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Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Titel: Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen
Autoren: Andrea Walter
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Tochter, die wunderschöne Prinzessin, für immer leben kann.

    Also verspricht der König demjenigen, der es schafft, ihm mehr Zeit zu geben, die Hälfte seines Königreichs. Und so kommen allerhand Untertanen – und sie alle versuchen, die Zeit anzuhalten. Aber niemand hat eine Lösung parat. Bis ein paar Zwerge die Lösung präsentieren. Und die wird im Laufe der Geschichte natürlich missbraucht. Man darf nicht zu viel verraten, aber im entferntesten Sinne hat es auch mit Wirtschaftskrisen zu tun. Andri Snær Magnason heckt also gerade das nächste Ding aus, über das alle werden nachdenken müssen.
    Fragt sich nur, woher er sie hat, diese blühende Fantasie und das Gespür für Verbindungen in alle Richtungen? Aus einer Familie von Schriftstellern kommt Andri jedenfalls nicht. Unter seinen Verwandten gab es allerdings einige mit außergewöhnlichen Verbindungen. Sein Großvater, Björn Thorbjarnarson etwa, war Chefchirurg am New York Hospital und außerdem Professor an der Cornell University. Er operierte den iranischen Schah, Robert Oppenheimer und Andy Warhol. Und auch die Schwester seines Großvaters hatte einen interessanten Lebenslauf: Sie war das Au-Pair im Hause von J.R.R. Tolkien – zu der Zeit als dieser gerade Der kleine Hobbit schrieb. Damit nicht genug: John Thorbjarnarson, sein Onkel und Sohn des Großvaters, der den Schah operierte, war ein weltbekannter Krokodilspezialist in Amerika.
    Außerdem fand auch Andri kürzlich heraus, wie eng Island doch mit dem Rest der Welt verbunden ist. Das war, als er die Chance hatte, den Dalai Lama zu interviewen. Sie sprachen über nordische Mythologie und über heilige Kühe und da entdeckte Andri etwas Erstaunliches: In der Edda gibt es eine Kuh mit Namen »Auðhumla«. »Humla« bezeichnet aber auch eine Gegend am Berg Kailash im Himalaya, den viele für einen spirituellen Ort halten. In seiner unmittelbaren Umgebung entspringen
nämlich die vier großen Flüsse des südasiatischen Raums. Und das passt wiederum dazu, dass aus dem Euter der Kuh Auðhumla vier Ströme aus Milch rinnen. Womit bewiesen ist, dass Island literarisch mit dem Himalaya verbunden ist! Andri sprudelt. Und würde man ihn nicht stoppen, kämen noch mehr Geschichten. Er scheint eine unerschöpfliche Quelle zu sein.
    Aber ich flehe langsam um Gnade. Andri fragt: »Wird das langsam unglaubwürdig?« Ich sage: »Ich kann nicht mehr, außerdem ist der Ausstellungsprospekt jetzt auch vollgeschrieben. « Er lehnt sich zurück und schmunzelt zufrieden: »Mach dir keine Sorgen. Ich glaube, ich werde jetzt kein Soloalbum rausbringen oder so was.« Ich denke: da weiß man nie.

Die Rocker im Rathaus
    Weil in Island ja so gut wie jeder mit jedem verbunden ist, bekomme ich von Andri Snær die E-Mail-Adresse von Einar Örn Benediktsson. Einar spielte in den 1980ern zusammen mit Björk bei den Sugarcubes , war Sänger und Trompeter und fiel dort vor allem durch eigentümlichen Gesang auf. Heute spielt er längst in einer neuen Band, die Ghostigital heißt, außerdem ist er Mitinhaber des Plattenlabels Smekkleysa , was übersetzt so viel wie »schlechter Geschmack« bedeutet. Aber das ist noch nicht alles. Er ist seit Mai 2010 Kulturdezernent im Rathaus von Reykjavík, denn er gehört ebenfalls zur Künstlerpartei Besti Flokkurinn. Ich schreibe ihm also gleich nach dem Treffen mit Andri eine Mail. Meine Freunde in Island sagen, ich sei schon isländisch geworden, mit meiner Interviewplanung. Aber mir rutscht langsam das Herz in die Hose. Denn ich hätte sehr gern ein Interview mit den Künstlern aus dem Rathaus. Aber einfach ist es nicht. Ich höre auch nichts von Einar Örn. Tagelang. Bis ich irgendwann keinen anderen Ausweg mehr weiß. In Island bekommt man Interviews nun mal nicht unbedingt auf dem gewöhnlichen Weg, sondern manchmal eher durch Zufall. Was kann ich also
tun, um dem Zufall auf die Sprünge zu helfen? Mich ins Rathaus am Stadtsee setzen und sehen, was passiert! Denn das Rathaus ist immer offen. Dort gibt es sogar ein nettes Café mit Seeblick und ein riesiges 3-D-Modell von Island. Ich gehe hin. Etwa eine halbe Stunde lang passiert nicht viel.
    Dann schlurft ein Typ in schwarzer Jeans, mit schwarzem Pulli, schwarzem Schal, schwarzem Käppi auf dem Ghostigital steht und Telefon am Ohr aus dem Fahrstuhl in Richtung Seitenausgang. Er sieht eher aus wie ein Rockstar als wie ein Politiker. Jedenfalls die, die mir so bekannt sind. Weil ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, ob er es ist,
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