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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
Autoren: David Bainbridge
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wie ich muss zugeben, dass das mittlere Alter kein ausschließlich positives Erlebnis ist. Es hat einen Nachteil, und der besteht darin, dass man älter wird.
    Im Leben geht es nicht nur darum, zu wachsen und sich zu verbessern. Es gibt einen Punkt, an dem man beginnt, alt zu werden, an dem die Dinge sich verschlechtern, und die meisten Menschen haben den Eindruck, dass dies irgendwann in ihren mittleren Jahren der Fall ist. Die Biologen streiten sich, wann genau der menschliche Körper zu altern beginnt (unter den Vorschlägen sind: im mittleren Alter, als junger Erwachsener, mit der Pubertät, der Geburt oder gar der Zeugung), aber Alterserscheinungen tauchen nun mal auf ganz neue und viel ausgeprägtere Weise im mittleren Alter auf. Auch wenn ich nicht glaube, dass das mittlere Alter ausschließlich aus Verfall besteht, gibt es doch deutliche Anzeichen dafür, dass wir nicht mehr ganz so jugendlich sind wie einst – die Haare werden grau, die Haut verliert an Spannung und man wünscht sich zunehmend, jemand würde die Musik leiser drehen und nicht wie früher lauter. Tatsächlich liegt ein Teil der Faszination, die vom mittleren Alter ausgeht, darin, dass die »Lebensuhr«,die unsere Entwicklung seit der Geburt bestimmt hat, ab hier auf einen zweiten Vorgang übergreift und mit ihm in Konflikt gerät, nämlich den Vorgang des Abbaus und des Älterwerdens. Man muss nicht so weit gehen, dazu jetzt »Todesuhr« zu sagen, doch das mittlere Alter ist der Abschnitt in unserem Leben, in dem diese beiden Prozesse – Ausformung und Verfall – so offenkundig und irritierend wie niemals sonst nebeneinander existieren.
    Wenn wir das mittlere Alter begreifen wollen, müssen wir erst den Alterungsprozess verstehen  – warum wir altern, wie wir altern, und warum wir schließlich sterben. In den Industrieländern stirbt kaum jemand bereits im mittleren Alter (nur etwa 8 bis 10% der Menschen zwischen vierzig und sechzig), aus dem Grund interessiert uns hier auch nicht der Tod, sondern das Wesen des Alterungsprozesses, der in dieser Phase des Lebens so stark hervortritt. Dass dieser Prozess zwischen vierzig und sechzig verstärkt in Gang kommt, sieht man allein schon daran, dass Menschen mittleren Alters eine Menge Zeit damit verbringen, über Veränderungen ihres Körpers zu reden (und in einem späteren Kapitel beschäftigen wir uns damit, warum Frauen das besonders alarmierend finden). Menschen mittleren Alters denken auch viel mehr über den Tod nach als jüngere, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie in naher Zukunft sterben, jetzt nicht höher ist (statistisch gesehen ist sie sogar geringer). Doch kaum ein Mensch über vierzig lobt die Vorzüge des inneren Entwicklungsprogramms, das ihn jetzt größeren und besseren Dingen zuführt. Um die Veränderungen, die wir in dieser Lebensphase durchmachen, wirklich wertschätzen zu können, müssen wir untersuchen, warum wir altern.
    Auch wenn wir normalerweise vor dem vierzigsten Lebensjahr nicht spüren, dass wir altern, sind wir uns dessen ab da sehr bewusst. Warum also altern wir?
    Anfänglich fasste man das Altern ganz und gar praktisch auf. Jahrhundertelang galt die Meinung, Tiere und Menschen seien irgendwann »abgenutzt«, etwa so wie eine alte Maschine. Es war nicht so, dass bei alten Menschen etwas »nicht stimmte«, nur wurden sie eben von den Belastungen des Lebens aufgerieben und zum Stillstand gebracht. Diese Theorie klingt erstaunlicherweise ziemlich modern, denn ihr zufolge sind Tiere und Menschen mit von Menschen hergestellten Apparaten zu vergleichen und können sich nur in begrenztem Maß selbst »heilen«. In der Tat basiert die gegenwärtige Gerontologie zu weiten Teilen auf genau dieser Annahme. Erst vor Kurzem wurde behauptet, die einfachen chemischen Vorgänge des Stoffwechsels seien eine der Hauptbelastungen des lebenden Körpers, und die Abfallprodukte und die Wärme, die beim Stoffwechsels entstehen, seien für unsere Zerstörung verantwortlich. Nach dieser Theorie müssten Tiere mit einer höheren Stoffwechselrate früher sterben, ganz nach dem Motto »live fast, die young«, als eine Art bioenergetisches Äquivalent zu einem Popstar der Sixties.
    Doch die Betrachtungsart, nach der Tiere und Menschen sich einfach abnutzen, bringt auch Probleme mit sich. Denn würde man nach dieser Theorie ein wildes Tier in einer angenehmen und reichhaltigen künstlichen Umgebung aufwachsen lassen, müsste es eigentlich so gut wie ewig leben. Tatsächlich lebt
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