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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm
Autoren: James Clavell
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war, fühlte sich der Major ausgezeichnet. »Der Hubschrauber ist im Iran registriert. Er hatte keine Erlaubnis, den Iran zu verlassen, also hatten die Burschen ein Recht darauf. Und jetzt kommen Sie mit!«
    »Wohin?«
    »Ich dachte, Sie wollen vielleicht Ihren Gatten sehen.« Dem Major machte es Spaß, sie zu beobachten. Er genoß die Spannung und fragte sich, wo sie ihre geheime Waffe hatte. Solche Frauen haben immer irgendeine Waffe oder ein Gift zur Hand, um einen unvorsichtigen Gewalttäter zu töten. Kein Problem, wenn man auf dergleichen vorbereitet ist und nicht schläft. »Also?«
    »Sind … sind auf dem Revier Iraner?«
    »Nein, wir sind hier in der Türkei, nicht im Iran. Es warten keine Fremden auf Sie. Kommen Sie, Sie haben nichts zu befürchten.«
    »Ich … ich bin gleich unten. Sofort.«
    »Das kann ich mir denken.« Er grinste. »Sie brauchen keine Tasche, nur Ihre Jacke. Beeilen Sie sich, bevor ich es mir überlege.« Sie maß ihn mit einem wütenden Blick, gehorchte aber und zog ihre Jacke an. Dann folgte sie ihm die Treppe hinunter. Von vielen Augen beobachtet, durchquerte sie an seiner Seite den Platz. Auf das Revier führte er sie in den gleichen Raum wie am Vortag. »Bitte, warten Sie hier!«
    Er schloß die Tür und betrat das Büro. Der Sergeant hielt ihm den Telefonhörer hin. »Ich habe ihn am Draht, Effendi. Hauptmann Tanazak, diensthabender Offizier an der Grenze.«
    »Hauptmann Tanazak? Hier spricht Major Ikail. Bis auf weiteres ist die Grenze für alle Mullahs und hezbollahis gesperrt. Verhaften Sie den Sergeanten, der vor zwei Stunden ein paar Iraner durchgelassen hat, und schicken Sie ihn unverzüglich nach Van. Ein iranischer Mannschaftswagen wird in Kürze auf dem Rückweg bei Ihnen durchkommen. Ordnen Sie an, daß der Wagen und die Insassen – sie sind bewaffnet! – 20 Stunden lang aufgehalten und Schikanen ausgesetzt werden. Was Sie angeht, Sie kommen vor ein Kriegsgericht, weil Sie es unterlassen haben, für die Einhaltung des Dauerbefehls in bezug auf die Einreise bewaffneter Ausländer zu sorgen.« Er legte den Hörer auf und warf einen Blick auf seine Uhr. »Steht der Wagen bereit?«
    »Ja, Effendi.«
    »Gut.« Vom Sergeanten gefolgt, stolzierte der Major durch die Tür, den Gang entlang bis zum Käfig. »Nun, Herr Pilot, wenn Sie ruhig und beherrscht sind und kein dummes Zeug mehr daherreden, bringe ich Ihnen Ihre Frau.«
    »Wenn Sie oder sonst jemand sie angerührt hat – ich schwöre Ihnen, ich bringe denjenigen um und reiße ihn in Stücke!«
    »Ich gebe ja zu, es ist nicht leicht, mit so einer Frau zu leben – außer man steckt sie in einen Harem. Mit einer Häßlichen gibt es weniger Probleme. Also, wollen Sie sie jetzt sehen oder nicht?«
    »Was muß ich tun?«
    »Ruhig sein, beherrscht sein und kein dummes Zeug mehr reden«, antwortete der Major ärgerlich. Dem Sergeanten sagte er auf türkisch: »Geh und bring sie!«
    Erikki erwartete etwas Entsetzliches oder einen Trick, doch dann sah er am Ende des Ganges Azadeh, sah, daß sie gesund und munter war, und er hätte fast – wie sie – vor Erleichterung geweint.
    »Oh, Erikki …«
    »Jetzt hören Sie mir mal beide zu!« sagte der Major kurz angebunden. »Obwohl Sie uns eine Menge Scherereien bereitet haben, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß Sie beide die Wahrheit sagen. Ich habe daher beschlossen, daß Sie unverzüglich und diskret unter Bewachung nach Istanbul geschickt, ebenso diskret Ihrem Botschafter übergehen und schließlich ganz diskret ausgewiesen werden.«
    Verdutzt starrten sie ihn an. »Wir … sollen freigelassen werden?« fragte Azadeh und hielt sich an den Gitterstäben fest.
    »Unverzüglich.«
    »Aber … aber wieso? Wieso lassen Sie uns gehen?« stammelte Erikki, der dies alles noch nicht glauben konnte.
    »Weil ich Sie beide geprüft habe und Sie beide die Prüfung bestanden haben. Sie haben keine Verbrechen begangen, die wir als solche werten würden. Ihre Schwüre müssen Sie mit Allah ausmachen, dafür ist kein Gerichtshof zuständig. Überdies – und zu Ihrem Glück – entsprach die Vollmacht, die uns die Iraner vorlegten, nicht den gesetzlichen Vorschriften, sie war daher für uns nicht bindend. Komitees!« Angewidert schüttelte er den Kopf und bemerkte erst jetzt, wie die beiden einander ansahen. Einen Augenblick lang erfüllte ihn Ehrfurcht, aber auch Neid.
    Wie eigenartig, daß Hakim Khan es einem Komitee überlassen hatte, eine Vollmacht auszustellen, und nicht der
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