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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2
Autoren: treasure
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die Bücher prüfen dürfen. Ständig drohst du, du würdest sie rauswerfen, wenn sie nicht auf Kommando strammstehen. Du hast keine Ahnung, was sie dir alles erzählen würden, wenn sie den Mumm dazu hätten … wie zum Beispiel, dass der Schönling von Schafbock, den du gekauft hast, ein Blindgänger ist. Sie haben Schiss vor dir. Genauso, wie du vor Grandad Schiss hattest.«
    Rebecca sah einen Muskel im Kiefer ihres Vaters zucken, als sie ihren Großvater erwähnte. Sie wusste, dass sie sofort gehen und ins Haus verschwinden sollte. Aber sie war noch nicht fertig.
    »Weil du nicht loslassen kannst, Dad, gehen wir allmählich alle den Bach runter. Lass dir gesagt sein, ich werde weder Lehrerin noch Krankenschwester. Ich habe mich für nächstes Jahr auf einem Landwirtschaftscollege angemeldet und werde dort ein Diplom in Agrarwissenschaft machen, dann werde ich heimkommen und den Laden hier in Schwung bringen. Aber bevor ich dorthin gehe, brauche ich ein Jahrespraktikum als Jillaroo, das ich hier und jetzt, auf dieser Farm absolvieren werde.«
    »Den Teufel wirst du tun.« Ihr Vater richtete sich zu seiner vollen Größe auf, machte einen Schritt auf sie zu und zielte mit einem schwieligen Finger auf ihr Gesicht.
    »Jetzt lass dir eines gesagt sein, meine kleine Miss Naseweis – du wirst hier keine Erfahrungen für deinen nutzlosen, großkotzigen Collegekurs sammeln. Entweder respektierst und befolgst du meine Wünsche, oder du kannst auf der Stelle dein Bündel packen, deine kostbaren Zuchthunde einsammeln und von meinem Grundstück verschwinden. Aber dann wirst du nicht an diesen Teil des Flusses zurückkehren, so lange ich hier lebe.«
    Tränen traten in Becs Augen, doch ihr Vater war noch nicht fertig.
    »Deine Brüder werden froh sein, dich von hinten zu sehen,
Miss Selbstgerecht. Ich wollte damals sowieso kein drittes Kind. Ich sagte deiner Mutter, nein, es wird schwer genug, hier zwei Jungs durchzubringen, von einem dritten Balg ganz zu schweigen … und noch dazu ein Mädchen. Und jetzt geh mir aus den Augen.«
    Rebecca spürte, wie ihre Unterlippe zu beben begann, und biss eisern darauf, um sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt sie war. Seit sie denken konnte, war sie stets das Mädchen ihres Großvaters gewesen – nie das ihres Vaters. Seit sie denken konnte, hatte immer Grandad sie in eine Decke gewickelt und vor sich hoch in den Sattel gehoben. Gemeinsam waren sie losgeritten, hinauf in die Berge, um nach verirrten Schafen zu suchen. Unterwegs hatte er ununterbrochen gebrummelt, ihr von der Welt um sie herum erzählt, von den Tieren und Bäumen und wie man ein Schaf findet und einen Hund ausbildet. Sie konnte sich nicht entsinnen, dass ihr Vater je dabei gewesen wäre, dass er ihr beigebracht hätte, wie man Schafe schert oder ein Kalb an den Beinen fesselt oder auch nur Tee auf einem offenen Feuer kocht. Je mehr Liebe und Aufmerksamkeit Rebecca von ihrem Großvater geschenkt bekam, desto mehr zog sich Harry zurück. Über die Jahre wuchs der Groll der beiden Männer aufeinander immer mehr, und das Schweigen zwischen ihnen heizte sich immer weiter auf. Schließlich entzündete es sich und traf erst Harrys Frau Frankie und später seine Tochter.
    Doch jetzt, als Rebecca im Scherstall ihrem Vater gegenüberstand, war für sie das Maß voll. In einem wütenden Schwall sprudelten die Worte aus ihrem Mund, während ihr Gesicht sich in tiefer Trauer verzerrte. Der Rest des Schuppens verschwamm vor ihren Augen, als sie ihn tobend anschrie:
    »Kein Wunder, dass Mom dich verlassen hat! Du willst es einfach nicht begreifen, oder? So wirst du noch alles verlieren!«

    »Halt deinen anmaßenden kleinen Schnabel, und geh mir aus den Augen. Bis Mittag bist du hier verschwunden, oder ich erschieße alle deine elenden Köter. Mir reicht es jetzt.« Er krallte die Finger zornig in Becs Schultermuskeln und schob sie auf den Eingang zu. Erschrocken über den brutalen Griff, stolperte sie die Stufen hinab. Sie sah zu ihrem Vater auf und wollte ihn anbrüllen, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Mossy kam winselnd angetrabt und blieb an ihrer Seite stehen. Rebecca sah ihrem Vater in die starren Augen. Kälte schlug ihr daraus entgegen. Und Hass. Sie wusste, dass es ihm ernst war. Die vielen Zusammenstöße mit ihm seit ihrer Kindheit hatten sie gelehrt, ihr Glück und ihre Kraft ausschließlich aus den Bergen, dem Boden, den Pflanzen und aus diesem wunderschönen Fluss zu schöpfen. Tief im Herzen wusste sie, dass
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