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Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Titel: Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen
Autoren: Andrea Walter
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nichts in der Welt verlieren«, plädiert die ehemalige Präsidentin für die Elfen. Denn es ginge doch darum, die Kultur, die Mythen und die Erinnerungen an die Vergangenheit zu hüten. »Weil das künstlerische Kreativität ist!«, sagt Vigdís, die sich auch sehr für die Erhaltung der isländischen Sprache einsetzt. »Das war Kunst!
Jahrhundertelang waren die Isländer so arm. Aber sie hatten immer noch ihre Sprache und konnten mit den Worten etwas kreieren. Sie sahen etwas Geheimnisvolles und kleideten es in Geschichten. Das sollten wir auf keinen Fall verlieren.«
    Was die Isländer außerdem ausmacht?, frage ich noch. Vigdís überlegt. »Sie sind ihrem Land sehr treu. Einmal ein Isländer, immer ein Isländer.« Dann sagte sie, dass sie manchmal ein wenig besorgt sei, dass sich das ändern könnte. Durch die Krise im Land hat es mehr Konflikte gegeben. »Wir haben uns früher immer alle vertraut. Vielleicht zu sehr. Wir haben nicht gut genug aufgepasst«, sagt Vigdís. Nun gäbe es eine Wut auf diejenigen, die das alles angerichtet haben. Das sei nicht gut. Weil Niederlagen Unsicherheit hervorrufen. Dabei brauche man jetzt genau das Gegenteil: das Selbstbewusstsein, offen und fair zu diskutieren. »Vielleicht sind die Entwicklungen in Island zu schnell gegangen«, meint Vigdís. »Man sollte die Vergangenheit nicht vergessen. Es hat viel Tatkraft und Durchhaltevermögen gekostet, dieses Land aufzubauen.«
    Wir reden noch ein bisschen über die Island-Sagas. Dann verabscheiden wir uns und Vigdís sagt, ich könne sie anrufen, wenn ich noch Fragen hätte.

Was Island mit dem Himalaya zu tun hat
    Ich gehe zu Andri, der sich im Auktionsraum noch mit ein paar Leuten unterhält. Er fragt: »Hast du auch Hunger? Wir können ja etwas essen gehen.« Ich sage: »Gern, ich habe bloß ein Problem: Mein Schreibblock ist voll.« Denn ich hatte an diesem Abend gar nicht mit einem Interview gerechnet und den letzten Platz auf meinem Schreibblock mit den Antworten von Vigdís gefüllt. »Kein Problem.« Andri hält mir seinen Auktionskatalog hin, der ein paar weiße Seiten hat.
    Wir gehen ins Kaffi Sólon um die Ecke, bestellen Lachs mit Soße, Salat und Kartoffeln. Während Andri erzählt, beobachte ich ihn dabei, wie er das Essen auf seinem Teller umdrapiert. Dieser Mann scheint alles, was er in die Hände bekommt, auseinanderzunehmen und neu zu gestalten.
    Wie er das macht – so viele verschiedene Genres zu bedienen, frage ich ihn. »Viele Isländer machen das«, sagt er und erzählt, dass fast alle isländischen Schriftsteller mit Lyrik angefangen hätten. Er überlegt, dann sagt er, er fände es auch ziemlich komisch mit einem Roman anzufangen, ohne vorher je Gedichte
geschrieben zu haben. Ob das typisch Isländisch sei? »Ich glaube, Genre-Surfen ist hier einfacher. Weil Multitasking bei uns recht üblich ist.« Die isländischen Dichter aus dem 19. Jahrhundert schrieben ebenso Märchen wie Gedichte als auch politische Essays, erzählt er. Auch Laxness schrieb Gedichte, Theaterstücke, Drehbücher, Sachbücher und Essays. »Für mich ist das natürlicher«, meint Andri. Auch seine heutigen Schriftstellerkollegen wie Sjón, Hallgrímur Helgasson, Einar Már Guðmundsson und Kristín Steinsdóttir wechseln zwischen den Sparten. Manchmal gehen sie sogar in die bildende Kunst. Er mag die Freiheit, die dahintersteckt, und schwärmt von der Magie, wenn Dinge sich miteinander verbinden und man als Schriftsteller nur noch dasitzen muss und die Ideen einfangen.
    So hat er aus seinem Sachbuch Traumland inzwischen auch einen Dokumentarfilm über die Hintergründe des Staudammbaus gemacht. Und gerade erst heute kam ihm die Idee einer isländischen Rockband zugeflogen, seinen Roman LoveStar zu einem Musical zu verarbeiten. Er grinst: »Vielleicht wird es ja die nächste Rocky-Horror-Picture-Show !«
    Woher er seine Ideen bekommt? Er sei ein großer Fan davon, bisher ungenutzte Möglichkeiten zu entdecken und aus offensichtlichen Dingen etwas Unerwartetes herauszuholen, antwortet Andri. Deshalb ist es immer interessant, zu fragen, woran er gerade sitzt. Er schreibe wieder an einem Märchen, erzählt er. Es handele von einem König, der es ungerecht findet, dass er nur die gleiche Zeit zum Leben hat, wie seine Untertanen – und nicht mehr. Denn eigentlich würde er gern alle Weine der Welt trinken und in allen Schlössern dieser Welt übernachten, aber dafür fehlt ihm einfach die Zeit. Außerdem wünscht er sich, dass seine
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