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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm
Autoren: James Clavell
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habe den Ankauf noch nicht genehmigt«, fuhr ihn Linbar an.
    »Deine Genehmigung ist nicht erforderlich.« Gavallans Augen wurden hart. »Ich bin Mitglied des Vorstands von Struan's. Vergangenes Jahr hast du im Einvernehmen mit dem übrigen Vorstand den Kauf genehmigt, vorausgesetzt, daß ich ihn nach dem Testflug befürworte, und …«
    »Du hast ihn noch nicht befürwortet.«
    »Ich tue es jetzt, und damit ist der Fall erledigt.« Gavallan lächelte honigsüß und lehnte sich zurück. »Du bekommst in drei Wochen bei der Vorstandssitzung die Verträge.«
    »Du mit deinem verdammten Ehrgeiz willst wohl nie Ruhe geben, Andrew.«
    »Ich kann dir doch gar nicht gefährlich werden, Linbar, also …«
    »Das ist richtig, und du wirst das einzige auf der Welt, woran dir wirklich liegt, nie bekommen, nie!« Zornig befahl Linbar über die Sprechanlage dem Fahrer auf der anderen Seite der schalldichten Trennscheibe: »John, lassen Sie Mr. Gavallan beim Büro aussteigen, dann fahren Sie weiter nach Schloß Avisyard.« Sofort schlug der Wagen die Richtung zu dem dreistöckigen Bürogebäude ein.
    »Wie geht's mit Avisyard?« fragte Gavallan gepreßt.
    »Besser als zu deiner Zeit. Es tut mir ja leid, daß du und Maureen zu Weihnachten nicht eingeladen worden seid, vielleicht klappt es nächstes Jahr.« Linbar verzog spöttisch die Lippen. »Ja, mit Avisyard geht's aufwärts.« Er schaute aus dem Fenster und deutete auf den Jumbo-Hubschrauber. »Und sieh zu, daß du damit nicht Schiffbruch erleidest. Nicht damit und nicht mit etwas anderem.«
    Gavallans Gesichtszüge strafften sich. Die höhnische Bemerkung im Zusammenhang mit seiner Frau hatte gesessen. »Apropos Schiffbruch: Was ist mit deinen katastrophalen Investitionen in Südamerika, deinem blödsinnigen Streit mit Toda Shipping wegen ihrer Tankerflotte, wie steht es um den Vertrag für den Hongkong-Tunnel, den dir Par-Con und Toda weggeschnappt haben, was ist mit den Börsenmanipulationen, mit denen du deine alten Freunde in Hongkong aufs Kreuz …«
    »›Aufs Kreuz legen‹, Blödsinn! ›Alte Freunde‹, Blödsinn. Sie sind alle über 21, und was haben sie in letzter Zeit für uns getan? Angeblich sind die Geschäftsleute in Schanghai schlauer als wir, die Kantonesen, die Leute vom Festland, alle, das hast du millionenmal gesagt. Ich hin nicht daran schuld, daß es eine Ölkrise gibt oder daß die Welt in Aufruhr geraten und der Iran im Eimer ist, oder daß die Araber uns mitsamt den Japsen, den Koreanern und den Taiwanesen kreuzigen wollen.« Linbar konnte vor Wut kaum weitersprechen. »Ich habe genug von dir und deiner Niedertracht. Du bist alt, erledigt, ausgelaugt. Du hast in die Familie bloß eingeheiratet, du gehörst nicht wirklich dazu. Du vergißt, daß wir jetzt in einer anderen Welt leben, Hongkong ist anders, die Welt ist anders. Ich bin der Tai-Pan von Struan's, ich bin dazu verpflichtet, mich um Noble House zu kümmern, und jeder Tai-Pan hat Rückschläge hinnehmen müssen, sogar dein verfluchter Sir, der verdammte Ian Dunross, und er wird noch mehr einstecken müssen, weil er an die Ölvorkommen in China glaubt. Sogar …«
    »Ian hat recht …«
    »Sogar Hag Struan hat Rückschläge erlebt, sogar unser verdammter Gründer, der große Dirk höchstpersönlich, möge auch er in der Hölle schmoren! Ich kann nichts dafür, daß die Welt zum Teufel geht. Glaubst du, du würdest es besser machen?« brüllte Linbar.
    »Zwanzigmal besser«, schlug Gavallan zurück.
    Jetzt zitterte Linbar vor Zorn. »Ich würde dich feuern, wenn ich könnte. Ich kann es nicht. Aber du, du müder, alter, verkalkter Trottel, du wirst dich selbst vernichten, wenn es einen Gott im Himmel gibt. Ich hin Tai-Pan, und du wirst es nie werden!«
    Gavallan trommelte gegen die Trennscheibe, und die Limousine hielt abrupt.
    Er riß die Tür auf und stieg aus. »Dew neh loh moh, Linbar«, zischte er durch die Zähne und stürmte in den Regen davon.
    Der Zwist war Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre aufgeflammt, als Gavallan in Hongkong für Struan's arbeitete, bevor er einen geheimen Befehl des damaligen Tai-Pans Ian Dunross befolgte, des Bruders seiner verstorbenen Frau Kathy, und hierher übersiedelte. Linbar hatte ihn glühend beneidet, weil Dunross Andrew und nicht ihm vertraut hatte.
    Bei Struan's war es immer so gewesen, daß der Tai-Pan über die absolute, unbestrittene Exekutivgewalt verfügte und das unantastbare Recht besaß, den Zeitpunkt seines Rücktritts sowie seinen
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