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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou
Autoren: Robert Jordan
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Also hatte Sheriam wegen Merana recht gehabt. Aber warum blieb sie noch immer stumm?
    Bair lachte vergnügt. »Die meisten Eltern haben mehr Probleme mit ihren Kindern als der Car'a'carn mit den Frauen, die mit Merana Ambrey kamen.«
    »Solange er nicht das Kind ist«, sagte Egwene kichernd, erleichtert, daß jemand über etwas belustigt war. So wie diese Frauen Aes Sedai gegenüber empfanden, hätten sie sich die Haare gerauft, wenn sie geglaubt hätten, daß irgendeine Schwester Einfluß auf Rand gewänne. Andererseits mußte Merana einigen Einfluß gewinnen, sonst könnte sie genausogut aufgeben. »Aber Merana hätte berichten sollen. Ich verstehe nicht, warum sie es nicht getan hat. Seid Ihr sicher, daß es keine...?« Sie wußte nicht, wie sie ihren Satz beenden sollte. Rand hätte Merana in keiner Weise davon abhalten können, eine Taube loszuschicken.
    »Vielleicht hat sie einen Boten zu Pferde gesandt.« Amys verzog leicht das Gesicht. Ihr widerstrebte das Reiten genauso sehr wie jeder anderen Aiel. Die eigenen Beine genügten. »Sie hat keinen der Vögel geschickt, die die Feuchtländer benutzen.«
    »Das war töricht von ihr«, murmelte Egwene. Töricht traf es nicht einmal annähernd. Meranas Träume würden abgeschirmt sein, so daß kein Versuch möglich war, dort mit ihr zu sprechen, selbst wenn sie gefunden werden könnten. Licht, es war ärgerlich! Sie beugte sich angespannt vor. »Amys, versprecht mir, daß Ihr nicht versuchen werdet, ihn davon abzuhalten, mit ihr zu sprechen, oder sie so sehr zu verärgern, daß sie etwas Törichtes tut.« Sie waren sehr wohl in der Lage dazu. Sie hatten das Erzürnen von Aes Sedai zu einem Talent perfektioniert. »Sie soll ihn nur davon überzeugen, daß wir ihm nicht schaden wollen. Ich befürchte, daß Elaida irgendeine häßliche Überraschung bereit hat, aber wir nicht.« Sie würde dafür sorgen, falls jemand anderer Ansicht war. Irgendwie würde sie es tun. »Versprecht Ihr es mir?« Sie wechselten ausdruckslose Blicke. Der Gedanke, eine Schwester ungehindert in Rands Nähe zu lassen, konnte ihnen nicht gefallen. Eine von ihnen würde es zweifellos einrichten, anwesend zu sein, wann immer Merana es war, aber sie konnte damit leben, solange sie sie nicht zu stark behinderten.
    »Ich verspreche es, Egwene al'Vere«, sagte Amys schließlich mit vollkommen tonloser Stimme.
    Sie war wahrscheinlich gekränkt, weil Egwene ihr Versprechen für nötig gehalten hatte, aber Egwene fühlte sich, als wäre ein Gewicht von ihr genommen worden. Zwei Gewichte. Rand und Merana würden einander nicht an die Kehle gehen, und Merana bekäme eine Gelegenheit, ihre Mission zu erfüllen. »Ich wußte, daß ich von Euch die unverblümte Wahrheit hören würde, Amys. Ich kann Euch nicht sagen, wie froh ich bin, das zu hören. Wenn etwas zwischen Rand und Merana falsch liefe... Danke.«
    Sie blinzelte bestürzt. Amys trug einen Moment den Cadin'sor. Sie vollführte auch eine Art kleiner Geste - vielleicht die Zeichensprache der Töchter des Speers. Weder Bair noch Melaine, die ihren Tee tranken, ließen sich anmerken, ob sie es bemerkt hatten. Amys mußte sich woandershin gewünscht haben, fort von dem Wirrwarr, das Rand aus dem Leben aller gemacht hatte. Es wäre für eine Traumgängerin der Weisen Frauen peinlich und beschämend, in Tel'aran'rhiod auch nur einen Moment die Selbstbeherrschung zu verlieren. Und Aiel verletzte Scham weitaus mehr als Schmerz, aber es mußte bezeugte Scham sein. Wenn sie nicht bemerkt wurde, oder jene, die sie erkannten, sich weigerten, sie zu bestätigen, dann konnte sie genausogut niemals aufgetreten sein. Ein seltsames Volk, aber sie wollte Amys sicherlich nicht beschämen. Sie setzte ein unbeteiligtes Gesicht auf und fuhr fort, als sei nichts geschehen.
    »Ich muß Euch um einen Gefallen bitten. Um einen wichtigen Gefallen. Sagt Rand - oder auch sonst jemandem - nichts von mir. Hierüber, meine ich.« Sie hob ein Ende ihrer Stola an. Ihre Gesichter ließen den ruhigsten Ausdruck einer Aes Sedai aufgebracht wirken. »Ich meine nicht, daß Ihr lügen sollt«, fügte sie hastig hinzu. Jemanden unter dem Ji'e'toh um eine Lüge zu bitten, war kaum besser, als selbst zu lügen. »Bringt das Thema einfach nicht zur Sprache. Er hat bereits jemanden geschickt, um mich zu ›retten‹.« Und wird er nicht wütend werden, wenn er herausfindet, daß ich Mat mit Nynaeve und Elayne nach Ebou Dar geschickt habe? dachte sie. Sie hatte es jedoch tun müssen. »Ich
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