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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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Märtha leise.
    Als sie bald darauf durch die Sicherheitskontrolle gingen, lief es nicht so glatt, wie Märtha gehofft hatte. Der Kontrolleur entdeckte Märthas Spachtelmesser in der Gürteltasche sofort und stoppte sie barsch. Dann tasteten sie die Verpackung der Bilder ab und machten ein nachdenkliches Gesicht.
    »Was ist das?«, fragte einer der Kontrolleure mit autoritärem Tonfall.
    Besser, ihnen zuvorkommen, dachte Märtha rasch, riss das Papier auf und zeigte auf das Schild ganz unten am Rahmen.
    »Sehen Sie? Rosen im Sturm heißt das Werk. Das ist das Beste, was ich je gemalt habe.« (Und da log sie nicht einmal, denn sie hatte vorher noch nie gemalt.) Man konnte zwar nichts erkennen, das an eine Rose erinnerte, aber Märtha hatte der Titel so gut gefallen. Und die vielen »Farbklumpen« boten Platz für unglaublich viele Scheine.
    »Ich weiß ja nicht, ob wir das akzeptieren können«, sagte der Kontrolleur.
    »Bitte sagen Sie, dass es Ihnen gefällt. Sie würden mich so glücklich machen«, bat Märtha und strich wieder zärtlich über ihr Bild. »Bitte.«
    Und da wurde sie durchgewunken. Kurz darauf kamen Snille, Kratze und Anna-Greta zur Kontrolle. Bei Stina erklang der Alarmpiep.
    »Upps!«, keuchte sie und sah ganz unglücklich aus.
    »Ach, meine Herren«, sagte Stina, und die anderen starrten sie an. Kratze trat nervös von einem Bein aufs andere, Anna-Greta war mucksmäuschenstill, Snille legte die Stirn in Falten, und Märtha spürte ihre Knie zittern. Doch für den Ernst der Lage war Stina erstaunlich ruhig. Schnell entfernte sie das Papier, zog die runden, roten Reißzwecken aus der Farbe und lächelte die Herren an. »Vielleicht ist es mit mir durchgegangen, aber dieses Bild ist etwas Besonderes. Es heißt Masern , wissen Sie. Leider habe ich vergesse, die Reißzwecken herauszuziehen.«
    Die Sicherheitsbeamten starrten auf einen Haufen mit roten Reißzwecken und wussten nicht, was sie davon halten sollten. Einer von ihnen griff nach einem weiteren Gegenstand auf dem Tisch.
    »Und das hier?«
    »Ach, meine Nagelfeile. Dann lag sie also dort. Ich muss sie verloren haben.«
    Da sahen sich die Männer entgeistert an und winkten sie weiter. Die Seniorengang atmete auf.
    »Warum hast du das gemacht, Stina?«, fragte Märtha wenig später, als sie auf dem Weg zum Flugzeug waren.
    »Ich wollte nur die Geräte testen. Das wird doch nicht unser letztes Verbrechen gewesen sein?«
     
    Als der große Airbus abgehoben hatte und in der Kabine das Licht wieder anging, bestellte Märtha eine Flasche Champagner. Gleichzeitig zog sie zwei Blatt Papier aus der Tasche.
    »Ich will nur alles erledigen, was wir besprochen haben, damit wir die Briefe abschicken können, wenn wir angekommen sind.«
    »Natürlich, und darauf stoßen wir an«, meinte Snille und erhob sein Glas.
    »Warte einen Moment. Lass mich erst schreiben.«
    Märthas Hand zitterte, und das sah man ihrer Handschrift an, doch während die anderen schon heimlich am Champagner nippten und sie fröhlich anfeuerten, brütete sie über dem Brief und schrieb letztlich folgendes:
    An die Regierung, die etwas durchsetzen kann, ohne gleich abgewählt zu werden.
    Da wurde sie von Kratze unterbrochen, der die Meinung vertrat, dass man den Reichstag nicht vergessen dürfe, denn sie lebten ja schließlich in einer Demokratie. Und Anna-Greta meldete sich zu Wort und meinte, dass man betonen müsse, dass diejenigen, die das Geld bekommen, jegliche Bürokratie vermeiden müssen. Märtha berücksichtigte ihre Vorschläge und schrieb weiter:
     
    Der Verein »Die Freunde der Alten« hat nach seiner rechtmäßig anberaumten Jahreshauptversammlung beschlossen, bedürftigen Menschen jährlich eine gewisse Summe Geld zu schenken. Das Geld darf nur für die unten genannten Ziele verwendet werden.
     
    Alle Altersheime werden mindestens auf den Standard aufgerüstet, den die Gefängnisse des Landes aufweisen. Darüber hinaus sollen dort Computer, Friseure und Fußpfleger zur Verfügung stehen. Nette Ausflüge und menschliche Fürsorge werden ausdrücklich verlangt.
     
    Jedes Seniorenheim muss eine eigene Küche besitzen, in der kompetentes Personal aus frischen Zutaten das Essen vor Ort zubereitet. Wer es wünscht, soll vor dem Essen einen Whisky sowie Wein oder Sekt zu den Mahlzeiten erhalten.
     
    Die Bewohner sollen alle Freiheit haben, zu kommen und zu gehen, wann sie es wollen, und sie dürfen selbst entscheiden, wann sie aufstehen möchten und wann sie zu Bett
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