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Wolke 8...

Wolke 8...

Titel: Wolke 8...
Autoren: Monika Kunze
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und mein Mann trat ins Zimmer.
    „ Da bin ich wieder“, sagte er mit einem breiten Grinsen, das alle an ihm kannten.
    Es war plötzlich eine fast unheimliche Stille im Raum, bevor alle durcheinander fragten.
    „ Ich bin mit dem Taxi gekommen, für den Fahrer, der 490 Kilometer mit einem Transplantierten an Bord, kein Zuckerschlecken. Nach sechs Stunden und vierundzwanzig Minuten war es geschafft.“
    Die Geburtstagsrunde wollte ihren Augen und Ohren nicht trauen.
    Und ich erst!
    Als alle gegangen waren, saßen wir beide noch lange beieinander.
    „ Du hast mich mal gefragt, ob ich dir die Heimlichtuerei mit dem Brief an den Professor übel genommen hätte …“, sagte mein Mann mit einem Mal, „damals war ich zu schwach, um dir zu antworten …“
    Ich erinnerte mich und nickte, schnippte einen Krümel von der Tischdecke.
    Ebenso leise wie er fragte ich: „Und? Hast Du es mir übel genommen?“
    Da nahm er mich ganz vorsichtig in den Arm und sagte: „Nein, ich glaube, einen größeren Liebesbeweis hättest du mir gar nicht geben können.“
    *
    Inzwischen ist in unserer Familie wieder eine gewisse Normalität eingezogen.
    Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass wir eine Menge dazu lernen mussten.
    „ So einer wie ich wird immer ein Leben an der Leine führen müssen.“ Das sagte Roland oft.
    Auch ich wusste, was er damit meinte. Aus unserem Leben waren fortan nicht mehr wegzudenken: Ständige Buchführung über Blutdruck und Körpertemperatur, regelmäßige medizinische Kontrollen, Tabletteneinnahme, Untersuchungen von Herz und Kreislauf, besondere Vorsicht vor Infektionen, denn das Immunsystem konnte nur mit Hilfe von Tabletten aufrecht erhalten werden. Wiederum darf es auch nicht zu stark werden, weil es sonst das fremde Organ erkennen und womöglich doch noch abstoßen könnte.
    Noch viele Jahre wurde mein Mann vom Deutschen Herzzentrum in Berlin betreut.
    Anfangs war er sogar nachts über Funk mit dem Zentrum verbunden, später musste er monatlich einmal, dann vierteljährlich mit dem Taxi zur Untersuchung in Hauptstadt gebracht werden.
    Das ist aber inzwischen längst schon Geschichte, jetzt fährt er nur noch zweimal im Jahr nach Berlin. Alle anderen Untersuchungen können mittlerweile in der heimatlichen Region erfolgen.
    Die Zahl der Medikamente hat sich mit den Jahren immer mehr reduziert.
    Nach der Operation musste er fünfunddreißig bis achtunddreißig Tabletten täglich schlucken, jetzt kommt er mit einem Dutzend pro Tag zurecht.
    Das alles erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit und grenzenlosem Optimismus.
    Roland schwimmt unterdessen wieder wie ein Fisch im Wasser, fährt begeistert Rad und dreht , mit Schlittschuhen an den Füßen, seine Runden auf dem Schlossteich, wenn dieser im Winter zugefroren ist.
    Ich denke an die Treffen im Bund der Organtransplantierten (BDO) in Dresden, bei denen mein Mann seine Erfahrungen an andere Patienten weitergibt. An solche, die noch auf ein Organ warten müssen und solche, die ihre Transplantation bereits hinter sich haben.
    Wir sind froh, dass wir ihn haben
, höre ich oft, wenn ich mal mitfahre in die Landeshauptstadt.
    *
    Wie lange habe ich wohl hier am Fenster gestanden?
    Geräusche rissen mich aus meinem Tagtraum, erst das Herumdrehen des Schlüssels im Schloss der Haustür, gleich darauf die vertrauten Schritte meines Mannes im Flur.
    „ Irmchen, ich bin daha“, rief er fröhlich.
    Dann stand er vor mir und freute sich sichtlich über den festlichen Empfang.
    Ein Mann mit grau meliertem Haar, ein Kerl wie ein Baum . Wieder! Mein Mann!
    Dass auch ich froh und glücklich bin, ihn zu haben, brauche ich wohl nicht extra zu betonen …
    Er nahm die Sektflasche aus dem Eiskübel, goss uns beiden je einen Schluck ein. Wir sahen uns in die Augen und stießen an auf seinen zweiundzwanzigsten (Wieder-)Geburtstag und auf die Liebe …"
     
     
     

Jetzt bloß nicht heulen, Christine
     
    Christine E. und ihre kleine Tochter Sarah sind zufrieden mit ihrem Leben. Die allein erziehende Mutter kann von daheim aus arbeiten - und tut es mit Begeisterung. Sie kann sich nichts Schöneres vorstellen, als einsamen Menschen zur Zweisamkeit zu verhelfen - als Heiratsvermittlerin. Nur bei diesem Martin Witzmann will es partout nicht klappen mit dem Partnerglück. Er hat an jeder Frau etwas auszusetzen …
     
    “ Steh´n zwei Stern am hohen Hihimmel …“ obwohl ich ganz leise sang, wäre mir fast die Stimme weggeblieben. Ich war selbst überrascht, dass unsere
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