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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz
Autoren: Christine Fehér
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Dauerlutscher und auch noch einen Schokololli.
    »Ich denke, da sind Farbstoffe drin«, erinnerte Hung.
    »Ich bin nicht allergisch«, sagte Celina und wickelte ihren Lutscher aus. »Ich habe den schon ganz oft gegessen.« Aber sie hatte wirklich gleich eine ganz blaue Zunge.
    »Was nimmst du, Olli?«, wollte Kerim wissen.
    »Ich überlege noch«, antwortete ich. »Mach du zuerst.«
    Kerim nahm Sahnebonbons und eine grün-weiß gestreifte Zuckerstange. Nun war außer mir nur noch Violetta dran, sie wählte saure Pommes wie Benni und ging gleich danach mit ihm nach draußen. Inzwischen war nämlich Kundschaft in den Laden gekommen, und obwohl die junge Verkäuferin immer noch freundlich zu uns war, konnte man an ihrem Gesicht sehen, dass sie wahrscheinlich dachte, wir müssten uns jetzt langsam mal beeilen. Hinter uns stand ein Mann, der aussah wie ein Star aus einem Actionfilm. Er trug eine coole schwarze Lederjacke und hatte sich die Haare mit Gel nach hinten gekämmt, nur ein paar Strähnen hingen nach vorne auf seine Augenbrauen. Der Mann räusperte sich. Das tun Erwachsene oft, wenn ihnen etwas nicht schnell genug geht.
    »Geht doch alle schon mal raus«, schlug ich deshalb vor. »Du kannst mir das Geld geben, Kerim, ich komme gleich nach. Ihr seid ja alle schon fertig.«
    Kerim blickte mich verwundert an. Aber ich hatte jetzt wirklich etwas Dringendes vor, wobei mich niemand sehen sollte. Ich wusste nämlich, dass Violetta die sauren Pommes nur genommen hatte, damit Benni mehr bekommt. Der ist ja ihr kleiner Schützling. Gummibärchen gab es beim Bäcker zwar nicht, aber ganz an der Seite lagen in einer Dose noch genau zwei erdbeerrote Gummiherzen mit so einer weißen Unterseite aus Schaumzucker. Von den anderen hatte die wohl gar keiner gesehen, eben weil die Dose schon fast leer war. Emma und Celina hätten sie sonst bestimmt gekauft, Farbstoffe hin oder her. Ich wollte sie für Violetta kaufen. Genauer gesagt, ein Herz für sie und eines für mich. Aber dabei durfte ich mich eben nicht erwischen lassen. Sonst hätten die anderen noch gelacht.
    »So, junger Mann«, sagte die Verkäuferin, als die anderen draußen waren. Durch das Schaufenster sah ich, wie Celina meiner Schwester den Keks abnahm und ihn Hammer gab. Mit seinem Vorbiss und seiner gerunzelten Stirn sah er beim Fressen aus wie eine grantige alte Tante, und die anderen krümmten sich vor Lachen. Auch die Verkäuferin lächelte, klopfte aber mit ihrem Zeigefinger auf die Theke. »Was darf es denn sein?«
    Ich überlegte und überlegte, mein Herz klopfte richtig doll dabei, weil ich wegen der Herzen aufgeregt war und weil ich mich beeilen musste. Manchmal erstarre ich dann richtig und kann nicht mal mehr denken. Beeilen kann ich mich dann erst recht nicht. Die Herzen hätte ich auf jeden Fall in eine Extratüte packen lassen müssen, und das wäre aufgefallen. Also kaufte ich schnell drei von den Sahnebonbons und noch vier Gummiteufel. Davon konnte sich Violetta welche nehmen, ohne dass jemand einen Grund hatte zu lästern.
    »Na eeeeendlich«, stöhnte Celina, als ich mit der Tüte nach draußen trat. Ich hielt sie gleich weit geöffnet den anderen hin, damit mich niemand fragte, warum ich so lange gebraucht habe. Wir gingen gleich zurück zum Brunnenplatz, weil wir beim Süßigkeitenessen besprechen wollten, was wir am nächsten Tag machen wollen. Ich freute mich jetzt schon darauf.
    Einmal habe ich mich übrigens noch umgedreht, ins Schaufenster der Bäckerei gesehen und überlegt, ob ich wegen der Herzen noch mal heimlich zurückkomme, wenn ich mein Taschengeld habe. Aber das konnte ich nun vergessen. Denn im Laden standen der Filmstar und die Verkäuferin jetzt ganz dicht beieinander. Sie hatte die Dose mit den Gummiherzen nach vorne geholt und nahm beide heraus. Eines steckte sie dem Filmstar in den Mund und kicherte, dann machte der dasselbe mit dem anderen Herzen bei ihr. Danach küssten sie sich. Da war ich froh, dass ich die Gummiherzen nicht gekauft hatte. So peinlich wie die Erwachsenen wollte ich nicht sein.

Die besten Spiegeleier der Welt

    An den nächsten Tagen wurde es immer heißer.
    »Morgen kriegen wir vierunddreißig Grad im Schatten«, verkündete mein Vater abends nach den Fernsehnachrichten. Am Tag darauf fühlte sich der Brunnenplatz wirklich an wie ein Backofen. Einmal habe ich versucht, ganz kurz barfuß zu laufen, aber das habe ich schnell wieder sein lassen, sonst hätte ich mir noch die Fußsohlen verbrannt.
    »Man kann
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