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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)
Autoren: Elli H. Radinger
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auch Rabies- oder Lyssavirus genannt. Tollwütige Tiere (oder auch Menschen) scheiden das Virus mit ihrem Speichel aus. Der Mensch infiziert sich in der Regel durch den Biss eines erkrankten Tieres oder das Belecken einer verletzten Hautstelle. Sind Viren durch eine Bisswunde eingetreten, wandern sie entlang der Nervenbahnen bis zum Gehirn und führen dort zu einer Entzündung der Nervenzellen. Vom Gehirn aus verbreitet sich das Virus in die Körperorgane. Ist das Virus durch den Biss direkt in die Blutbahn gelangt, erreicht es das Zentralnervensystem sehr viel schneller. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel drei bis acht Wochen, selten kürzer als neun Tage, in Einzelfällen bis zu einem oder sogar mehreren Jahren.
    Das Besondere an einer Tollwuterkrankung ist, dass sie, wenn einmal die typischen Symptome ausgebrochen sind, nicht mehr heilbar ist und tödlich verläuft. Es gibt jedoch einen Fall in den USA, wo eine junge Frau, die von einer Fledermaus gebissen und mit Tollwut infiziert worden war, geheilt wurde, indem sie in ein künstliches Koma versetzt und mit antiviralen Mitteln behandelt worden ist. Weitere Heilungen sind nicht bekannt.
    Bisswunden, die von einem tollwütigen Wolf stammen, sind gefährlicher als die von anderen Tieren. Die Wunden sind groß und tief und befinden sich meist am Hals oder im Gesicht.
    Ein von Tollwut befallener Mensch ist extrem licht- und zugempfindlich und wasserscheu. Durch Muskelkrämpfe kann er den vermehrten Speichelfluss oft nicht schlucken, was zum typischen Speichelfluss aus dem Mund führt. Ein erkrankter Mensch kann auch völlig unvorhersehbar auf Geräusche oder optische Reize reagieren, und zwar in Form von Krampf- und Wutanfällen bis zum Toben, Schreien, Schlagen, Beißen, Treten und anderen Gewaltäußerungen. Für Menschen, die keine Ahnung von der Krankheit haben, kann dies ein entsetzlicher Anblick sein. Entsprechend brutal ging man früher gegen die Kranken vor: Die häufigste Methode, die Tollwut im Anfangsstadium zu behandeln, war das meist vergebliche großflächige Ausbrennen der Wunden mit einem glühenden Eisen. Wenn die anschließende Behandlung mit Kräutern und Medizin nichts mehr half und die typischen Symptome auftraten, band man die Kranken fest, sperrte sie ein oder erstickte sie, um ihre Qualen zu beenden.
    Tollwut war bis ins letzte Jahrhundert eine in Europa weitverbreitete Krankheit. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben heute noch weltweit jährlich etwa 55.000 Menschen an ihr. Vermutlich ist mit einer erheblichen Dunkelziffer, insbesondere in Asien und Afrika, zu rechnen. Die Hälfte der Todesfälle weltweit betrifft Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Ungefähr 10 Millionen Menschen werden jährlich nach einem Verdacht, sich der Tollwut ausgesetzt zu haben, behandelt. In 99,9 Prozent der Fälle wurden sie von einem Hund gebissen. In den letzten Jahren sind vereinzelt Fälle von Tollwutinfizierungen durch Organtransplantationen vorgekommen, zuletzt im Februar 2005 in Marburg.
    Deutschland gehört zu den Ländern Europas, in denen durch systematische Bekämpfungsmaßnahmen, vor allem durch die orale Immunisierung der Füchse, die Tollwut bei Wild- und Haustieren getilgt werden konnte. Der letzte Tollwutfall in unserem Land trat im Februar 2006 bei einem Fuchs in der Nähe von Mainz auf. Die orale Immunisierung wurde noch bis einschließlich Frühjahr 2008 durchgeführt; nach internationalen Kriterien sind weitere Impfaktionen in Deutschland somit nicht mehr erforderlich. Haus- und Wildtiere, insbesondere Füchse, werden jedoch weiterhin diesbezüglich überwacht.
    Neben Deutschland erlangte auch die Schweiz, Finnland, die Niederlande, Italien, Luxemburg, Frankreich, Belgien sowie die Tschechische Republik durch die orale Immunisierung der Füchse offiziell den Status »tollwutfrei«. Als frei von terrestrischer Tollwut gelten seit langem auch Spanien (nicht die nordafrikanischen Exklaven Mellila und Ceuta), Portugal, Großbritannien, Irland und die skandinavischen Länder. In Ländern wie Polen, der Slowakei, Ungarn und Estland sind in den letzten Jahren nur noch sporadisch Einzelfälle gemeldet worden. In allen anderen europäischen Ländern bleibt die Tollwut bei Wild- und Haustieren nach wie vor noch ein Problem.
    Für in Deutschland lebende Menschen bestehen gegenwärtig erhöhte Infektionsrisiken fast ausschließlich bei Reisen in Länder mit endemischem Vorkommen der Tollwut. Der letzte Tollwutfall bei einem
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