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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz
Autoren: Christine Fehér
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blicken.
    Dreimal kamen noch Leute zu unserem Stand, zwei davon kauften einen kleinen Stein und einer gar nichts.
    »Immerhin haben wir jetzt fast zwei Euro«, meinte Violetta. Hung hatte ihr das Geld zum Verwalten gegeben, weil sie die Älteste war. »Für eine große Tüte Gummibären reicht das auf jeden Fall.«
    »Ich will aber lieber Schokolade«, sagte Celina.
    »Und ich saure Colaflaschen!«, verlangte Benni. Hung wollte Lakritzschnecken, Emma einen Lolli und Kerim und ich die neuen Milch-Karamell-Riegel aus der Fernsehwerbung.
    »Da reichen ein Euro und sechzig niemals«, stellte Hung fest. »Wir müssen uns also was anderes einfallen lassen. Etwas, womit das Geld nur so in die Kasse strömt.«
    Es fiel aber niemandem etwas ein. Inzwischen ging es auf Mittag zu und auf dem Platz wurde es ziemlich leer. Celina sagte auf einmal, dass sie heute schon um halb eins zum Mittagessen nach oben müsse, und ging mit Hammer nach Hause. Uns anderen wurde es auch ein bisschen langweilig. Ganz in Gedanken begann Kerim auf einmal, so komische Geräusche mit seinem Mund zu machen. Zuerst schnalzte er nur wieder mit der Zunge, aber plötzlich zischte und knallte es aus seinem Mund, als hätte er ein ganzes Schlagzeug darin versteckt. Alle anderen wurden mucksmäuschenstill. Violetta schob Benni von ihrem Schoß und starrte Kerim an. Der fing nun auch noch an, zu dem Rhythmus zu tanzen, der aus seinem Mund kam. Wir anderen bildeten einen Kreis um ihn und feuerten ihn an.
    Plötzlich schoben sich zwei große Jungs zwischen uns. Die waren bestimmt noch älter als Violetta, und die wird im Winter schon zwölf, hat Kerim gesagt.
    »Hey, Kleiner!«, riefen die beiden Jugendlichen. »Du kannst voll gut beatboxen! Zeigst du uns, wie das geht?«
    Kerim verstummte und hörte auf zu tanzen. Er war ein bisschen außer Puste, aber er strahlte die beiden an und nickte.
    »Klar, mach ich!«, antwortete er. »Kostet aber Geld.«
    »Logo«, sagte einer der beiden, zog ein Fünfzigcentstück aus der Tasche und reichte es Kerim. Der bedankte sich und gab das Geld weiter an Violetta.
    »Für die Bandenkasse«, sagte er.
    Dann erklärte er den Jugendlichen, was sie machen müssen.
    Nicht nur die beiden hörten ganz genau zu. Auch wir Kinder vergaßen, auf die Uhr zu schauen, so gebannt lauschten wir. Die Jugendlichen probierten es auch einmal aus, und bei einem von ihnen hörte es sich schon fast echt an. Plötzlich jedoch tippte Hung mit dem Finger auf seine Armbanduhr.
    »Schon zehn nach eins, Leute!«, rief er und knotete das Tuch mit den Steinen zusammen wie einen Beutel. »Wir müssen rein! Kommt ihr alle am Nachmittag wieder?«
    »Klar«, riefen wir, und ich glaube, ich rief am lautesten. Kerim sagte zu den großen Jungs, dass sie jetzt erst mal allein weiterüben müssten, und verabschiedete sich auch. Nach und nach verschwanden alle hinter ihren Wohnungstüren. Kerim, Emma und ich gingen zusammen hoch, bis wir vor unserem Klingelschild standen.
    »Also dann«, sagte er. »Um drei Uhr wieder am Delfinbrunnen!«
    Da wusste ich endgültig, dass wir am tollsten Platz der ganzen Welt wohnten.

Abenteuer im Supermarkt

    Am Nachmittag haben wir noch mal Steine gesammelt und verkauft. Ich habe einen besonders schönen gefunden, der sah aus, als wäre er ganz aus Silber, so stark hat er innen geglitzert. Verkaufen wollte ich ihn nicht, aber als gerade niemand von den anderen hingesehen hat, habe ich ihn Violetta geschenkt.
    »Oh, für mich?«, hat sie geflüstert. »Vielen Dank, Olli!«
    Ich fand es super von ihr, dass sie es nicht gleich herumposaunt hat, wie Celina es wahrscheinlich gemacht hätte. Aber der würde ich auch nie so einen schönen Stein schenken. Violetta hat mich den ganzen restlichen Nachmittag lang immer wieder angelächelt. Ein bisschen hatte ich Angst, dass Kerim das vielleicht sehen könnte, weil ich noch nicht genau wusste, ob er vielleicht in Violetta verliebt ist. Als Boss würde er mich dann bestimmt verprügeln, wenn er merkte, dass ich ihr was geschenkt habe. Aber eigentlich machte Kerim keinen verliebten
    Eindruck. Um Violetta kümmerte er sich auch nicht mehr als um alle anderen Kinder vom Brunnenplatz.
    Als wir keine Lust mehr zum Verkaufen hatten, haben wir unser Geld gezählt. Es waren drei Euro und zwanzig Cent, zusammen mit dem Geld von den Jugendlichen.
    »Na dann auf ins Einkaufszentrum!«, hat Kerim gerufen. »Olli und Emma kennen es ja noch nicht!«
    Das Einkaufszentrum in unserer Hochhaussiedlung ist eine
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