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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)
Autoren: Cathryn Constable
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den schmutzigen Scheiben herunter, so dass sie gar nicht erst zum Himmel aufschauen musste, der die typische Londoner Farbnuance hatte – waschwassergrau.
    »Unglaublich, wie viel Wasser der Himmel in London hat«, murmelte Sophie.
    »Und so geht das jetzt schon seit vier Tagen«, stöhnte Delphine. »Mich wundert nur, dass es dem Regen nicht langweilig wird. Ich meine, er könnte doch mal was anderes machen, als immer nur auf das blöde alte London runterzufallen?«
    »In Paris regnet’s doch auch manchmal«, sagte Sophie. »Oder nicht?«
    »Ja, klar! Aber in Paris ist sogar der Regen schön.«
    »Wenn es nur mal schneien würde«, wisperte Sophie. Ob der Traum vom Winterwald je wiederkommen würde? Vielleicht konnte sie ihn irgendwie zurückrufen?
    »Schnee? Spinnst du?«, rief Delphine schaudernd. »Der macht dir doch nur die Schuhe kaputt.«
    »Ja, aber das wäre mir egal«, sagte Sophie. »Stell dir doch mal vor: Eines Morgens wachen wir auf und alles sieht auf einmal ganz anders aus. Vielleicht wäre es sogar anders. Wie im Märchen. Im Ernst, Delphine, das wär doch super, wenn es ausnahmsweise mal kalt genug für Schnee wäre.«
    »Schnee ist nur auf der Piste gut«, widersprach Delphine energisch. »Mit Skiern unter den Füßen.« Sie streckte sich wieder und gähnte geziert wie eine Katze. »Sollen wir Marianne aufwecken?«, fragte sie, schwang ihre langen Beine über die Bettkante und wackelte mit den Zehen. »Sonst verpasst sie wieder das Frühstück.«
    »Ich weiß nicht, was ihr immer mit eurem Frühstück habt. Was ist so toll daran?«, stöhnte eine verschlafene Gestalt mit zerknittertem Gesicht und dünnem dunklem Haar, die jetzt unter ihrer braunen Steppdecke auftauchte.
    »Hey! Das Monster spricht ja!«
    Marianne blinzelte wie ein Maulwurf, tastete auf ihrem Nachttisch nach einer leicht verbogenen Metallbrille und schob sie sich auf die Nase. »Warum läufst du auf Zehenspitzen herum, Delphine?«, fragte sie.
    »Na, um meinen Kreislauf anzukurbeln«, sagte Delphine, dann blieb sie stehen und schleuderte den Kopf zwischen ihre Knie, um sich die Haare zu bürsten. »Und das hier verhindert Falten.«
    »Pah, lächerlich«, schnaubte Marianne. »Dafür gibt es nicht den geringsten wissenschaftlichen Beweis!«
    »Außerdem hast du gar keine Falten«, wandte Sophie ein. »Du bist doch erst dreizehn.«
    »In Frankreich macht man das eben so«, verkündete Delphine achselzuckend, als sei damit alles gesagt. Dann riss sie ihren Kopf wieder hoch, drehte ihre Haare zu einem seitlichen Knoten zusammen und fixierte ihn mit einer Haarnadel. Als Französin – obwohl Delphine nur zur Hälfte französisch war – hat man verdammt viel Stress, ganz zu schweigen von dem Zeitaufwand!, dachte Sophie grinsend.
    »He, aber heute lohnt sich das Aufstehen wenigstens!«, rief Marianne plötzlich und kickte in einem unerwarteten Energieschub ihre Steppdecke von sich. »Heute ist Donnerstag. Wir kriegen die Ergebnisse vom Geografietest!«
    Sophie stöhnte. Manchmal fiel es ihr verdammt schwer, sich nicht von Mariannes tollen Noten und Delphines Styling-Tick erdrücken zu lassen. Obwohl sie inzwischen fast schon resigniert hatte – sie war es ja gewohnt, die dritte Geige zu spielen.
    »Wir sollten uns jetzt anziehen«, sagte sie mit einem Blick auf ihre Uhr.
    »Gib mir noch zwanzig Minuten«, erwiderte Delphine, die einen blassrosa Morgenmantel überwarf, um in den Waschraum zu verschwinden.
    »Zwanzig Minuten?«, wiederholte Marianne und schnitt eine Grimasse.
    »So lange würde ich nicht mal brauchen, wenn ich alles doppelt machen würde«, sagte Sophie.
    »Ja, genau – deshalb seh ich ja auch so aus, wie ich aussehe. Und du – du siehst aus wie …« Aber irgendwie fand Delphine keine Worte für Sophies Aussehen. Sie hielt inne, als sei ihr etwas Wichtiges eingefallen.
    »Was?«, fragte Sophie.
    »Du bist eigentlich ganz hübsch«, sagte Delphine. »Gute Augenbrauen. Tolle Haut. Aber das merkt niemand, weil du dir nie die Haare bürstest. Und wenn ich mir bloß deinen Schulblazer anschaue – also ehrlich, der ist ja voller Löcher.«
    »Ich hab doch nur den einen. Und du sollst mich nicht so abchecken!«
    Delphine zuckte die Schultern. »Ich meine ja nur. Denk mal drüber nach.«
    »Wieso denn?«, verteidigte Sophie sich. »Das merkt doch sowieso keiner. Ich meine, wer interessiert sich denn schon für mich?«
    »Spar dir deine Worte, Delphine«, sagte Marianne und zog ihren Bademantel an. »Sie findet es
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