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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Autoren: Eileen Wilks
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seine Augen schauten irgendwie ins Leere – so, als würde er gar nichts sehen. Seine Augen … ich fragte ihn, ob er verletzt sei und wo. Da hat er sich umgedreht und den Schläger vom Rücksitz geholt. Er hat ihn mir gegeben. Hat kein Wort gesagt, hat ihn mir einfach hingehalten. Es dauerte noch zwei Stunden, bis er etwas gesagt hat. Auf einmal schien er aufzuwachen. Er trug ein Krankenhaushemd – dahin hatten wir ihn gebracht, ins Krankenhaus – aber es klebte immer noch Blut an ihm. Er hat das Blut gesehen und gedacht, er hätte einen Autounfall oder so etwas Ähnliches gehabt. Hat sich an nichts mehr seit dem Frühstück erinnert.«
    »Haben Sie ihn ins Krankenhaus begleitet?«
    »Nein. Nein, ich bin zu seinem Haus gefahren, um zu sehen, ob das Blut daher kam. Da habe ich dann den armen Bill Watkins gefunden, bewusstlos. Bingham – das ist einer meiner Deputys – hat Roy Don ins Krankenhaus gefahren.«
    Sie nickte. »Also waren Sie nicht bei ihm, als er wieder, äh, zu sich kam.«
    »Nein, aber Bingham hat es mir erzählt. Er ist ein guter Mann. Sehr wachsam.«
    »Er ist kein Empath. Selbst wenn Ihre Gabe durch den Zauber gehemmt ist, würden Sie trotzdem mehr wahrnehmen als jemand ohne Gabe. Sie haben immer noch ein gutes Gespür für Menschen.« Was sie auf eine Idee brachte. »Mit mir funktioniert es aber möglicherweise nicht. Vielleicht blockiert meine Gabe Ihre.« Vielleicht war das der Grund, warum er sie nicht mochte oder ihr nicht vertraute.
    »Normalerweise rede ich nicht darüber.«
    Wem sagen Sie das . Bevor sie zum FBI gewechselt war, hatte Lily nie darüber gesprochen, dass sie eine Sensitive war. In der Vergangenheit waren Sensitive nur allzu oft dazu benutzt worden, um Menschen mit Gabe oder Andersblütige zu outen, und das wollte sie nicht. Sie hatte sich erst daran gewöhnen müssen, offen mit ihrer besonderen Fähigkeit umzugehen. Jetzt, dachte sie oft, verstand sie, wie sich ein Homosexueller nach seinem Coming-out fühlte. »Die Zeiten haben sich geändert.«
    »Ja, kann sein. Fragen Sie mich, was ich gespürt habe, als Roy Don aus dem Auto gestiegen ist. Als er mir den Schläger gegeben hat.«
    »Was haben Sie gespürt?«
    »Nichts. Als wenn er gar nicht da gewesen wäre.«
    »Haben Sie dieses Gefühl auch bei mir?«
    »Nein, Sie sind da. Wie hinter einer verschlossenen Tür, aber Sie sind da. Das Gefühl hatte ich bisher noch bei keinem. Bei niemandem. Bethany Whites Tochter ist geistig behindert. Sehr schwer. Trägt Windeln, kann nicht alleine essen, aber sie ist da . Roy Don war es nicht. Er hat seinen Lieferwagen in die Stadt gefahren, ist zu mir gekommen und hat mir den Schläger gegeben. Und die ganze Zeit war er nicht in seinem Körper.«
    Mist. Lily wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber sicher nichts Gutes. Sie warf Deacon einen kurzen Blick zu. »Ist er immer noch abwesend?«
    »Ich würde nicht sagen, dass er zurechnungsfähig ist, aber er ist anwesend. Haben Sie eine Idee, was so etwas mit einem Mann machen kann? Ich meine, Sie sind sich sicher, dass Magie angewendet wurde, also …« Er zögerte und senkte seine Stimme, als wäre das, was er sagen wollte, ihm peinlich. »Könnte Roy Don besessen gewesen sein? Ich weiß, das ist eigentlich ein Ammenmärchen, aber –«
    »Nein, Besessenheit gibt es wirklich, und Dämonen können von einer Welt in die andere wechseln, wenn sie gerufen werden, aber das kommt nur sehr selten vor. Beinahe alle Beschwörungszauber sind während der sogenannten Säuberung verloren gegangen.«
    »Beinahe alle?«
    Sie winkte ab. »Der Punkt ist, dass die Magie, die ich berührt habe, nicht von einem Dämon stammte.«
    »Sie sagten, sie sei nur schwach gewesen.«
    Aber nicht orangefarben. Dämonen lösten etwas in ihrer Gabe aus, das ihre Wahrnehmung synästhetisch machte. Sie fühlten sich wie eine Farbe an, nicht wie ein Stoff. »Dämonenmagie ist einzigartig. Nichts fühlt sich so an. Und es ist vier Tage her. Wenn Meacham besessen gewesen wäre und der Dämon ihn aus irgendeinem Grund verlassen hätte, hätte er sofort einen anderen Wirt gefunden oder mehrere Wirte hintereinander. Und es hätte weitere Morde gegeben.«
    »Wenn er keinen anderen Wirt gefunden hat –«
    »Er hätte Meacham nicht ohne jemanden, den er in Besitz nehmen konnte, verlassen. Ein einmal beschworener Dämon braucht einen Wirt. Nur so kann er hierbleiben.« Eigentlich war die Sache komplizierter, und auch Lily wusste nicht alles darüber. Aber sie kannte einen
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