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Wo Warst Du - Ein Septembertag in New York

Wo Warst Du - Ein Septembertag in New York

Titel: Wo Warst Du - Ein Septembertag in New York
Autoren: Anja Reich
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bei Macy's in Brooklyn.
     
    Liz und John sind kurz nach dem 11. September zurück in die Carroll Street gezogen. Liz' Mutter zog zu ihrem neuen Freund Eli in die Vorstadt. Liz hat mitten in der Finanzkrise angefangen, als Immobilienmaklerin in Park Slope zu arbeiten. Sie hat bislang eine Wohnung verkauft. John hat die Telefonfirma seines Vaters übernommen. Solange wir in New York lebten, feierten wir jedes Jahr mit ihnen Thanksgiving. Als wir nach Berlin zurückkehrten, haben sie uns in ihr Sommerhaus in Kanada eingeladen. Wir haben seitdem fast jeden Sommer dort verbracht.
     
    Debbie, Derek, Aviva, Richard, Teddy, Ari, Tinna, Paolo, Solveig, Theo, Liz, John, Jack und Elise haben uns in Berlin besucht.
     
    Unsere Nachbarin Kate ist immer noch Kommissarin der Fernsehserie
Law & Order
. Terry hat verschiedene Theaterstücke am Broadway inszeniert und in sechs Episoden der Fernsehserie
The Mentalist
mitgespielt. Dann musste er sterben. Terry und Kate haben sich getrennt. Terry wohnt immer noch im verwunschenen blauen Haus in der Carroll Street. Kate ist nach Cobble Hill gezogen.
     
    Kates Hunde Maggie und Frieda, Mikes Kater Pepper und Debbies krallenlose Katze sind verstorben, unser Kater Willi lebt mit uns Berlin.
     
    Aus Tinna und Vincent ist leider nichts geworden. Tinna ist immer noch die bestangezogene Frau in Park Slope.
     
    Barbara hat den 11. September überlebt, aber nicht ihre schwere Krebserkrankung. Sie starb im Frühjahr 2008 und wurde auf einem jüdischen Friedhof in Upstate New York beerdigt.
     
    Unsere Nachbarin Phyllis Chesler hat zwei Jahre nach dem 11. September ihr Haus in der Carroll Street verkauft und ist in die Upper East Side gezogen. Ihre Abneigung gegenüber der arabischen Welt ist unvermindert groß. Sie gilt inzwischen als rechte Feministin und sieht sich selbst in der Nähe von Geert Wilders. Die
New York Times
lehnt es heute ab, ihre Bücher zu besprechen.
     
    Aus der P.S. 321, Ferdinands Schule, sind am 11. September drei Väter gestorben, darunter Scott McBrian, der Vater von Chloe aus Ferdinands Klasse. In der Methodist Church, der Kirche an der Carroll Street, Ecke 7 th Avenue, veranstaltete Chloes Mutter einen öffentlichen Gedenkgottesdienst, hielt sich danach jedoch von jeglichen Erinnerungszeremonien fern. Sie engagierte sich weiter als Präsidentin des Elternkomitees der Schule, bevor sie zu ihrem Beruf als Lehrerin zurückkehrte. Sie unterrichtete Ferdinand und später auch Mascha im Fach Naturwissenschaften. Chloe beendet in diesem Sommer die Highschool und wird ab September aufs College gehen.
     
    Liz Philipps ist immer noch Direktorin der P.S. 321. Wenige Tage nach dem 11. September wurde in ihrer Schule eine neue Regel eingeführt, die eine heftige Diskussion unter Eltern und Lehrern auslöste. Bis heute ist diese Debatte nicht beendet. Die Regel besagt, dass jeden Morgen zu Schulbeginn der Eid auf die amerikanische Fahne geschworen werden soll. Die Mehrzahl der Lehrer weigerte sich, den Eid zu sprechen, einige Eltern und Lehrer bestanden jedoch darauf. Als Kompromiss lässt die Direktorin den Eid durch Lautsprecher in die Klassenzimmer übertragen, einmal in der Woche.
     
    Die Schülerlotsin, unser geliebter Pinguin, ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben. Ihr Name war Ms. Watkins. Zu ihrer Beerdigung sind viele Eltern und ehemalige Schüler gekommen.
     
     
    Sara Greenfield, Ferdinands ehemalige Lehrerin, unterrichtet noch an der P.S. 321. Kurz nach dem 11. September kaufte sie sich ein Haus im Viertel Sunset Park, wo sie heute mit ihrer Lebensgefährtin lebt.
     
    Kerstin ist inzwischen Chefin des New Yorker
Spiegel
-Büros. Sabine ist immer noch Filmproduzentin und hilft aus, wenn beim
Spiegel
jemand fehlt. Das Büro ist aus dem Dach-Bungalow in der Fifth Avenue ausgezogen, weil das alte Gebäude abgerissen werden soll. Heute sitzen die Kollegen im 34. Stock eines Büroturmes in der 40. Straße.
    Thomas und seine Familie verließen New York im Sommer 2002. Er arbeitete als Londoner Korrespondent des
Spiegel
und ist heute wieder Reporter in Berlin.
     
     
     
    Fünf Jahre nach dem 11. September hat Alexander die Menschen, mit denen er im Keller des Temple Court Buildings hockte, besucht. Eileen McGuire lebte inzwischen zurückgezogen im Weingebiet von Long Island. Sie hatte über 50 Beerdigungen ehemaliger Kollegen von Marsh & McLennan besucht. Steve Weiss studierte immer noch und wollte immer noch die Welt verändern. David Liebman und Steve
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