Wolfsflüstern (German Edition)

zu töten, die Sehnsucht nach dem Aufgehen des Mondes, der einem die Macht über Leben und Tod schenkt. Diesen nagenden Hunger, der die Bereitschaft weckt, ausnahmslos alles zu tun, um ihn zu stillen. Aber wir werden darüber hinwegkommen. Zusammen. Du wirst sehen.«
    Gina schluckte. »Jase ist tot.«
    »Der Jase, den du kanntest, ja. Das Monster, zu dem er wurde …« Teo schüttelte den Kopf. »Der Nahual ist immer noch da. Wir müssen sicherstellen, dass er niemals entkommt.«
    »Was, wenn ich seine Stimme wieder höre?«
    »Tust du das?«
    »Nein.« Sie legte den Kopf schräg und lauschte. »Zumindest bisher noch nicht.«
    »Wenn wir die Menschen von dort fernhalten können, wird die Stimme der Kreatur verstummen.«
    »Die Stimme des Nahuals wird niemals verstummen«, widersprach Gina. »Und er wird niemals sterben.«
    »Aber er wird zum Schweigen gebracht.« Teos Augen hatten die Farbe graugrünen Rauchs angenommen. »Mehr können wir nicht tun.«
    »Jase …« Ihre Stimme brach. »Es ist alles meine Schuld.«
    »McCord hat sich entschieden, dieser Bestie Zugang zu seinem Körper und seinem Geist zu gewähren, um dich – uns – zu verletzen. Wie könnte das deine Schuld sein?«
    »Indem ich dich wählte, habe ich sein Schicksal besiegelt.«
    »Indem er den Nahual wählte, hat er sein eigenes Schicksal besiegelt.«
    Das Gleiche hatte Elise gesagt. Und nun begann die Wahrheit dieser Worte Früchte zu tragen.
    »Es gibt Opfer zu beklagen«, fuhr er fort. »Wenn du nicht willst, dass diese Opfer umsonst waren, musst du anfangen, das Leben zu leben, das dir bestimmt ist. Ein Leben auf der Sonnenseite. Mit einem Lächeln im Gesicht.« Er streichelte ihre Wange. »Zusammen mit mir.«
    Obwohl die Erinnerungen noch immer da waren und an der Peripherie ihres Bewusstseins umhergeisterten, begann eine strahlend helle Hoffnung, sie zurückzudrängen. Gina würden bestimmt noch lange Zeit schreckliche Träume plagen, schlimmstenfalls für immer. Aber Elise hatte recht; sie durfte den Dämon nicht gewinnen lassen.
    Gina schmiegte die Wange in seine Hand. Sie würde sich nie wieder nach dem Mond verzehren, dafür würde sie sich zeitlebens nach Teo verzehren.
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Epilog
    Matt saß auf der Couch und betrachtete zusammen mit Edward den Sonnenuntergang. Mehrere Pferde – wenn auch nicht alle – hatten den Weg nach Hause gefunden und grasten nun friedlich auf der Koppel. Matt war heilfroh gewesen, festzustellen, dass Spike darunter war.
    Auf der Ranch ging es ziemlich ruhig zu. Die verbliebenen Gäste waren mit demselben Helikopter ausgeflogen worden, der Gina und Matt in Sicherheit gebracht hatte. Mandenauer zufolge waren sie gebrieft .
    Was eine hübsche Umschreibung dafür war, dass sie nun wussten, was sie zu sagen, zu tun und zu denken hatten in Bezug auf das, was ihnen auf der Nahua Springs Ranch widerfahren war. Matt tippte darauf, dass in etwa fünf Jahren ein neues und überaus populäres Videospiel herauskommen würde, das von aztekischer Mythologie handelte. Zauberer, Werwölfe, Menschenopfer – wie sollte Derek da widerstehen? Matt fragte sich, ob Edward es zensieren würde.
    Mandenauer hatte seine besten Ingenieure mit dem allerneuesten Gerät zum Baum des Lebens geschickt. Sie würden dafür Sorge tragen, dass die Grabkammer des Nahuals fortan ungestört blieb.
    Matt hatte da allerdings seine Zweifel. Auch Tonnen von Erde würden das Monster nicht für immer unter sich begraben können.
    Isaac und Fanny schienen sich allmählich mit Jases Verlust abzufinden. Dass er sich dazu entschieden hatte, eins mit dem Nahual zu werden, und dadurch jedermanns Tod oder Verwandlung, selbst die seiner eigenen Familie, billigend in Kauf genommen hatte, um seinen ruchlosen Plan in die Tat umzusetzen, trug viel dazu bei, sie davon zu überzeugen, dass Jase zwar nicht wahrhaftig tot war, man ihn aber auch kaum mehr als lebendig bezeichnen konnte.
    Monster waren irgendetwas dazwischen.
    Dass Jase seinen eigenen Großvater gefesselt und in die Speisekammer gesperrt hatte, um Matt kidnappen und Gina in einen Werwolf verwandeln zu können, hatte ihnen geholfen, die Wahrheit zu akzeptieren. Den Jase McCord, den sie kannten, gab es nicht mehr.
    Edward war noch immer wütend darüber, dass er sich von dem Nahual hatte übertölpeln lassen. Er hatte gewusst, dass das Wesen sich durch Rauch manifestierte, doch als plötzlich eine Rauchwolke aufgestiegen war, hatte er den Zusammenhang nicht hergestellt. Die