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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm
Autoren: James Clavell
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Scrag?«
    Der alte Pilot verzog sein verwittertes Gesicht. »Für ein Jahr, nur für ein Jahr. Bahrain tut mir verdammt gut. Kasigi ist ein feiner Kerl, und ich werde das Fliegen ja nicht ganz aufgeben, o nein! Das kann ich nicht, mein Sohn, es läuft mir kalt über den Rücken, wenn ich an so etwas auch nur denke.«
    »So geht es mir auch, Scrag. In meinem Alter …« Er verstummte, als ein gereizter BA-Angestellter auf Lutz zugeeilt kam. »Captain Lutz, das ist jetzt der allerletzte Aufruf! Wir haben schon fünf Minuten Verspätung. Wir können nicht länger warten. Wenn Sie und Ihre Gruppe nicht unverzüglich an Bord kommen, fliegen wir ohne sie ab.«
    »In Ordnung!« rief Lutz. »Scrag, sag Andy, wir haben so lange wie möglich auf ihn gewartet. Wenn Charlie es nicht schafft, wirf ihn doch einfach in den Bunker. Wäre diese verdammte Alitalia nicht so früh gekommen … Alle an Bord!« Er reichte der attraktiven Stewardeß seine Bordkarte, passierte die Sperre und wartete auf der anderen Seite, bis alle seine Freunde durch waren. Scot war der letzte. »He, Scrag, sag meinem alten Herrn: ›Was mich angeht, okay.‹«
    »Mach ich, Sportsfreund.« Scragger winkte ihm nach, bis der junge Mann im Bereich der Sicherheitskontrolle verschwunden war. Dann eilte er zu seinem Flugsteig auf der anderen Seite des Terminals, wo Kasigi ihn schon erwartete. Seine Gesichtszüge erhellten sich, als er Pettikin Hand in Hand mit Paula durch die Menge eilen sah, 20 Schritte hinter ihnen Gavallan. Er bahnte sich einen Weg zu Pettikin.
    »Menschenskind, Charlie!«
    »Mecker mich nicht an, Scrag! Ich mußte auf Andy warten«, konterte Charlie. Er gab seine Bordkarte ab, warf Paula eine Kußhand zu, passierte die Sperre und war verschwunden.
    »He, Paula, was gibt's Neues?«
    Atemlos und freudestrahlend sah Paula ihn an und schob ihren Arm unter den seinen. »Charlie hat mich gebeten, seinen Urlaub mit ihm in Südafrika zu verbringen. Ich habe Verwandte in Kapstadt, eine Schwester mit ihrer Familie, und ich sagte, warum nicht?«
    »Jawohl, warum nicht? Heißt das nun …«
    »Tut mir leid, Scrag!« rief Gavallan und kam prustend auf sie zu. »Tut mir leid, ich war eine halbe Stunde am Telefon. Sieht so aus, als hätten wir den ExTex-Saudi-Vertrag und einen Teil der Nordsee verloren, aber was soll's?« Er strahlte und fühlte sich um zehn Jahre jünger. »Erikki hat angerufen, als ich schon durch die Tür war. Sie sind in Sicherheit. Er und Azadeh sind in der Türkei und …«
    »Halleluja!« brüllte Scragger, und aus dem Warteraum folgten die Jubelrufe der anderen, die soeben von Pettikin die Freudenbotschaft erfahren hatten. »… und dann rief mich auch noch ein Freund aus Japan an. Wieviel Zeit haben wir noch?«
    »Sie haben Scot verpaßt. Er sagte, ich solle Ihnen ausrichten: ›Was mich angeht, okay.‹«
    Gavallan lächelte. »Schön. Danke.« Er war nun wieder zu Atem gekommen. »Ich sehe Sie noch, Scragger. Warten Sie auf mich, Paula, ich bin gleich wieder da.« Er ging zum Informationsschalter der Japan Airlines. »Wann haben Sie den nächsten Flug von Bahrain nach Hongkong?«
    Die junge Dame bediente den Computer. »Heute um 23 Uhr 42, Sayid.«
    »Ausgezeichnet.« Gavallan holte seinen Flugschein heraus. »Streichen Sie bitte den British-Airways-Flug heute nacht nach London und geben Sie mir …« Mit dem alles durchdringenden Ruf zum Gebet erwachten die Lautsprecher zum Leben. Auf dem Flughafen breitete sich völlige Stille aus.
    Im Zagros-Gebirge: Sonnenuntergang. Und hoch oben in den Bergen, Hunderte von Kilometern nördlich, glitt Hussain Kowissi von seinem Pferd und half seinem Sohn, das Kamel zum Knien zu bringen. Er trug einen Mantel aus gestreiftem Schafspelz über seinem schwarzen Gewand, einen weißen Turban und über den Rücken seine Kalaschnikow. Die beiden waren sehr ernst, das Gesicht des Jungen war aufgequollen von den vielen Tränen. Zusammen banden sie ihre Tiere an, holten ihre Gebetsteppiche hervor, wandten sich nach Mekka und begannen zu beten. Ein eisiger Wind zerrte an ihren Kleidern. Bald waren die Gebete beendet. »Wir werden hier übernachten, mein Sohn.«
    »Ja, Vater.« Gehorsam half der Junge beim Abladen. Gestern war seine Mutter gestorben. »Wird Mutter schon im Paradies sein, wenn wir hinkommen?«
    »Ich weiß es nicht, mein Sohn, aber ich denke schon.« Hussain verbannte den Kummer von seinem Gesicht. Die Geburt war lang und grausam gewesen. Er konnte nichts tun, um ihr zu helfen, nur
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