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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2
Autoren: treasure
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konnte, still zu sein. Ihr Vater hatte das abgelehnt und sie als Hundesnob bezeichnet, aber sie hatte ihre Hunde trotzdem hier untergebracht. Nachts konnte Tom bisweilen hören, wie sie die Schlafzimmertür öffnete und barfuß auf die Veranda trat, um leise auf ihre drei Hunde einzureden.
    An diesem Nachmittag tänzelte keiner von Becs Kelpies am Ende seiner Kette in einem Zwinger, und kein Hund peitschte mit dem Schwanz den Staub auf. Die Ketten lagen im Dreck, während der auffrischende Wind in den dunklen Kronen flüsterte, die das Sonnenlicht abhielten. Tom blickte zu der Veranda im Obergeschoss auf und sah in Gedanken seine Schwester mit aufgestützten Ellbogen an dem weißen Holzgeländer lehnen, während ihre langen Haare sanft in der Brise wehten. Tom wusste, dass sie nicht mehr hier war, sonst wären ihre Hunde da gewesen. Er spürte, dass sie Waters Meeting verlassen hatte. Es war die gleiche Eiseskälte, die er gefühlt hatte, als seine Mutter sie verlassen hatte. Im Laufschritt kehrte er ins Haus zurück und riss die schwere Haustür auf, nicht ohne ein paar Spinnweben zu zerreißen, als der Türflügel aufschwang.
    In der muffigen Düsternis des Arbeitszimmers wählte Tom hastig die Telefonnummer seiner Mutter. Während er auf Antwort wartete, sah er immer wieder zur Tür des Arbeitszimmers. Falls sein Dad ihn dabei erwischte, wie er am helllichten Tag das Telefon für ein Ferngespräch mit seiner Mutter benutzte, würde er an die Decke gehen. Endlich hörte er die neutrale, aber freundliche Stimme seiner Mutter auf dem Anrufbeantworter.
    »Hallo, hier ist Dr. Frankie Saunders, bitte hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Rufnummer, dann rufe ich zurück.
Falls es sich um einen Notfall handelt, wenden Sie sich bitte an unsere Tierklinik in der North Road. Die Nummer ist 87 34592 …«
    Tom wartete auf das Piepen.
    »Mum. Hier ist Tom. Ich glaube, Dad und Bec hatten wieder Streit. Diesmal hat sie ihre Hunde mitgenommen. Wahrscheinlich ist sie auf dem Weg zu dir, ruf mich bitte an, wenn sie heute Abend auftaucht. Danke, Mum. Bye.«
    Tom legte auf und ging in die Küche zurück, um für das Abendessen ein paar Koteletts aus dem Gefrierfach zu nehmen. Mick und Harry befanden sich noch in derselben Position wie bei seinem Abgang. Sie sagten nichts und sahen auch nicht auf, als er ins Zimmer kam. Trotz des gleißend hellen Sonnenscheins draußen hatte Tom das Gefühl, dass ihn die Dunkelheit des Hauses erstickte. Sie legte sich über seine Schultern und saß ihm drückend im Genick. Leise schloss er die Küchentür und stieg die Treppe im Gang hinauf.
    Auf seinem Bett rollte er sich zusammen und zog die Beine an die Brust. »Hör auf damit«, ermahnte er sich streng.

Kapitel 2
    Die Hunde auf der Ladefläche rumpelten schwankend gegeneinander, als der Pick-up die Kurve nahm. Eine Sekunde lang kamen die Hinterräder auf dem Schotter ins Rutschen, dann griffen sie wieder. Rebecca packte das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel weiß leuchteten.
    »Bastard!« Sie schlug auf das staubige Armaturenbrett. Winzige Staubflocken flogen auf und schwebten im Sonnenschein. Vor Zorn hatte sie Kopfweh. Die anfänglichen Tränen, Ängste und panischen Befürchtungen waren inzwischen zu Wut geronnen. Wut auf ihren Vater. Auf die Scheidung. Auf seine verfluchte Arroganz. Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres alten Arbeitshemdes über Nase und Gesicht. Begriff er denn nicht, dass sie seit jeher immer nur auf Waters Meeting leben wollte?
    Ihr Großvater hatte erkannt, dass sie sich nicht nur lebhaft für die Farm interessierte, sondern auch eine kluge Farmerin war. Gewitzt. Wenn sie an seiner Seite saß, während er die Bücher führte, konnte er ihren Geschäftssinn erkennen. Auf der Weide bewies sie ein unglaubliches Verständnis für alles, was mit der Natur zusammenhing. Jede Woche las sie die Landwirtschaftszeitungen, außerdem verschlang sie alle landwirtschaftlichen Zeitschriften oder Viehzuchtmagazine. Ständig ergoss sich ein Strom an Fragen über alles Mögliche aus ihrem Mund.
    Zu alledem war da noch ihre »Gabe«. Ihr Großvater hatte den Begriff geprägt. Sie besaß ein natürliches Gespür für alle Tiere. Das Talent, ruhig und voller Selbstbewusstsein eine Schaf- oder Rinderherde zu führen. Hunde brauchten sie nur anzusehen und reagierten sofort auf jedes ihrer Kommandos.
Pferde beruhigten sich unter ihrem Körpergewicht und strengten sich für sie an, wenn sie ihnen befahl, alles zu geben. Sie ging sanft mit
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