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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten
Autoren: Mhairi McFarlane
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dachte, du liebst mich genug, um dir ein wenig Mühe zu geben. Aber anscheinend habe ich mich getäuscht.«
    »Es gibt einen Mittelweg zwischen bekifft Gänseblümchen pflücken und sich ständig zanken.«
    »Werd endlich erwachsen, Rachel.«
    Rhys’ Standardreaktion auf alle meine Zweifel ist ein schroffes »Werd endlich erwachsen« oder »Vergiss es einfach. Jeder weiß, dass Beziehungen nun mal so sind. Du hast unrealistische Erwartungen«. Ich mochte seine Bestimmtheit. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
    »Es reicht nicht«, sage ich.
    »Was soll das heißen? Willst du etwa ausziehen?«
    »Ja.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    Ich kann es auch nicht glauben. Nicht nach all den Jahren. Das nenne ich Geschwindigkeit – von null auf hundertachtzig, von nichts zur Trennung in wenigen Minuten. Von der Beschleunigungskraft habe ich schon Hamsterbacken. Wahrscheinlich haben wir deshalb so lange gebraucht, bis wir uns zur Planung unserer Hochzeit aufraffen konnten. Wir wussten, dass dabei bestimmte verschwommene Ahnungen plötzlich schärfere Konturen bekommen würden.
    »Ich werde mich morgen auf die Suche nach einer Wohnung machen.«
    »Ist das alles? Nach dreizehn Jahren?«, fragt er. »Du willst die Hochzeit nicht so haben wie ich – das war’s, leb wohl?«
    »Es geht nicht wirklich um die Hochzeit.«
    »Merkwürdig, dass du dir dieser Probleme in einem Moment bewusst wirst, in dem du deinen Willen nicht durchsetzen kannst. Ich kann mich nicht erinnern, dass du dein Verhalten so … ›kritisch hinterfragt‹ hast, als ich dir den Ring gekauft habe.«
    Damit hat er nicht ganz unrecht. Habe ich diesen Streit provoziert, um einen Grund zu haben? Habe ich tatsächlich triftige Gründe? Ich werde unsicher. Vielleicht wache ich morgen auf und halte das alles für einen Fehler. Möglicherweise wird sich diese dunkle, apokalyptische Wolke der schrecklichen Klarheit verziehen wie der Regen, der draußen immer noch herunterprasselt. Vielleicht könnten wir morgen Mittag essen gehen, unsere gemeinsame Auswahl an Songs auf eine Serviette kritzeln und uns wieder dafür begeistern …
    »Okay … wenn das alles funktionieren soll, müssen wir einiges ändern. Wir müssen aufhören, ständig aufeinander loszugehen. Wir sollten zu einem Paartherapeuten gehen oder so etwas.«
    Wenn er mir nur einen Millimeter entgegenkommt, bleibe ich. So erbärmlich ist meine Entschlossenheit.
    Rhys runzelt die Stirn. »Ich werde mich nicht hinsetzen und zuhören, wie du einem bebrillten Seelenklempner erzählst, dass ich dich mies behandle. Ich werde die Hochzeit nicht verschieben. Entweder ziehen wir das jetzt durch, oder wir vergessen es.«
    »Ich spreche über unsere gemeinsame Zukunft und darüber, ob wir überhaupt eine haben, und du machst dir darüber Sorgen, was die Leute sagen werden, wenn wir die Hochzeit absagen?«
    »Du bist nicht die Einzige, die Ultimaten stellen kann.«
    »Ist das ein Spiel?«
    »Wenn du dir nach dieser langen Zeit nicht sicher bist, wirst du es niemals sein. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Wie du willst«, erwidere ich mit zittriger Stimme.
    »Nein, wie
du
willst«, faucht er. »Wie immer. Nach allem, was ich für dich aufgegeben habe.«
    Das bringt mich auf die Palme. In mir macht sich die Art von Zorn breit, bei dem man in die Luft schießt, als hätte man Raketenwerfer an den Füßen. »Du hast nichts für mich aufgegeben! Du hast selbst entschieden, nach Manchester zu ziehen. Du tust so, als stünde ich so verdammt tief in deiner Schuld und könne das nie wiedergutmachen. Das ist Schwachsinn! Eure Band hätte sich ohnehin aufgelöst! Gib mir nicht die Schuld daran, dass du es nicht geschafft hast!«
    »Du bist eine selbstsüchtige, verzogene Göre«, brüllt er und steht ebenfalls auf, weil es weniger wirkungsvoll ist, im Sitzen herumzuschreien. »Es geht immer nur darum, was
du
willst, und du denkst dabei nie daran, was die anderen aufgeben müssen, um dir deine Wünsche zu erfüllen. Mit der Hochzeit machst du es genauso. Du gehörst zu der schlimmsten Sorte von Egoisten, weil du dich nicht dafür hältst. Und was die Band betrifft: Wie kannst du verdammt noch einmal behaupten, du wüsstest, wie sich die Dinge entwickelt hätten? Wenn ich noch mal von vorn anfangen und alles anders machen könnte …«
    »Ach ja? Was dann?«, kreische ich.
    Wir stehen beide heftig atmend da, ein aussichtsloser Zweikampf, in dem Worte als Waffen dienen.
    »Gut. In Ordnung«, sagte Rhys schließlich.
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