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WoW 13 - Sturmgrimm

WoW 13 - Sturmgrimm

Titel: WoW 13 - Sturmgrimm
Autoren: Richard A. Knaak
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eigene Verdienste aufsteigen konnten.
    Das Schicksal, Herrscherin der Nachtelfen zu sein, hätte sie nicht freiwillig gewählt. Doch sie konnte es auch nicht ablehnen, denn viel zu sehr wollte sie das Volk der Nachtelfen beschützen.
    Mutter Mond, gewährt mir Ruhe, erbat die Hohepriesterin stumm. Obwohl sie Jahrtausende alt war, schien die Nachtelfe wenig älter zu sein als an dem Tag, als sie zur Herrscherin ernannt worden war. Sie hatte immer noch das üppige mitternachtsblaue Haar, das über ihre Schultern floss. Die silbernen Strähnen hatte sie schon seit ihrer Jugendzeit. Ihr Gesicht war das eines jungen Mädchens, obwohl mittlerweile feine Fältchen die Winkel ihrer silbernen Augen durchzogen. Aber selbst das war eher sechs oder sieben Jahren wahren Alterns geschuldet denn den zehn Jahrtausenden, die sie bereits lebte.
    Doch der Versuch, ein oder mehrere Jahrhunderte lang weise zu regieren, forderte seinen Tribut. Deshalb suchte die Hohepriesterin gelegentlich Ruhe in der Meditation. Tyrande brauchte nur ab und zu eine Stunde, was sicherlich keine zu große Forderung an Elune war. Hier, gebadet im stets präsenten Licht von Mutter Mond, fand sie normalerweise ohne Mühe ihre innere Mitte. Doch dieses Mal entschlüpfte ihr das Gefühl des Friedens. Tyrande kannte die Gründe dafür, aber sie wollte sich ihnen nicht beugen. Sie konzentrierte sich stärker - und keuchte. Das sanfte Mondlicht funkelte, blendete sie... und schmerzte sie zum ersten Mal.
    Ihre Umgebung veränderte sich. Sie befand sich nicht mehr in der Sicherheit des Tempels. Stattdessen stand die Nachtelfe an einem dunklen Ort, dessen irdene Wände ihn sofort als Kammer in einem Grabhügel kennzeichneten. Tyrande konnte sämtliche Details in der Kammer gut erkennen. Sie erblickte Beutel voller Kräuter, Federn, Zähne und andere Objekte, die allesamt aus Azeroths Fauna stammten. Es waren auch Zeichen zu sehen. Einige waren ihr vertraut, während andere ihr völlig unergründlich blieben.
    Ein Schaudern lief ihr den Rücken hinunter. Sie wusste, wo sie war, doch sie konnte es nicht glauben.
    Plötzlich trat eine Priesterin der Elune in ihr Blickfeld. Tyrande kannte sie beim Namen, erkannte ihr schmales, faltenloses Gesicht. Es war Merende - viel jünger als die Hohepriesterin, doch eine geschätzte Akolytin von Mutter Mond.
    Eine zweite Priesterin folgte Merende. Sie war ihrer Herrscherin ebenfalls bekannt. Der Priesterin folgte ein dritte. Sie alle blickten düster und hielten den Kopf gesenkt. Die Priesterinnen trugen einfache silberne Roben mit Kapuzen. Die schlichten Stoffe waren dem Respekt vor ihrer Umgebung geschuldet, weil die Priesterinnen sich nicht unter ihresgleichen aufhielten. Stattdessen befänden sie sich an einem Ort, der unter Aufsicht der Druiden stand. Dies war eine Gruft - eine Heimstatt sozusagen -, in der ein Angehöriger ihrer Zunft ruhte.
    Als Tyrande gerade darüber nachdachte, veränderte sich der Blickwinkel und folgte unwillentlich den Augen der besorgten Priesterinnen. Ein Körper ruhte flach auf der gewobenen Grasmatte, ein schwaches silbernes Licht - Elunes Licht - lag über der reglosen Gestalt. Tyrandes Herzschlag beschleunigte sich bei diesem feierlichen Anblick, obwohl sie sich eigentlich daran gewöhnt haben sollte.
    Selbst im Schlaf waren auf dem stolzen Gesicht des Liegenden die Zeichen der Zeit und der Mühsal viel deutlicher zu erkennen als auf ihrem. Sein langes graues Haar, das von den Priesterinnen gekämmt worden war, lag auf seiner Brust, wo es mit dem vollen, langen Bart zu verschmelzen schien. Seine dichten Augenbrauen ließen ihn ernst und gedankenvoll wirken.
    Er war aufwendiger als die meisten Druiden gekleidet - weniger aus eigener Entscheidung, als vielmehr, weil es seiner Position entsprach. Eine schwere Rüstung mit hervorstehenden Dornen bedeckte seine Schultern, passende Teile schützten Unterarme und Schienbeine. Obwohl aus Holz gefertigt, das aus Respekt vor der Natur nur von toten Bäumen stammte, war die durch Zauber gewirkte Rüstung haltbarer und belastbarer als eine aus Metall. Das ärmellose Gewand reichte bis zu seinen in Sandalen steckenden Füßen hinab und war an der Seite in Beinhöhe mit blattförmigen Mustern geschmückt. Um die Knöchel verliefen blaue Bänder, auf denen Halbmonde prangten, als kleine Ehrung für Elune.
    Malfurion Sturmgrimm schaute zur Decke, seine goldenen Augen waren leer.
    Tyrande trank den Anblick ihres Geliebten förmlich. Ihre Beine wurden schwach, als
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