnen zeigten keine Reaktion auf diese Transformation, fast als könnten sie sie nicht sehen. Tyrande dagegen beugte sich zu Malfurions Seite hin und ignorierte, dass ihr Körper durch eine ihrer Anhängerinnen hindurch glitt, weil sie für Tyrande nur eine feinstoffliche Gestalt war. Jetzt war nur die schreckliche Transformation ihres Geliebten wichtig.
    Während sie hilflos und unfähig, ihn auch nur zu berühren, dabeizusehen musste, setzte sich die merkwürdige Veränderung am Körper des Erzdruiden fort. Sein Fleisch verdunkelte sich, verkrustete wie die Borke eines Baums. Seine Beine und Arme wurden knorrig. Schartige schwarze Blätter sprossen aus seinem Haar und Bart und überwucherten schnell beides. Zur gleichen Zeit begannen die Blätter langsam hin und her zu wehen, als würde ein Wind von irgendwoher an diesem unterirdischen Ort blasen.
    Die goldenen Augen verblassten zu dem Silber, das sie bei seiner Geburt gehabt hatten, sanken dann erschreckenderweise ein und verwandelten sich in schwarze Klüfte.
    Die rhythmische Bewegung der Blätter lenkte die Hohepriesterin von den schrecklichen Augen ab, obwohl sie zuerst nicht den Grund dafür entdeckte. Es lag etwas Vertrautes in der Bewegung. Und dann erklang ein fernes Geräusch, ein stetiges pulsierendes Pochen, das schnell an Intensität gewann.
    Ein Herzschlag.
    Verzweifelt blickte sie sich um - die anderen Priesterinnen schienen es nicht zu hören. Das Geräusch wurde lauter und immer noch stärker. Schließlich war der Lärm ohrenbetäubend, die Blätter bewegten sich im Rhythmus dazu und dann...
    ... wurde der Schlag wieder langsamer. Zuerst nur ein klein wenig, doch es war, als würde der Wind schwächer wehen.
    Als würde das Herz allmählich aufhören zu schlagen...
    Panisch streckte Tyrande eine Hand in Malfurions Richtung aus...
    Die Gruft verschwand. Dunkelheit und völlige Stille umfingen die Hohepriesterin. Sie merkte, dass ihre Augen geschlossen waren.
    Keuchend öffnete sie die Augen und passte sie an Elunes Leuchten an. Sie saß wieder im Tempel. Die Statue von Haidene ragte stolz über ihr auf. Alles war, wie sie es in Erinnerung hatte, und Tyrande wusste, dass das, was sie erlebt hatte, vielleicht nur einen kurzen Atemzug lang gedauert hatte.
    Doch ihre eigene Situation beschäftigte sie nicht im Geringsten. Nur die Vision war wichtig. Sie hatte während
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