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Wir Kinder aus Bullerbü

Wir Kinder aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder aus Bullerbü
Autoren: Astrid Lindgren
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wagten uns nicht in seine Nähe. Wir hatten auch vor dem Schuhmacher Angst, denn er sagte immer: »Kinder sind ein Pack, sie müssten jeden Tag Prügel kriegen.« Swipp bekam auch sehr oft Prügel, obwohl er ein Hund war und kein Kind. Nett fand vielleicht, Hunde müssten auch 29
    jeden Tag Prügel kriegen. Und wenn Nett betrunken war, vergaß er, Swipp etwas zu fressen zu geben. Zu der Zeit, als Swipp noch bei dem Schuhmacher war, fand ich immer, er wäre ein hässlicher und bösartiger Hund. Er war so schmutzig und zerzaust und knurrte und bellte in einem fort. Jetzt finde ich, er ist ein freundlicher und hübscher Hund. Ole hat ihn so nett gemacht. Ole ist auch selber immer so freundlich.
    Als Ole einmal mit seinen Schuhen zum Schuhmacher wollte, kam Swipp wie gewöhnlich aus der Hundehütte gestürzt und kläffte und sah aus, als ob er beißen wollte. Ole blieb stehen und sprach mit ihm und sagte, er wäre ein braver Hund und er sollte nicht so bellen. Er stand natürlich etwas entfernt, sodass Swipp nicht an ihn herankonnte. Swi pp war genauso boshaft wie immer und be nahm sich überhaupt nicht wie ein braver Hund. Als Ole kam, um seine Schuhe abzuholen, brachte er für Swipp einen Knochen mit. Swipp knurrte und bellte, aber er war so hungrig, dass er sich sofort auf den Knochen stürzte und ihn zerbiss. "Wahrend er fraß, stand Ole die ganze Zeit ein kleines Stück entfernt und sagte immer wieder zu Swipp, er sei ein braver Hund. Ole musste ja öfter hin, um nach diesen Schuhen zu fragen. Denn sie waren natürlich nicht fertig. Und jedes Mal brachte er Swipp etwas Gutes mit. Und eines schönen Tages, stell dir vor, knurrte Swipp ihn nicht mehr an, sondern bellte nur, wie Hunde bellen, wenn sie einen Menschen sehen, den sie mögen. Da ging Ole zu Swipp und streichelte ihn und Swipp leckte ihm die Hand. Eines Tages fiel der Schuhmacher hin und verstauchte sich den Fuß. Er kümmerte sich nicht darum, ob Swipp etwas zu fressen bekam. Ole tat es Leid um Swipp. Deshalb ging er zu Nett und fragte, ob er für Swipp sorgen dürfe, solange Nett den schlimmen Fuß hätte. Dass er sich traute! Aber Nett sagte nur:
    »Das möchte ich mal sehen! Der fährt dir an die Kehle, wenn du nur in seine Nähe kommst.« Aber Ole ging zu Swipp hinaus und streichelte ihn, während der Schuhmacher am Fenster stand und zusah. Da sagte er, Ole dürfe für Swipp sorgen, solange er selber es nicht könne.

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    Ole machte die Hundehütte sauber, legte frisches Heu hinein, wusch Swipps Trinknapf aus, füllte ihn mit frischem, sauberem Wasser und gab Swipp ordentlich zu fressen. Hinterher nahm er ihn mit auf einen langen Spaziergang bis zu uns nach Bullerbü, und Swipp hüpfte und sprang und bellte vor Freude, denn er war so lange ange bunden gewesen, dass es ihm schrecklich über war. Die ganze Zeit, während Nett den kranken Fuß hatte, holte Ole Swipp jeden Tag ab und ging mit ihm spazieren. Wir gingen auch mit ihm spazieren, aber Swipp mochte Ole am liebsten leiden, und kein anderer durfte seine Leine halten, denn dann knurrte Swipp. Als Netts Fuß wieder in Ordnung 31

    war, sagte er zu Ole: »Jetzt aber Schluss damit! Der Hund ist ein Wachhund. Er muss wieder an die Kette.«
    Swipp dachte, er dürfte wie gewöhnlich mit Ole spazieren gehen, und er hüpfte und jaulte. Aber als Ole fortging, ohne ihn mitzunehmen, heulte Swipp und war schrecklich traurig, sagte Ole.
    Und Ole war auch viele Tage lang traurig. Schließlich konnte sein Papa es nicht länger mit ansehen, wie traurig er war, und da ging Oles Papa zu Nett und kaufte Swipp für Ole. Wir ändern alle gingen zu Ole, um zuzusehen, wie er Swipp in der Waschküche badete. Wir halfen auch dabei. Als Swipp gewaschen und abgetrocknet und gebürstet war, sah er aus wie ein ganz anderer Hund. Und jetzt ist er nie mehr wütend und braucht nicht mehr an der Leine zu gehen. Er schläft jede Nacht unter Oles Bett, und wenn wir Kinder aus Bullerbü aus der Schule kommen, läuft Swipp Ole auf halbem Wege entgegen und trägt ihm die Schultasche nach Hause. Aber er geht nie bis zu Netts Haus. Vielleicht hat er Angst, dass der Schuhmacher herauskommt und ihn zurückholt.

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    Es ist schön, ein eigenes Tier zu haben,
    aber ein Großvater ist auch nicht übel
    Es ist schön, ein Tier zu haben, das einem ganz allein gehört. Ich möchte auch gern einen Hund haben, aber ich habe keinen. Wir haben so viele Tiere hier in Bullerbü, Pferde und Kühe, Kälber, Schweine und Schafe. Und Mama hat eine Menge
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