Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir Kinder aus Bullerbü

Wir Kinder aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder aus Bullerbü
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
heimnis!«
    »Was habt ihr für ein Geheimnis?«, fragte Britta. »Sags nicht, Lasse!«, schrie Ole.
    Aber Lasse sagte: »Doch! Damit die Mädchen merken, dass unser 40

41
    Geheimnis nicht so albern ist wie ihres.« »Was ist es denn?«, fragten wir.
    »Wir haben neun Höhlen im Heu gemacht, wenn ihr es genau wissen wollt«, sagte Lasse.
    »Wir sagen bloß nicht, wo«, sagte Bosse und hüpfte auf einem Bein.
    »Die werden wir bald finden«, sagten wir und stürzten in unsere Scheune, um zu suchen.
    Wir suchten lange, auch noch am nächsten Tag, aber wir fanden keine Höhlen. Die Jungen platzten beinahe vor Wichtigtuerei und Lasse sagte:
    »Ihr findet sie nie! Erstens kann man sie gar nicht finden ohne Karte, und zweitens findet ihr die Karte nie, auf der sie sind.«
    »Was ist das für eine Karte?«, fragten wir. »Eine Karte, die wir gezeichnet haben«, sagte Lasse, »aber die haben wir versteckt.«
    Da begannen Britta, Inga und ich, nach der Karte zu suchen. Wir glaubten ganz bestimmt, sie müsse irgendwo im Mittelhof versteckt sein, denn Lasse würde nie darauf eingehen, sie anderswo zu verstecken. Wir suchten stundenlang in Lasses und Bosses Zimmer, in ihren Betten und Kommodenschubladen, im Kleiderschrank und überall. Schließlich sagten wir zu Lasse:
    »Du kannst doch wenigstens sagen, ob es Vogel, Fisch oder etwas dazwischen ist.« So sagt man doch, wenn man »Schlüsselverstecken«
    spielt.
    Und da fingen Lasse, Bosse und Ole entsetzlich an zu lachen und Lasse sagte: »Es ist Vogel. Nicht wahr, es ist Vogel?« Dann blinzelten sie sich zu und machten furchtbar schlaue Gesichter. Wir suchten in der Lampe und sahen nach, ob die Karte etwa hinter der Tapete oben an der Decke versteckt wäre; denn sie musste ja hoch oben versteckt sein, da es »Vogel« war. Aber Lasse sagte: »Ihr könnt es genauso gut aufgeben, ihr findet sie nie!« Schließlich hatten wir keine Lust mehr zu suchen. Aber am nächsten Tag wollte ich Ole fragen, ob er mir »Tausendundeine Nacht« leihen könne, denn es regnete, und ich wollte lesen. Lasse und Bosse waren draußen. Ich ging also in ihr Zimmer, um durch die Linde zu
    Ole
    hinüberzuklettern.

42
    Früher einmal hatte in der Linde ein Vogel gewohnt. Er hatte sein Nest in einem Loch im Stamm gehabt. Aber jetzt wohnte er nicht mehr dort. Als ich an dem Nest vorbeikletterte, sah ich, dass aus dem Loch eine Schnur heraushing.
    Wozu in aller Welt hat der Vogel eine Schnur gebraucht? dachte ich und zog an der Schnur. Am anderen Ende der Schnur war eine kleine Papierrolle befestigt. Und denkt nur: Das war die Karte! Ich glaubte, ich sollte vom Baum fallen, so erstaunt war ich. Ich vergaß ganz
    »Tausendundeine Nacht«, kletterte zu Lasses und Bosses Zimmer zurück und wollte rasch zu Britta und Inga hinüberrennen. Ich hatte es so eilig, dass ich die Treppe hinunterfiel und mir das Knie aufschlug. Oh, wie Britta und Inga sich freuten! Wir rannten in die Scheune und es dauerte nicht lange, bis wir die erste Höhle gefunden hatten. Die Jungen hatten Gänge im Heu gegraben und alle waren in der Karte eingezeichnet. Wenn man durch so einen langen Gang kriecht und es so dunkel ist und so viel Heu ringsum, muss man manchmal denken:
    Wenn ich nun nicht wieder hinausfinde! Es ist unheimlich und furchtbar aufregend. Aber man findet immer wieder hinaus.
    Nur in den Gängen war es dunkel. In den Höhlen war es hell, denn sie lagen alle dicht an der Wand, wo durch Ritzen zwischen den Brettern Licht hineinfiel. Es waren große, schöne Höhlen und wir begriffen, dass die Jungen viel Mühe damit gehabt hatten, sie zu graben. Der Gang zur letzten Höhle war so lang, dass wir dachten, er werde überhaupt nie ein Ende nehmen. Ich kroch voran, dann Britta und dann Inga.
    »Ihr werdet sehen, wir finden nie wieder hinaus«, sagte Britta.
    Im selben Augenblick sah ich, dass es weiter vorn heller wurde, und da war die Höhle! Und - hurra! - da saßen Lasse und Bosse und Ole!
    Waren die überrascht, als wir die Nasen zu ihnen hineinsteckten.
    »Wie habt ihr hergefunden?«, fragte Lasse erstaunt.
    »Haha, wir haben natürlich die Karte gefunden«, sagte ich. »Das war ja keine Kunst. So ein leichtes Versteck!«

43

    Ausnahmsweise einmal war Lasse so verdutzt, dass er keine Antwort wusste. Nachdem er eine Weile überlegt hatte, sagte er:
    »Ach was, wir lassen die Mädchen mitspielen.«
    Dann spielten wir den ganzen Tag in den Höhlen, während es draußen regnete, und es war sehr lustig. Aber am nächsten Tag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher