Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2
Autoren: treasure
Vom Netzwerk:
ihr Vater sie ablehnte, weil sie eine Leidenschaft und eine Verbundenheit mit dem Land fühlte, die ihm auch nach vielen Jahren als Farmer verschlossen blieben. Sie konnte sich ganz und gar in der Welt ihrer Hunde verlieren. Sie trainierte sie, liebte sie, studierte sie und sprach mit ihnen. Sie blickte ihnen tief in die braunen Augen und erschloss damit ihre Seele. Die Hunde waren für sie eine Zuflucht vor dem brodelnden Groll ihres Vaters und seiner Unfähigkeit, ihr Liebe zu zeigen.
    Nun, da ihre Mutter Frankie nicht mehr da war, um ihrem Vater eine beschwichtigende Hand auf die Schulter zu legen, müsste sie gehen, das war ihr jetzt klar. Sie wandte sich von seinem Blick ab und lief aus dem Schuppen. Mossy trottete ihr nach und sprang an ihrer Seite hoch, um ihr in einer tröstenden Geste die Hand abzulecken.
    Beinahe heulend schleuderte Bec in ihrem Zimmer ihre Sachen in den verschlissenen Rucksack. Die Schluchzer blieben ihr brennend in der Kehle stecken. Sie rannte die Treppe hinunter und aus dem dunklen Haus. Nachdem sie ihre Taschen und den Schlafsack hinten in ihren alten Subaru-Pick-up
gepackt hatte, winkte sie ihren drei Hunden, auf die Ladefläche zu springen. Die Tiere sahen sie besorgt an, als sie einen nach dem anderen an die kurze Haltekette legte. Zitternde Hände drehten den Zündschlüssel im Schloss. Jetzt wich das Schluchzen gepresstem zornigen Schimpfen, und sie hämmerte im Fahren mit der Hand auf das Armaturenbrett ein. Als ihre Mutter damals ihr Zeug gepackt und sie zurückgelassen hatte, war Bec in der Schule gewesen. Sie fragte sich, ob ihre Mutter dabei geschluchzt oder geheult hatte oder ob sie nur schweigend mit stolz erhobenem Kopf davongefahren war. Im Rückspiegel sah Bec hinter einem Staubschleier, wie ihr Vater mit geballten Fäusten im Tor zum Scherstall stand.
    Auf der Koppel neben der Zufahrt warf ihre schwarze Stute den Kopf herum und galoppierte auf Höhe des Subarus neben dem Zaun her. Als der Pick-up über den Gitterrost ratterte, stemmte sich die Stute im letzten Moment in den Boden und kam nur eine Handbreit vor dem Eckpfahl zum Stehen.
    Rebecca ertrug es nicht, von der am Hang verlaufenden Straße in das verschlafene grüne Tal hinabzublicken. Es brach ihr das Herz, ihren Fluss verlassen zu müssen. Waters Meeting. Ihre Heimat.

    Harry hatte schweigend beobachtet, wie seine Tochter von ihm weg- und die Anhöhe hinauf auf das große Steinhaus zugerannt war. Der leichtfüßige Hund war ihr um die Füße getanzt und hatte dabei immer wieder zu ihr aufgesehen. Wie oft hatte er beobachtet, wie sie heimlich Tränen weggewischt hatte? Noch heute konnte er ihr Kindergesicht vor sich sehen, das ihn zornrot angeschrien hatte, nachdem er wieder einmal Nein gesagt hatte.
    Nein, sie konnte nicht mitkommen, wenn auf der Hochebene die Herden zusammengetrieben wurden. Nein, er würde sie nicht zu einem Hunde-Trial fahren. Nein und
nein. Nein. Immer, wenn Harry Nein sagte, lief sie zu ihrem Großvater, der Ja sagte. Harry merkte, wie ihm das schlechte Gewissen zusetzte. Das schlechte Gewissen, seine Familie und die Farm nicht richtig geliebt zu haben. Immer war er zu beschäftigt für Bec gewesen. Ganze Tage hatte er im Maschinenschuppen vor sich hingebrütet. Oder sich irgendwo im Haupthaus oder einem der Nebengebäude versteckt, um seinem Vater aus dem Weg zu gehen. Oder mit dem Traktor die Saat ausgebracht und dabei nicht von den üppig grünen Schösslingen geträumt, die der Regen austreiben lassen würde, sondern davon, woanders zu leben, Ingenieur oder Architekt oder gar Pilot zu sein. Nur nicht hier, gefangen auf dieser Farm und unter einem Dach mit seinem Vater.
    Nie hatte er ein nettes Wort oder ein Lob aus dem Mund seines alten Herrn gehört. Sie waren Viehzüchter. Sie waren Bauern. Da wurde nicht gequatscht. Wenn Harry als junger Mann die Rinder zu scharf angetrieben hatte, bis sie mit hängender Zunge, Schaum vor dem Maul und schweißdampfendem Rücken auf dem Hof angekommen waren, hatte sich Harrys Vater nur angewidert abgewandt. Jene natürliche Begabung als Viehzüchter, die niemals erlernt werden konnte, hatte eine Generation übersprungen. Harry besaß sie einfach nicht. Sein Vater gab ihm das Gefühl, in seinem eigenen Heim ein Außenseiter zu sein, er konnte nicht einmal einfach gehen. Harry war der einzige Sohn, und seine Lebensaufgabe war es, die Farm zu übernehmen. So liefen die Dinge eben.
    Harry hatte zugesehen, wie Rebecca das Tor hinter sich zugeknallt hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher