Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir Kinder aus Bullerbü

Wir Kinder aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder aus Bullerbü
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
Jungen vor, aber er mag es lieber, wenn Britta, Inga und ich es tun, denn die Jungen lesen flüchtig und überspringen eine Menge Anzeigen und so.
    Großvater hat einen Werkzeugkasten in seinem Schrank. Den leiht er den Jungen und hilft ihnen, Boote und alle möglichen Sachen zu schnitzen, obwohl er so wenig sehen kann. Wenn die Jungen Zinnsoldaten gießen wollen, ge hen sie zu Großvater und erwärmen das Blei in seinem Kachelofen.
    Im Schrank hat Großvater immer einen Kasten mit Äp feln stehen -
    natürlich nicht immer, aber jedenfalls in der Jahreszeit, in der es Äpfel gibt. Jedes Mal wenn wir ihn besuchen, bekommen wir einen Apfel. Wir kaufen auch Kandiszucker für ihn in Storbü. Den ver-wahrt er in einer Tüte im Eckschrank in seinem Zimmer. Wir bekommen Äpfel und Kandis von ihm. Großvater hat Pelargonien auf der Fensterbank, und er pflegt sie gut, obwohl er fast blind ist. Er redet stunden-lang mit ihnen. An den Wänden in Großvaters Zimmer hängen einige schöne Bilder. Zwei gefallen mir besonders gut. Das eine stellt Jonas im Bauch des Walfisches dar, das andere eine Schlange, die aus einem Käfig ausgebrochen ist und eben einen Mann erwürgen will. Das ist vielleicht nicht so hübsch, aber es ist aufregend und unheimlich. Bei schönem Wetter geht Großvater manchmal spazieren. Er hat einen Stock, mit dem er sich vorwärts tastet. Im Sommer sitzt er meistens unter der großen Ulme, die mitten 35
    auf der Wiese vor dem Nordhof steht. Dort sitzt er 36

37

    und lässt sich von der Sonne bescheinen, und ab und zu sagt er plötzlich:
    »Achjajajaja!«
    Wir haben ihn gefragt, warum er »ach jajaja« sagt, und da antwortete er, er sage das, weil er an die Zeit denke, als er jung war. Das ist sicher sehr lange her, glaube ich.
    Aber stellt euch vor, dass es so einen netten Großvater gibt! Ich hab ihn so gern. Ich möchte lieber ihn haben als einen Hund.

38

    Die Jungen können kein Geheimnis haben
    Als wir mit dem Rübenverziehen fertig waren, dauerte es nicht lange, da musste das Heu eingefahren werden.
    »Dies Jahr will ich nicht, dass die Kinder angelaufen kommen und das Heu kaputttrampeln«, sagte Papa. Das sagt er jedes Jahr, aber niemand glaubt, dass er es ernst meint. "Wir fuhren alle Tage auf dem Heuwagen mit und tobten auf dem Heuboden herum.
    Lasse wollte, wir sollten ein Wettspringen machen, wer am höchsten springen könnte. Das heißt natürlich: von oben herunter, nicht von unten hinauf. Wir kletterten bis unter das Dach und sprangen ins Heu hinunter. Oh, wie das im Bauch kitzelte! Lasse hatte gesagt, der Gewinner solle einen Schokoladenfrosch als Preis 39
    bekommen. Er hatte ihn am selben Tag gekauft, als er vom Kaufmann in Storbü für Mama Hefe geholt hatte. Und wir sprangen und hüpften um die Wette. Schließlich kletterte Lasse so hoch hinauf, wie es nur ging, und sprang auf einen kleinen Heuhaufen hinunter.
    Dort lag er eine Weile still und konnte sich nicht rühren. Nachher sagte er, er glaube, das Herz sei ihm in den Bauch gerutscht, und er müsse es nun sein Leben lang im Bauch tragen. Keiner von uns anderen wagte, von dort oben herunterzuspringen, und da stopfte Lasse sich den Schokoladenfrosch in den Mund und sagte:
    »Überreicht an Lasse für mutige Taten im Heuschober!«
    Eines Tages, als Britta, Inga und ich mit dem Knecht vom Nordhof Heu einfuhren, fanden wir am Waldrand hinter einem Steinhaufen dicht bei der Wiese, von der wir das Heu holten, eine Walderdbeerstelle. Dort wuchsen so viele Walderdbeeren, wie ich noch nie in meinem Leben ge sehen hatte. Wir beschlossen, dass wir nie, nie, niemals den Jungen oder irgendjemand anderem von dieser Walderdbeerstelle erzählen wollten. Wir pflückten die Walderdbeeren und zogen sie auf dünne Halme. Es wurden dreizehn Halme voll.
    Am Abend aßen wir sie mit Zucker und Sahne dazu. Las se, Bosse und Ole durften auch ein paar probieren, aber als sie wissen wollten, wo wir sie gepflückt hatten, sagten wir: »Das sagen wir niemals im Leben, denn es ist ein Geheimnis.«
    Mehrere Tage suchten Britta, Inga und ich nach neuen Walderdbeerstellen und kümmerten uns nicht um den Heuboden.
    Aber die Jungen spielten jeden Tag dort und wir konnten nicht begreifen, dass es ihnen nie über wurde. Eines Tages hatten wir wieder viele Erdbeerstellen gefunden. Wir sagten zu den Jungen, dass wir nun sieben Erdbeerstellen hätten, die wir aber nicht verraten würden, weil das ein Geheimnis sei.
    Da sagte Ole: »Haha, das ist ja gar nichts gegen unser Ge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher