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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage
Autoren: P Maar
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nicht schlecht«, lobte Herr Taschenbier. »Hast du es schon gekannt oder eben erst erfunden?«
    »Ganz frisch gedichtet!«, antwortete das Sams stolz, verbeugte sich und stieg aus seinem Boot.
    »Trotzdem muss ich dich bitten, die Schublade wieder einzuräumen, während ich mich jetzt wasche und anziehe«, erklärte Herr Taschenbier dem Sams.
    »Das ist ein Boot«, verbesserte es.
    »Dann wirst du eben das Boot einräumen.«
    »Noch vor dem Frühstück?«
    »Noch vor dem Frühstück! Ich wünsche es«, sagte er sachlich.
    Sofort machte sich das Sams an die Arbeit.
    »Sag mal, du hast ja überhaupt keine blauen Punkte mehr im Gesicht«, sagte Herr Taschenbier, als er dem Sams beim Aufräumen zusah. »Hast du dich gewaschen?«
    »Überhaupt keine Punkte?«, fragte das Sams erschrockenund hörte auf zu arbeiten. »Wo ist ein Spiegel?«
    »Ein paar Punkte sind noch da«, beruhigte es Herr Taschenbier. »Aber der große auf der Nasenspitze ist weg. Dabei möchte ich wetten, dass er vorhin noch zu sehen war.«
    »Du hast ihn doch gerade weggewünscht«, rief das Sams.
    »Ich?«, fragte Herr Taschenbier.
    »Ganz sicher!«
    »Rede keinen Unsinn!«, sagte er. »Wann soll ich denn diesen Punkt weggewünscht haben?«
    »Eben hast du doch gesagt, dass du es wünschst«, erklärte das Sams.
    »Dass ich was wünsche?«, fragte er zurück.
    »Du hast gewünscht, dass ich aufräume.«
    »Na, siehst du«, trumpfte Herr Taschenbier auf. »Aber nicht, dass dein Punkt verschwindet.«
    »Er verschwindet doch, wenn du dir etwas wünschst!«, rief das Sams.
    »Wer verschwindet?«, fragte Herr Taschenbier.
    Das Sams klopfte sich an den Kopf, fassungslos über so viel Dummheit. »Der Punkt!«, rief es. »Jedes Mal, wenn du dir etwas wünschst, verschwindet doch ein Punkt aus meinem Gesicht. Und wenn kein Punkt mehr da ist, kannst du dir nichts mehr wünschen.«
    »Warum soll ich mir dann nichts mehr wünschen können?«, fragte Herr Taschenbier.
    »Du kannst dir schon etwas wünschen, aber es geht nicht sofort in Erfüllung«, verbesserte sich das Sams.
    »Du willst damit sagen: Alles, was ich mir wünsche, geht in Erfüllung?«, fragte Herr Taschenbier aufgeregt.
    »Aber natürlich«, rief das Sams zurück. »Hast du das denn nicht gewusst?«
    »Nein! Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Das ist doch immer so bei Samsen.«
    »Aber das weiß ich doch nicht.«
    »Warum hast du dann immer gesagt: ›Ich wünsche‹, wenn du etwas von mir wolltest?«
    »Weil ich sehr schnell herausgefunden habe, dass du nur das tust, was ich will, wenn ich ausdrücklich sage: ›Ich wünsche es.‹«
    »Na, siehst du«, sagte das Sams.
    »Das sagt noch gar nichts«, wehrte Herr Taschenbier ab. »Wenn du zu mir sagst: ›Ich wünsche, dass du dich endlich anziehst‹, dann ziehe ich mich an. Deswegen kann ich noch lange nicht Wünsche erfüllen.«
    »Und wie war das, als du wünschtest, dass die Rotkohl auf dem Schrank sitzen soll? Und als du wünschtest, dass am Montag die Arbeit ausfällt?«, fragte das Sams zurück.
    »Das war reiner Zufall«, entgegnete Herr Taschenbier. »Die Rotkohl saß auf dem Schrank, weil die Leiter umfiel, und die Arbeit fiel aus, weil der Chef den Schlüssel verlegt hatte.«
    »Nein, nein, nein!«, schrie das Sams. »Das alles geschah nur, weil du es gewünscht hast.«
    Mit nachdenklichem Gesicht setzte sich Herr Taschenbier wieder auf sein Bett. Dann sah er das Sams an und sagte: »Ich wünschte, ich bekäme jetzt ein schönes Frühstück.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, da klopfte Frau Rotkohl an die Tür, kam ins Zimmer und stellte das Frühstückstablett auf den Tisch.
    »Aha«, schrie sie, als sie das Sams sah. »Ich habe es geahnt, Herr Flaschenbier. Nicht umsonst habe ich Ihnen das Frühstück aufs Zimmer gebracht, nicht umsonst! Ich wollte sehen, ob dieser Robinson noch hier ist. Ich gebe Ihnen zehn Minuten Zeit. Wenn der Bengel in zehn Minuten immer noch in meinem Haus ist, können Sie Ihre Koffer packen. Verstanden?«
    Damit rannte sie aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Na, siehst du!«, sagte das Sams.
    »Nichts sehe ich, überhaupt nichts!«, rief Herr Taschenbier. »Alles, was ich sehe, ist, dass sie mir halb gekündigt hat.«
    »Hast du das gewünschte Frühstück oder nicht?«, fragte das Sams.
    »Ich habe es«, gab er widerwillig zu. »Aber es kann wieder nur ein Zufall gewesen sein. – Ich weiß aber jetzt, wie ich mit Sicherheit herausbekomme, ob du wirklich Wünsche erfüllen kannst oder
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