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Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Autoren: Eileen Wilks
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hören, wie die Drachen die heraufziehende Nacht besangen. Fast.
    Sie schreckte auf.
    Magie zuckte und blitzte über jeden Zentimeter ihrer nackten Haut, eine Welle roher Kraft, als wenn eine Tür sich geöffnet hätte und nun der Wind hineinblies. Ihr Herz stockte, und als sie den Atem einsog, prickelte Magie ihren Hals hinunter, etwas, was bisher noch nie passiert war.
    Dann war es vorbei, wie eine magische Windhose, die weitergezogen war. Sie drehte sich um, um es Rule zu sagen.
    Seine Augen waren schwarz. Nicht nur dunkel, sondern ganz schwarz. Das Weiße war verschwunden. Die Augen eines Tieres. An seinem Kiefer zuckte ein Muskel, und seine Hände hatten die Armlehnen des Stuhls so fest gepackt, dass es ein Wunder war, dass er sie nicht auseinandergebrochen hatte.
    „Alles in Ordnung?“, fragte sie erschrocken.
    Er sah sie aus blinden schwarzen Augen an. „Gib mir einen Moment“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Jemand schrie. Zuerst dachte sie, es wäre wegen Rule, aber gleich darauf folgte ein zweiter Schrei, und dieses Mal kam er von der Bühne.
    Sie wandte den Blick dorthin und sah noch die letzten Sekunden der Verwandlung.
    Wahrscheinlich wusste niemand sonst im Publikum, was da gerade vor sich ging. Es war unmöglich, das Bild zu beschreiben – ein Riss in der Wirklichkeit, in dem Formen vor- und wieder zurückglitten, wie ein Möbiusband auf Speed.
    Aber Lily sah so etwas nicht zum ersten Mal. Sie wusste, was hier passierte. Sehr bald würde auf der Bühne ein Werwolf stehen. Und dieser Werwolf würde verwirrt und verängstigt sein. Was sich nicht gut mit verwirrten und verängstigten Menschen vertrug.
    Lupus , rief sie sich in Erinnerung, als sie sich erhob und an den Menschen vorbeiging, die neben ihr in der Reihe gesessen hatten. Nicht Werwolf. Heutzutage musste man sie Lupi im Plural und Lupus im Singular nennen. „Polizei“, fuhr sie einen bulligen Mann an, der aufgestanden war, um zu sehen, was auf der Bühne vor sich ging. „Setzen Sie sich hin.“
    Er gehorchte. Sie trat in den Gang hinaus. Auf der Bühne herrschte das reinste Chaos. Sänger stolperten blindlings übereinander, Musiker ergriffen die Flucht. Der Dirigent hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er schrie das Orchester an, wenn auch nicht in Englisch.
    Schnell warf sie einen Blick zurück zu Rule. Er hatte sich nicht bewegt. Der Drang, sich zu verwandeln, war wohl zu stark, vermutete sie. Wenn er in seiner Konzentration nur einen Moment nachließe, würde er den Kampf verlieren. Und dann hätten sie es mit zwei Wölfen zu tun, die den Menschen Angst einjagen würden.
    Sie war nicht bewaffnet. Bei einem Abend im Kennedy Center wäre ein Schulterhalfter nicht das passende modische Accessoire gewesen, daher hatte sie es im Auto gelassen.
    Das war wahrscheinlich ohnehin kein Problem, das mit einer Schusswaffe zu lösen war. Sie rannte den Gang hinunter zur Bühne. Auch andere Leute im Publikum waren jetzt aufgestanden. Es würde nicht lange dauern, bis aus der Verwirrung Panik würde und sie alle auf die Notausgänge zustürmten.
    „Polizei!“, schrie sie jetzt. „Setzen Sie sich alle hin und bleiben Sie ganz ruhig. Sie sind nicht in Gefahr.“ Wenigstens gab es keinen Orchestergraben. Sie stemmte sich hoch auf die Bühne – nicht sehr graziös in ihrem kurzen Rock, aber das war nicht zu ändern. Der Chor hatte auf einem Treppenaufbau hinter dem Orchester gestanden. Die meisten Stufen waren jetzt leer, nur einige Menschen kletterten noch hastig herunter. Am Ende der höchsten Reihe lag eine Frau stöhnend am Boden.
    Aber um den Wolf herum war niemand. Er stand am Fuß der Stufen, ein großes Tier, aber kleiner als Rule in seiner Wolfsgestalt. Rötliches Fell. Das Nackenfell gesträubt. Die Zähne gefletscht.
    Der Dirigent schrie ihn an.
    „Idiot“, murmelte sie leise und hastete mit großen Schritten zu ihm hin und packte ihn an der Schulter. „Seien Sie still.“
    Er wandte sich um, die Augenbrauen fuhren nach oben, der Mund formte sich zu einem überraschten O.
    „Sie schreien einen Wolf an. Das mag er nicht.“ Obwohl unter dem Fell und hinter dem Knurren ein Mann war, schien der Wolf im Moment die Oberhand zu haben.
    „Aber er hat die Aufführung ruiniert! Er hat alles ruiniert!“
    „Das ist nicht seine Schuld. Wie heißt er?“
    „Was? Wie er heißt? Warum?“
    „Sagen Sie mir einfach, wie er heißt.“
    „Paul. Paul Chernowich.“
    „Okay. Die Leute sind in Panik ausgebrochen. Eine
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