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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde
Autoren: Shirlee Busbee
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auf der einen Seite und ihrem siebzehnjährigen Bruder Adrian auf der anderen, konnte sie deren Enttäuschung und wachsendes Unbehagen beinahe spüren.
    Und es ist an mir, gestand sie sich betrübt ein, diese Katastrophe in eine Art von … Sieg zu verkehren.
    Mit achtundzwanzig war sie die Älteste der Geschwister, über zehn Jahre älter. Seit dem Tod ihrer Mutter vor eineinhalb Jahren und dem fünf Jahre davor erfolgten ihres Vaters, eines mittellosen Captains in einem Linienregiment, war sie das Familienoberhaupt und Vormund ihrer Geschwister. In dieser Rolle hatte sie die Entscheidung getroffen, die rußige Luft Londons zu verlassen und aufs Land zu ziehen. Es würde ein Abenteuer sein, hatte sie ihren Geschwistern gesagt. Sie waren zwar ihrem Vater in viele Länder der Erde gefolgt, aber es hatte sie nie nach Cornwall verschlagen; und es gab nichts, was sie in London hielt.
    Die kärgliche Pension, die ihnen wenigstens ein paar Annehmlichkeiten des Lebens ermöglicht hatte, war mit dem Tod ihrer Mutter erloschen, sodass die letzten Monate schwierig gewesen waren. Es hatte Zeiten gegeben, in denen sich Daphne gefragt hatte, wie sie nur die kleine bescheidene Wohnung halten sollten, die sie in einem weniger eleganten, aber respektablen Stadtteil Londons gemietet hatte. Sie hatten keine Familie, wenigstens keine, von der sie wussten, um sich an sie zu wenden. Sie standen kurz davor, völlig zu verarmen, und da sie die Erziehung für Mitglieder der guten Gesellschaft genossen hatten, besaßen sie auch wenig Kenntnisse und Fertigkeiten, um ihren Weg auf sich allein gestellt zu machen.

    Daphne hatte gewusst, dass etwas geschehen musste, aber was? Die Frau, die zweimal pro Woche gekommen war, um zu putzen und zu kochen, mussten sie innerhalb weniger Tage nach dem Tod ihrer Mutter entlassen. Glücklicherweise hatte Adrian sein letztes Jahr in Eton abschließen können, aber seine Pferde mussten verkauft werden, und sein Fechtunterricht war ebenso wie Aprils Mal- und Tanzstunden gestrichen worden. Es gab keine Ausflüge mehr zu Hatchard’s Book Shop, um rasch den neuesten Roman von Minerva Press zu erstehen, und sogar Miss Kettle, die Adrians und Aprils Kindermädchen gewesen war und später Gouvernante-Gesellschafterin, hatte sich eine andere Anstellung suchen müssen. Ketty zu verabschieden war schrecklich gewesen, und an dem Tag, an dem sie gegangen war, waren viele Tränen geflossen. Nichts jedoch schien das Dahinschwinden ihres Geldes aufhalten zu können. Egal, wie günstig sie einkaufte, gleichgültig, wie viele Annehmlichkeiten sie aufgaben, es war jeden Monat weniger Geld als vorher von dem kleinen Treuhandvermögen übrig, das Daphne von ihrer Großmutter mütterlicherseits vermacht worden war. Sie hatte gerade beschlossen, als Näherin arbeiten zu gehen - ein Ansinnen, das ihre Mutter, wäre sie noch am Leben, mit einem hysterischen Anfall quittiert und ihre Geschwister empört hätte - als der Brief des Notars Mr. Vinton eintraf.
    Er war ihr wie ein Geschenk des Himmels erschienen, ein Wunder, als sie die Nachricht erhielten, dass ihr Bruder Erbe eines entfernten Cousins aus Cornwall war, den sie alle nicht kannten. Dieses Erbe bestand nicht nur aus dem Titel eines Baronets, sodass ihr Bruder nunmehr Sir Adrian war, sondern auch - und viel entscheidender - aus einem Landgut und damit einem regelmäßigen Einkommen. Ungläubig
hatte Adrian seinen verblüfft lauschenden Schwestern den Brief laut vorgelesen. Auch wenn keine genaue Summe genannt wurde, schrieb Mr. Vinton, dass zusätzlich zu dem Pachtzins der Bauernhöfe, die zu dem Besitz gehörten, es einen fünfhundert Morgen großen Park und mehrere Obstgärten gab, die um das Gutshaus Beaumont Place lagen, sowie mehrere Nebengebäude.
    Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie waren übermütig durch die trostlose Wohnung getanzt, hatten zugleich gelacht und geweint. Adrian würde wieder Pferde halten können und einen Kammerdiener bekommen, erklärte er hochnäsig, aber mit übermütig funkelnden blauen Augen. Und April konnte wieder Unterricht im Zeichnen und Tanzen nehmen, vielleicht konnten sie sich sogar eine echte Gouvernante leisten. Und Daphne? Was sollte sie haben? Nun, hatte sie gesagt, sie würde zur Ruhe kommen und sich nicht länger Sorgen machen müssen, wie sie die neuen Stiefel für Adrian bezahlen sollte, nachdem er aus seinen alten herausgewachsen war, und hatte über Adrians schuldbewusste Miene gelacht. Sie und April hatten Adrian
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