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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)
Autoren: David Gray
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dann mit dem, womit sie gekommen war: einer einzigen Tasche.
    Sie stellte eine Kiste Schrotmunition für Steffens Jagdflinte zu Brot Schnaps und Konserven auf den Tisch.
    „ Wir können die Schafe und die Schweine freilassen. Wahrscheinlich schaffen  die es auch allein über den Winter.“
    Sie griff nach der Flinte, lud sie nach, legte sie dann auf den Tisch.
    „ Die Kühe schaffen es nicht allein. Das sind Milchkühe. Vielleicht finden sie draußen was zu fressen. Aber ihre Euter werden sich entzünden, wenn sie keiner melkt. Sie würden elend verrecken. Einer muss sich darum kümmern.“
    Noch immer standen fünf Milchkühe und ein Bulle im Hof und dem Stall.
    „ Das ist Schrot. Wenn du sie in den Kopf schießt, verwundest du sie vielleicht bloß. Also schieß ihnen ins Genick.“
    Sie schob mir die geladene Flinte über den Tisch zu. Sie hatte Recht. Ich steckte die übrigen Schrothülsen in meine Tasche.
    Die Männer, die ich im Wald erschossen hatte, hatten zumindest eine Chance gehabt sich zu wehren. Catherinas Kühe nicht. Sie vertrauten mir bis zum allerletzten Augenblick.
    Ich erschoss eine der Kühe und den Bullen draußen im Hof. Den Bullen zuerst. Ich schoss, er taumelte einige Meter brüllend umher, dann knickten seine Beine ein, er stürzte in den schmutzigen Schnee.
    Die Kuh zu Tode erschrocken vom Knall des Schusses, erstarrte. Ich trat einen Schritt auf sie zu. Schoss. Sie fiel wie der Bulle gefallen war. Ich hörte die übrigen Kühe im Stall brüllen. Die massigen dunklen Körper auf dem schmutziggrauen Schnee, gesprenkelt vom leuchtendrotem Blut. Plötzlich hatte ich den Bildern in meinem Kopf nichts mehr entgegenzusetzen. 
    Ich weiß, dass ich auch die übrigen drei Tiere erschossen habe. Doch wann immer ich mich daran zu erinnern versuche, mischen sich die Bilder und ich sehe Häftlinge statt Kühe. Häftlinge, die in der Mittagsonne auf dem Appellplatz in Birkenau nebeneinander am Boden kniend, den Genickschuss eines SS–Mannes erwarten.
    Als ich wieder aus dem Stall in den Hof hinaustrat, das Blut an meinen Händen und Hemd entdeckte, kotzte ich mir die Seele aus dem Leib.
    Zurück im Haus kippte ich mir Selbstgebrannten in den Hals, als glaubte ich tatsächlich daran, dass es irgendeinen Unterschied machte. 
    Neben der Tür stand eine bauchige dunkelbraune Ledertasche, darauf eine zusammengerollte Pferdedecke samt einem schweren, dunklen Mantel. Ich werde gehen, womit ich gekommen bin, hatte Catherina gesagt.
    Sie musste von irgendwo oben in die Küche zurückgekommen sein. Sie trug ein langes blaues Kleid, über das sie einen roten Wollpullover gestreift hatte.
    Bei den Konserven auf dem Tisch lag Steffens alte Mauser. Der Selbstgebrannte trieb einen warmen weichen Schauer über Magen und Hirn.
     „ Du siehst furchtbar aus. Überall Blut.“
    Ich lachte auf. Trat aber an den Spülstein und begann mich so gut es ging zu waschen. Sie schaute mir aus einiger Entfernung dabei zu.
    “ Leih mir deine Pistole, Hauptmann. Steffens Mauser ist leer geschossen.“
    Ich fuhr herum. Starrte sie an. Sie wusste, welcher Gedanke mir durch den Kopf schoss.
    „ So etwas tue ich nicht.“
      Ich zögerte trotzdem. Sie streckte fordernd die Hand aus. Ich gab nach. Ging in die Halle, zog die Pistole aus dem Koppel.
    Catherina nahm sie unbewegt entgegen, lud sie durch und drängte sich an mir vorbei zur Tür. Einen Augenblick verharrte ich regungslos in der Halle. Rannte dann zum Fenster in der Küche.  Ich sah sie zur Scheune gehen und mit einer Handvoll Hafer wieder auftauchen. Sie machte ihr Pferd vom Ring in der Stallwand los, ließ es am Hafer in ihrer Hand schnuppern, fütterte es. Strich ihm dann sanft über Nase und Hals, vergrub ihren Kopf in seiner Mähne. Ich erinnerte mich an die Nacht, in der sie zu mir kam: „Der Prinz ist weg, und er wird vielleicht auch nicht wiederkommen. Aber wenigstens ihr Pferd ist der kleinen preußischen Prinzessin geblieben.“
    Ich glaubte ihr nicht mehr. Stürmte hinaus. Ich kam zu spät: sie trieb ihr Pferd bereits im gestreckten Galopp die Auffahrt hinunter.
    Ich bin ein schlechter Reiter. Ich war aufgeregt. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, ehe ich auf eines der anderen Tiere aufgesessen war und ihr folgen konnte.
    Ich hörte den Schuss bevor ich sie sehen konnte. Irrsinnig vor Panik und Angst stieß ich meinem Tier die Stiefel in die Flanke.
    Dann: ein leuchtend bunter Fleck vorm Schwarzgrau des Waldrandes und strahlenden Weiß des Schnees. Sie hatte ihr
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