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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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fuhr mit der scharfen Kante über seinen Arm. Blut quoll hervor; er tauchte den Finger hinein und begann zu zeichnen.
    »Nicht genug«, murmelte er. Er brauchte eine größere Wunde.
    Ein leises Rumpeln, gefolgt von trappelnden Wolfspfoten veranlasste Matt, auf die erstbeste Idee, die ihm in den Kopf schoss, Zugriff zu nehmen. Er duckte sich hinter die steinerne Tür, dann zog er sie so dicht wie möglich an seinen Körper. Er saß in seinem schmalen Versteck in der Falle, aber zumindest konnte ihm der Nahual nicht die Kehle herausreißen.
    Ein Knurren ertönte, dann warf sich auf der anderen Seite etwas so heftig gegen die Tür, dass sie mit voller Wucht gegen Matts Brustkorb krachte und dieser durch seine Schulterblätter hindurch in die Wand hinter seinem Rücken gepresst zu werden schien.
    Matt rang nach Luft, während er seine Gedanken sortierte. Er brauchte Blut – eine Menge, und das schnell. Es gab hier kein Messer, dafür aber Reißzähne. Der Nahual hatte welche. Mandenauer zufolge gab es ein Heilmittel für Lykanthropie. Er würde den Mann beim Wort nehmen.
    Falls sie überlebten.
    Bevor er seine Meinung ändern konnte, streckte er das Bein hinter der Steintür hervor, und eine Sekunde später schlug die Bestie die Zähne in seine Wade.
    Matt schrie auf und krallte die Finger in die Türkante. Der Nahual riss einen mundgroßen Bissen Fleisch heraus, und Blut spritzte. Matt zog das Bein blitzschnell zurück.
    Dann erkannte er die Lücke in seinem Plan, die so weit aufklaffte wie das Loch in seinem Unterschenkel. Wie sollte er es anstellen, einen Kreis um das Bild zu ziehen, während er hinter einer Tür kauerte, damit der Nahual sich nicht auf seine Kehle stürzen konnte?
    »Ich habe nie behauptet, er wäre narrensicher«, grummelte er.
    Sengender Schmerz fraß sich durch seine Venen. Seine Sicht verschwamm. Für einen Augenblick war er irgendwo anders; er rannte über die Ebene und jagte eine Gruppe …
    Zack . Matt war zurück in seinem Körper und hielt sich weiter an der Tür fest, während der Nahual auf der anderen Seite knurrend auf und ab trottete.
    Waren das Teenager gewesen?
    Matt schüttelte den Kopf. »Ich habe nie irgendwelche Jugendlichen gejagt. Ich bin auch nie auf vier Pfoten gelaufen.«
    Noch nicht .
    »Mandenauer!«, brüllte er.
    Er hatte weder Schüsse noch Schreie gehört, sondern nur ein Poltern. Vielleicht hatte der alte Mann einfach nur seine Waffe fallen gelassen.
    Als würde das je passieren.
    Ein weiteres gedämpftes Rumpeln ertönte in einiger Entfernung, und Matt schöpfte neuen Mut. Edward war nicht tot. Er war …
    Ein zweites Knurren hallte von den Steinwänden wider. Matt riskierte einen vorsichtigen Blick, als der rötlich-braune Wolf sich aus der Dunkelheit schälte.
    Gina witterte Blut, und sie wollte es, brauchte es, verzehrte sich danach, wie sie sich nach dem Mond verzehrte. Sie war halb wahnsinnig vor Hunger. Als sie den Duft des Mannes einfing, der nach Orangen roch, war es mit ihrer Beherrschung vorbei.
    Wer wagte es, ihr streitig zu machen, was ihr gehörte?
    Sie setzte zum Sprung an und stürzte sich auf ihren Schöpfer, der zwischen ihr und ihrer Beute stand. Sie genoss den Kampf in vollen Zügen. Die Kollision von Körpern, das Schnappen von Zähnen, das Reißen von Fleisch, dann das Spritzen von Blut, das wie dicke Regentropfen auf die Erde platschte. Der Kampf drängte die Erinnerung an den Sirenenruf des Wahnsinns zurück, der sie dazu verlockte, den Mond anzuheulen, mit den Pfoten zu scharren und zu jaulen, bis die kreischenden Stimmen aus ihrem Kopf verschwanden. Sie waren laut, diese Stimmen, und sie taten ihren Ohren weh, während gleichzeitig der quälende Hunger seine rasiermesserscharfen Krallen in ihren Magen schlug.
    Hinter diesen Stimmen wisperte eine andere, dass Gina ihren Schöpfer nicht töten konnte – im wörtlichen Sinn –, dass das hier töricht, selbstmörderisch, falsch war. Aber der Hunger, der Duft von Orangen und Blut, gepaart mit dieser Spinnwebe von einer Erinnerung – das Lachen eines Mannes, seine Küsse, seine Berührung, die Gefühle, die er in ihr geweckt hatte. Jedes Mal, wenn sie zu wissen glaubte, wer sie war, kam eine neue Erinnerung an die Oberfläche, um sie zu verwirren und die Verlockung dieses Wahnsinns zu verstärken.
    Doch Grausamkeit, Blut und Schmerz – sie verankerten sie in diesem Körper und stärkten den Wolf, von dem sie wusste, dass er ihre Identität war. Ihr Schöpfer würde niemals sterben? Umso
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