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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Rücken zu ihnen konnte sie ihn nicht stehen lassen, also schickte sie sich an, ihn langsam umzudrehen. Dabei musste sie innerlich schmunzeln über seinen unglaublich erstaunten, fragenden, fassungslosen Gesichtsausdruck.
    Nicht ablenken lassen.
    Sie hörte ihn Luft holen. Wie zu einer Frage, was denn mit ihm passiere, hob er die Arme vom Körper ab und legte sie wieder an. Für alle anderen, wusste Leonie, sah es so aus, als hätte Lennart es sich anders überlegt und wollte nun doch bleiben. Nur Anke würde klar sein, was vor sich ging. Leonie bündelte all ihre Willenskraft, als sie die Teillage des Pfaffenbergs fixierte. Ein kurzes schwaches Grummeln drang alsbald aus dem Berg. Aber noch schien niemand Notiz davon zu nehmen. Auf Ankes Frage, ob er den Mörder schon habe, schüttelte Münch den Kopf und gab bekannt, dass sie den gesuchten Johannes Rosskamp gefunden haben.
    „ Tot?“, fragte Leonie gepresst.
    Wieder nickte Münch. „Aber nicht, wie Sie denken. Er starb eines natürlichen Todes. Herzversagen. Allerdings ...“, er zögerte, ehe er weiter redete, „hat er dadurch heute Nachmittag einen schweren Autounfall auf der Autobahn kurz vor Wittlich verursacht.“ Münch legte eine Kunstpause ein. „Die Kollegen haben uns informiert.“
    Leonie blickte zu Lennart. Wittlich, dachte sie, war Johannes, nachde m er von Helgas Tod gehört hatte, auf dem Weg zu Onkel Lennart gewesen? Sie biss sich auf die Lippen, ärgerte sich, dass sie ihn noch immer so nannte. Sie war sicher, dass er diese Frage, die groß in ihren Augen stand, lesen konnte. Er schwieg, sah ein wenig geistesabwesend aus. Schien viel zu beschäftigt mit sich selbst und der Frage, was mit ihm geschieht, als seine Gedanken zusätzlich auf etwas anderes richten zu können. Genauso sicher war sie, dass er auf der anderen Seite fieberhaft überlegte, wie er seinen Hals aus der Schlinge ziehen konnte. Ihr Blick ruhte auf sein Gesicht, als sie bewusst wahrnahm, wie sehr sie ihn schon als Kind geliebt hatte. Jetzt erschien ihr das vollkommen natürlich, schließlich war er ja ihr Vater, aber er war auch ein .... Sie dachte nicht zu Ende. Zu schmerzhaft begann es, in ihrer Brust zu brennen. Ihre Augen bohrten sich durch seinen Schädel. Mehr als sie gedacht hatte, musste sie ihre Aufmerksamkeit mit ihrem Dämon verschmelzen, ihn anstacheln, locken, um hier ganze Arbeit zu leisten. In der Gildenschenke war es einfacher gewesen. Sie brauchte die Wut, den Zorn, den Hass. All das hatte sich in dem Augenblick verflüchtigt, als sie an ihre schon seit Kindheit bestehende Liebe zu Lennart dachte,  ohne es sich jemals bewusst gewesen zu sein. Sie ließ ihre Gedanken zu ihrer Mutter wandern, sah die Zeilen, in denen sie ihren Schmerz niedergeschrieben hatte, sah, was sie hier erlebt hatte. Hier an diesem Ort, der früher auch ihr Lieblingsplatz gewesen war. Sah sie auf dem Boden liegen, stumm vor Verzweiflung. Sah Lennart über sie gebeugt. Leonie zuckte förmlich zusammen, als sie sich vorstellte, wie er gewaltsam in ihre Mutter eingedrungen war. Gierig und besessen von seinem Trieb, der sich an dem Abend dem Zölibat widersetze und nur der Lust gefolgt war. Das Bild vor ihrem geistigen Auge wurde plastisch. Beinahe hätte sie aufgeschrien. Sie spürte ihre Wangen glühen. Während sie ihren inneren Anblick aufsog, durchstachen ihre Augen die seinen, drückten ihn zurück, immer langsam weiter. Sie fühlte Anke neben sich nervös hin und herrutschen. Schweig bloß, dachte Leonie und verschloss ihr den Mund.
    Lennart schien hartnäckig zu versuchen, gegen die unsichtbare Kraft anzukämpfen, die ihn gleich unaufhaltsam den Pfaffenberg hinunterdrängen würde. Am Rand hielt sie ihn einige Minuten fest. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn mit dem Pfaffenberg ins Tal donnern zwischen Gemisch aus Erde und Rebenstöcken, zerquetschten Trauben, Steinen, Sträuchern und Büschen. Das Bild verflüchtigte sich, zog weiter und ein anderes schob sich vor. Sie sah ihn vom Geröll begraben unten an der Mauer der Umgehungsstraße liegen bleiben. Ohne hinsehen zu müssen, wusste sie, dass sowohl Münch als auch Brückner, der zur Seite gewichen war, als sich Lennart rückwärts in seine Richtung schob, fasziniert beobachteten, was sie nicht fassen konnten. Sie belegte beide gerade soweit mit einer Lähmung, wie sie auch entstehen würde, wenn man plötzlich von etwas Unfassbarem überwältigt wird.
    Das erneute Grollen im Weinberg begann wie aus weiter Ferne. Klang schon
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