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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)
Autoren: David Gray
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wissen welchen Rang er einnimmt, aber wir kennen nicht sein Gesicht.“  
    Rabiers Blick hatte etwas Herausforderndes.
    Wajda erinnerte sich: „Ich weiss, wer Sie sind, Doktor Bronstein“, hatte jener erstaunlich jungendlich wirkende, erstaunlich gebildete Mann, mit den dunklen spöttischen Augen gesagt, als er Wajda am Fuss der Gangway auf dem Ostberliner Flughafen unauffällig zur Seite genommen hatte. Und er wusste es tatsächlich. Woher auch immer, er wusste es. Wajda hatte keinen Augenblick gezögert, als derselbe Mann ihn dann am Abend desselben Tages um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatte.
    Rabiers Stimme, riss ihn aus seinen Erinnerungen.
    „ Alles, was die Leute in Neuilly von Ihnen erwarten, sind Antworten auf zwei einfache Fragen: Was wollte der Mann ohne Gesicht von Ihnen und wie sieht er aus?“
    Ein kleiner blauer Fiat, der hinter ihnen die Straße entlang schlich. Dann einige Meter vor ihnen am Straßenrand zu stehen kam. Darin ein Mädchen und ein Junge, beide keine Zwanzig.
    Der Junge, der mit allem Überschwang jung Verliebter über seine Begleiterin herfiel. Sie mit Küssen und Streicheln überzog.
      Wajdas Blick blieb an ihnen hängen.
    Rabier warf seine Zigarette aus dem Fenster. Sah dann zu Wajda herüber.
    „ Sie müssen sich entscheiden.“
    Ein letzter Blick auf das Portal der Botschaft. Ein weiterer auf das Pärchen in dem kleinen Wagen vor ihnen.
    „ Was erwartet mich, nachdem diese Leute gekriegt haben, was sie wollen?“
     „ Ganz offen?“ 
    „ Ganz offen.“
    „ Nichts Aufregendes. Ein anderer Name. Vielleicht eine Professur an einer unwichtigen Universität. Vielleicht lässt man Sie auch in irgendeinem Provinzkrankenhaus Landpomeranzen die Krampfadern operieren. Ich nehme an, das würde ganz bei Ihnen liegen. Doch so alles in allem, in einem Wort:  Langeweile auf mittlerem Niveau.“
    Wajda ging durch Rabiers Worte, als hätten sie sich bereits in jene Professur, jenes unwichtige Krankenhaus, jene langweilige Sicherheit verwandelt, von denen er gesprochen hatte. Nicht alles, was er da sah gefiel ihm. Aber das war schließlich auch nicht zu erwarten gewesen.
    „ Fahren wir“, sagte Wajda.
    Rabier startete den Wagen und lenkte ihn auf die Straße.
    Eine knappe Stunde darauf hielten sie vor einem eisernen Tor in Neuilly.
    „ Sie sind wirklich sicher?“ Vielleicht lag in Rabiers Stimme ein Hauch von Mitgefühl. Als er jedoch wider Erwarten keine Antwort erhielt, ließ er das Seitenfenster herab, langte nach draußen und betätigte einen Klingelknopf.
    Augenblicke später schwang das schwere eiserne Tor auf. Eine halbe Minute, um die Auffahrt herab zu rollen und vor dem Aufgang eines sandfarbenen zweistöckigen Hauses zum Stehen zu kommen.
    „ Ich bin siebenundsechzig Jahre alt. Für mich bedeutet Zukunft schon lange  nur noch heute, nicht mehr morgen. Merkwürdig, dass ich so lange gebraucht habe, es zu bemerken.“
     
     
    Ein Jahr zuvor war Wajda schon einmal vor einem ganz ähnlichen Haus, aus einem ganz ähnlichen Wagen gestiegen. Nur stand dieses Haus in einem Vorort von Ostberlin. Und Wajda hatte sich in jenem Haus mit Streit getroffen, von dem Rabier behauptete, er hieße eigentlich Wolf und sei Chef des Ostdeutschen Nachrichtendienstes.
    Sie waren allein in dem Haus gewesen. Kein Fahrer, keine Hausangestellten. Zehn Minuten nachdem Wajda seinen Mantel abgelegt und den Schlips gelockert hatte, ließ Streit ihn auf der Terrasse mit jener Nachricht, von der er am Flugfeld gesprochen hatte, allein.
    Doch so ausgesucht höflich und diskret er sich auch geben mochte, Wajda zweifelte keine Sekunde  daran, dass er für jene Nachricht einen Preis zu zahlen hatte.
    Fast ein Vierteljahrhundert hatte es gedauert, bis er endlich Gewissheit bekam.
    Jeder Federstrich auf dem zerknüllten Stück Papier, das Streit ihm ausgehändigt hatte, traf ihn wie ein Stich ins Herz. 
    Nur einen Augenblick darauf kam der Zorn. Wie konnte sie VIERUNDZWANZIG Jahre warten, und dann meinen alles, was inzwischen geschehen war,  mit ein paar dürren Worten einfach so beiseite wischen zu dürfen?
    Als Streit zurückkam, hatte er zwei Gläser Scotch dabei.
    „ Wir wissen, dass KGB-General Jurij Andropow den August nicht in seiner Datscha am Schwarzen Meer verbrachte, wie alle Welt glaubte, sondern sich inkognito in einer Leningrader Klinik einer eingehenden Untersuchung unterzogen hat.
    Sie waren der einzige Ausländer in der Gruppe, die ihn untersuchte. Ein paar wichtige Leute in
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