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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Hohenzollern begann Herbert, die Rebzeile hochzuklettern. Erst da fasste Lennart den Mut, diesen Verräter Rosskamp ein für allemal zum Schweigen zu bringen, wenn er es schon nicht freiwillig einhielt. Auf Strümpfen war Lennart anschließend die Rebenzeilen bis unten gelaufen, wo sein Wagen stand und zurückgefahren. „Ich hatte keine andere Wahl“, antwortete er nach einer Weile auf Leonies Frage. Leonies fassungsloser Blick durchbohrte ihn. Für einen Moment hatte Lennart den Eindruck, sie würde aufhören zu atmen. Fast hätte er seinem Impuls nachgegeben auf sie zuzugehen, um sie einfach nur wie zum Trost zu berühren, fernab des Gefühls dafür, wie irrsinnig das wäre. Aus heiterem Himmel schrie sie los.
    „ Du bist ein Priester! Ein Diener Gottes! Ein Mann der Kirche! Der Kirche!“ Dann verdeckte sie ihr Gesicht mit beiden Händen. „Mein Gott, was hast du getan“, hörte er sie in die Hände stammeln. Lennart sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. In Erwartung dessen, was kommen würde, hatte sein Herz angefangen zu rasen, aber nun, da es ausgesprochen war, schlug es ruhig und regelmäßig. Die altbekannte Gelassenheit durchströmte ihn. Es war wie eine Eintracht mit dem, was er tun musste, um seinen Weg weiter gehen zu können. Wenige Meter vor seinem heiß ersehnten Ziel würde ihn nichts, rein gar nichts mehr zurückhalten. „Schon viele Morde und Grausamkeiten wurden über all die Jahrhunderte unter dem Deckmantel der Kirche begangen“, proklamierte er kalt und sachlich. Als er jedoch in Leonies Gesicht Staunen und Ungläubigkeit über seine Äußerung erkannte, gelangen ihm die letzten Worte nicht mehr ganz so perfekt. Ihr Entsetzen schien sich noch zu vergrößern.
    „ Du bist irre“, murmelte sie, „irre!“
    Die Journalistin, dachte er, hoffentlich hielt die wenigstens ihren Mund.
    „Und Helga Heise“, wollte sie in dem Moment wissen.
    Lennart ließ sich nicht verunsichern und behauptete vehement. „Helgas Tod war ein Versehen. Sie wollte mich erpressen, diese dumme Gans. Ich wollte sie nicht töten!“, obwohl er jetzt nicht mehr so sicher war, ob das der Wahrheit entsprach. „Es hat sich so ergeben“, beteuerte er nachdrücklich.
    „Versehen?!“, riefen Leonie und Anke gleichzeitig.
    „ Hat sich so ergeben?!?“, hörte er Leonie murmeln. „Du musst wirklich irre sein, ja, du musst wahnsinnig sein.“
    „ Sie war selbst schuld!“, verteidigte sich Lennart schwer atmend. W as Helga betraf, so hatte die Sache wirklich anders gelegen. Sie hatte ihn angerufen, weil sie mit ihm reden wollte. Auf dem Parkplatz hinter der Josefsbrücke hatten sie sich getroffen. Sie forderte noch einmal Schweigegeld. Zum Schein war er darauf eingegangen, um Zeit zu schinden, damit er sich in Ruhe überlegen konnte, wie er sie zur Vernunft bringen konnte. Zusammen waren sie die paar Meter bis an die Brücke spaziert, als sie den Fehler machte und ihren Verdacht um die Ermordung Herberts geäußert hatte. Sie war schon seit jeher einfältig gewesen. Hatte wohl geglaubt, ihn damit noch mehr unter Druck setzen zu können. Ihm waren die Nerven durchgegangen. Er hatte sie gepackt und gegen das Geländer gestoßen. Die Eisenstange, die hinter ihr aus dem Geländer ragte, hatte er erst später bemerkt. Immer wieder hatte er sie gestoßen und sie gewürgt und sie dämliche Pute genannt. Als er sich besonnen hatte, war es zu spät gewesen. Nun musste er richtig zudrücken. Als er sie losgelassen hatte, kullerte sie die Böschung bis an die Ahr hinunter.
    Den Rückweg hatte er dann über den schmalen landwirtschaftlichen Weg hinter der Ahr entlang genommen. Er führte oberhalb des Klosters Kalvarienberg und unterhalb der Maybachfarm durch einen Teil der Weinberge und vorbei an Schrebergärten, bis er ihn in die Straße nach Ahrweiler brachte und von dort auf die Autobahn. Er war sicher gewesen, dass ihm über diese Route niemand entgegen kommen würde.
    „ Wahnsinnig!“, schrie Leonie in seine Gedanken, „genauso unbeherrscht, wie du es an dem Abend warst! Nicht mehr zu bremsen! Genau hier an dieser Stelle, hier, wo wir jetzt stehen!“ Die Bemerkung war zu viel. Seine alten Emotionen von damals kochten hoch. Die Wut über sich selbst, dass er sich hatte hinreißen lassen. Er war nahe dran, Leonie ins Gesicht zu schlagen. Doch er besann sich und schrie ernsthaft empört zurück. „Sie haben mich doch herausgefordert, diese Schweine!“
    „ Aber es war deine Entscheidung, deine ganz alleine!“,
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