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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)
Autoren: David Gray
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diesem Land machen sich seitdem große Sorgen um den General. Andere wetzen bereits die Messer, weil sie meinen, er habe nicht mehr allzu lange zu leben.
    Aber gerade jetzt sind die Dinge hier und anderswo in Bewegung geraten. Vielleicht wird sich schon bald einiges ändern.
    Der General ist ein guter Freund. Und er ist kein Betonkopf. Einige Leute hier zählen auf ihn. Doch wenn Dinge erst einmal in Bewegung geraten, kann aus einem kleinen unbedeutenden Erdrutsch sehr schnell eine Lawine werden. Sollte es also soweit kommen, ist es besser, sehr genau zu wissen, wie lange man auf seine Freunde zählen kann. Finden Sie nicht, Doktor Bronstein?“
    Wajda nippte von dem Scotch. Es verstimmte ihn, dass Streit ihn beständig mit seinem fast vergessenen Namen ansprach. 
    „ Was sind das für Leute, die sich solche Sorgen um den General  machen?“
    Wajdas Gastgeber zögerte.
    „ Solche, die wissen, dass jede Mauer früher oder später gefährliche Risse bekommt, wenn man nicht rechtzeitig für ein paar Tore darin sorgt.
    Männer, die sich klar darüber geworden sind, dass es höchste Zeit ist, einigen Leuten auf der anderen Seite der Mauer in ihrem Bemühen die Lage in Europa ein wenig zu entspannen, ein paar Schritte entgegenzukommen.“
    Streit nahm Wajdas leeres Glas entgegen, wandte sich um und ging ins Haus zurück. Als er zurückkehrte, waren die Gläser in seiner Hand wieder gefüllt.
    Ein Geschäft war ein Geschäft. Und so weit Wajda es übersehen konnte, tat er niemandem weh, indem er Streit gab, was er verlangte.
    „ Richten Sie den Freunden des Generals aus, solange er nur ein wenig mehr auf sich acht gibt, hat er gute Chancen ziemlich alt zu werden.“
    Eine Weile sahen beide still über den See.
    „ Verraten Sie mir, wie Sie an diese Nachricht für mich gekommen sind?“
    Streits Gesicht überzog ein fast unmerkliches Lächeln.
    „ Lassen Sie es mich mal so ausdrücken: Manche Leute haben nicht nur einen Arbeitgeber. Ganz besonders gilt das für solche, die auf beiden Seiten der Mauer Geschäfte machen.“
    In Wajda stieg ein Gedanke auf. Vielleicht war er verwegen. Doch was Mut ausmachte war Erwartung und nicht Angst. Und  eine Chance wie diese würde er wahrscheinlich nie wieder bekommen.
    „ Ich nehme an, Sie sind in diesem Land ein mächtiger Mann?“
    Streit zuckte die Achseln.
    „ Nicht mächtig. Aber mit gewissen Möglichkeiten.“
    Wajda ließ die Eiswürfel in seinem Whiskyglas klirren.
    „ Männer mit gewissen Möglichkeiten pflegen Umgang mit anderen Männern mit gewissen Möglichkeiten. Und manchmal schulden ihnen diese anderen Männer sogar gewisse Gefallen.“
    „ Möglich, aber offen gestanden – nicht sehr wahrscheinlich …“
    Wajda trank den Scotch aus.
    „ Ich bin ein alter Mann. Im Alter neigt man zu Sentimentalitäten. Man sehnt sich nach den Orten seiner Jugend zurück. Was mich angeht, so sehne ich mich nach Paris.“
    Bis zu dem Morgen, an dem die Einladung zu dem Kongress in Paris auf seinen Schreibtisch landete, konnte Wajda nicht sicher sein, ob Streit ihn wirklich verstanden hatte.
    Doch als ihm schließlich nach der Einladung auch Pass und Ausreisevisa auf den Schreibtisch flatterten, war das längst keine Überraschung mehr für ihn.
     
     
    Jetzt und hier – ein Jahr später in Paris - wandte Wajda sich Rabier zu, der im Wagen sitzen geblieben war.
    „ Begleiten Sie mich nicht?“
    Rabier schüttelte den Kopf.
    „ Ich bin nur ein besserer Bote. Mein Teil ist erledigt, sobald Sie durch diese Tür gegangen sind.“
    Wajda zuckte die Achseln und warf die Wagentür zu. Auf den wenigen Schritten, die er bis zur Tür des sandfarbenen Hauses zurückzulegen hatte, dachte er an jene Nachricht, die ihm Streit in Ostberlin überbracht hatte.
    Wajda hatte nicht gelogen, als er Natalie versicherte, er hätte nie nach Catherina gesucht. Doch in seinen Träumen war sie  all die Jahre bei ihm gewesen.
    In seinen Träumen sah er sie über den Hügel hinweg wieder auf ihn zu reiten.
    In seinen Träumen sah er noch einmal den gelben Schimmer, der in ihre grünen Augen kroch, als sie gegen Ende dieser ganz besonderen Nacht zu ihm kam.
    In seinen Träumen umhüllte ihn der Duft ihrer Haut wie ein Mantel aus Wärme und Trost. In seinen Träumen tanzten sie zur Musik, die nur sie im Herzen der Finsternis hatten hören können.
    In seinen Träumen klang ihre Melodie wie leise drängendes Rufen über ölig stille See.

Nachwort
     
    Fiktionen beginnen seit jeher mit einer Frage. Die
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