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Wir Kinder aus Bullerbü

Wir Kinder aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder aus Bullerbü
Autoren: Astrid Lindgren
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sagte Lasse: »Da ihr unser Geheimnis kennt, ist es nur gerecht, wenn wir jetzt erfahren, wo eure Walderdbeerstellen sind.«
    »Meinst du?«, sagten wir. »Die müsst ihr selber finden, so wie wir die Höhlen gefunden haben.«
    Um es leichter zu machen, legten Britta, Inga und ich kleine Pfeile aus Holzstückchen auf den Boden. Aber die Entfernung zwischen den Pfeilen war groß, und deshalb dauerte es doch lange, bis die Jungen die Walderdbeerstellen fanden.
    Zu unserer allerbesten Stelle legten wir keinen Pfeil. Das ist unser großes Geheimnis, und wir wollen es nie, nie, niemals irgend jemandem erzählen.

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Wir schlafen auf dem Heuboden
    Eines Tages sagte Bosse zu mir: »Heute Nacht wollen Lasse und ich auf dem Heuboden schlafen. Und Ole auch, wenn er darf.«
    »Nur Landstreicher schlafen auf dem Heuboden«, sagte ich.
    »Das ist nicht wahr«, sagte Bosse. »Wir haben Mama ge fragt, und wir dürfen.«
    Ich lief hinüber und erzählte es Britta und Inga. »Dann wollen wir auf unserem Heuboden schlafen«, sagten sie. »Und du auch, Lisa.«
    Und so beschlossen wir es.
    Das würde lustig werden! Es war bloß ärgerlich, dass die Jungen auf diesen Einfall gekommen waren und nicht wir. Ich lief sofort zu Mama und fragte, ob ich dürfe. Mama fand, dass kleine Mädchen nicht auf Heuböden schlafen dürften, aber ich sagte, Mädchen müssten doch auch manchmal ein bisschen Spaß haben, nicht immer nur die Jungen. Und da durfte ich.
    Wir konnten fast nicht erwarten, dass es Abend wurde. Lasse sagte:
    »Die Mädchen wollen auch auf dem Heuboden schlafen?
    Unmöglich! Das wagen die doch gar nicht. Wenn nun ein Gespenst kommt?« »Und ob wir es wagen«, sagten wir. Und dann begannen wir, Butterbrote zu streichen, die wir essen wollten, wenn wir in der Nacht Hunger bekämen. Und da mussten die Jungen natürlich auch Butterbrote streichen.
    Um acht Uhr gingen wir hinaus. Die Jungen wollten auf dem Heuboden des Mittelhofes schlafen und wir Mädchen auf dem Heuboden vom Nordhof. Jeder hatte eine Pferdedecke mitgenommen. Ole nahm auch Swipp mit. Der Glückspilz hatte einen Hund! »Gute Nacht, ihr kleinen Landstreicher«, sagte Papa. Und Mama sagte: »Morgen früh kommt ihr wohl und kauft Milch. Das tun alle Landstreicher.« Als wir den Jungen gute Nacht sagten, rief Lasse: »Schlaft gut! Wenn ihr könnt. Voriges Jahr haben sie auf dem Heuboden vom Nordhof eine Kreuzotter gefunden. Ich möchte wissen, ob in diesem Jahr auch eine da ist.« Und Bosse sagte: 46
    »Vielleicht - vielleicht auch nicht. Aber eine Masse Feldmäuse sind auf jeden Fall da. Hu, richtig eklig!«
    »Ach, ihr armen Würmer!«, sagten wir zu den Jungen. »Ihr habt vor Feldmäusen Angst? Da geht ihr besser nach Hause und legt euch in eure Betten.«
    Dann gingen wir mit unseren Pferdedecken und unseren Butterbroten auf den Heuboden. Draußen war es hell, aber da oben war es fast dunkel. »Erster! Ich liege in der Mitte!«, rief ich. Dann gruben wir uns in das Heu ein. Es roch herrlich, aber es pikste auch.
    Nachdem wir uns in die Pferdedecken eingewickelt hatten, lagen wir aber richtig gut. Wir sprachen davon, wie es wohl wäre, wenn man ein richtiger Landstreicher wäre, der immer in Heuschobern schliefe.
    Inga sagte, sie glaube, das müsse ganz lustig sein. Wir waren kein bisschen müde. Bloß hungrig. Wir aßen unsere Butterbrote auf, ehe es zu dunkel wurde. Aber schließlich war es so dunkel, dass wir nicht einmal mehr unsere Hände sehen konnten, wenn wir sie vor das Gesicht hielten.
    Ich war froh, dass ich in der Mitte zwischen Britta und Inga lag. Es raschelte so komisch im Heu. Britta und Inga krochen näher an mich heran.
    »Wenn nun ein richtiger Landstreicher kommt und sich im Heu schlafen legt«, flüsterte Britta. »Ohne um Erlaubnis zu fragen.«
    Wir lagen still und überlegten eine Weile. Und dann hörten wir plötzlich ein Geheul. Ein furchtbares, unheimliches Geheul. Es klang, als ob tausend Gespenster gleichzeitig heulten. Dass wir nicht vor Schreck gestorben sind!
    Das taten wir nicht. Aber wir schrien. Nein, wie Lasse und Bosse und Ole lachten! Denn sie waren es, die so geheult hatten. Und natürlich waren auch sie es, die im Heu geraschelt hatten, als sie herangekrochen waren. Britta sagte, dass es gefährlich sei, Leute so zu erschrecken. Dann könnte dem, der so erschrocken sei, das Blut in den Adern gefrieren, und sie sagte, das würde sie ihrer Mama erzählen.

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    Aber da sagte Lasse: »Das war doch nur Spaß!« Und Bosse
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