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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Worte mit einem tiefen Blick in ihre Augen. Sie machte Anstalten, seinem Blick auszuweichen, doch hielt sie ihm stand.
    „ Begrüßen?“, wiederholte sie, als suche sie nach dem Sinn des Wortes. „Nicht mehr, du Teufel im Gewand der Kirche“, schmetterte sie ihm entgegen. Nun schien sie nichts mehr auf der Bank zu halten. Lennart zuckte allein schon durch ihre Worte einige Schritte zurück.
    „ Was ist denn in dich gefahren?“, versuchte er es in einem neutralen Tonfall, aber sein Gesicht nahm einen grimmigen, sogar harten Ausdruck an. „Du solltest so nicht mit mir reden“, warnte er. Es gab ihm einen Stich, wie sie darauf hin boshaft auflachte. Die Journalistin hatte sich ebenfalls erhoben und stand wie zum Schutz dicht neben Leonie.
    „ Nein ...? Nicht ...? Wie soll ich denn mit einem Vergewaltiger und Mörder reden, der sich zu meinem blanken Entsetzen auch noch als mein Vater entpuppt?“
    Kurze Fassungslosigkeit blitzte in seinen Augen auf.
    Leonie sprach hastig und erregt und wedelte mit ihren Armen, um die Dramatik der Aussage zu unterstreichen. Lennart wurde stetig blasser. Aber noch war nicht wirklich in sein Bewusstsein gedrungen, welche Folgen sich für ihn ergeben würden.
    „ Was sagst du da?“ Seine Stimme klang plötzlich rau und unnatürlich. „Woher hast du so einen Unsinn?“ Lennart schaute sie irritiert mit hochgezogenen Augenbrauen und einem zweifelnden Blick an.
    „ Diesen Unsinn“, das Wort sprach sie überdeutlich und scharf aus, „habe ich von ihr !“, schrie Leonie völlig aufgebracht. Ihre Nerven schienen zu flattern. „ Aus ihrer Feder!“, setzte Leonie nun ruhig nach. Ihre Stimme war umgeschlagen. Sie schrie nicht mehr, sondern hatte mit gedämpfter, aber klarer und nachdrücklicher Stimme gesprochen, wobei sie das Wörtchen ihrer besonders nachhaltig betont hatte. Sein Schrecken wich einer gewissen Kaltblütigkeit. Jetzt war es soweit, dachte Lennart. Jetzt ging es um alles. Leonie wusste Bescheid. Was sollte er bloß tun? Im Augenblick weigerte sich sein Hirn noch, an einer Lösung zu arbeiten. In der nächsten Sekunde musste er sich einer weiteren Frage Leonies auseinandersetzen.
    „ Ich frage dich jetzt, hast du meinen ..., das Wort ›Vater‹ brachte sie nicht über die Lippen, „hast du Herbert umgebracht? Hast du?!“
    Lennart konnte sich kaum konzentrieren. Herbert war sein Freund gewesen. Sein Freund, der zum Verräter werden wollte, obwohl er bei seinem Leben geschworen hatte, zu schweigen wie ein Grab. Wie ein zu schnell laufender Film spulte sich der Abend in Lennarts Kopf ab.
    Er sah Herbert Rosskamp wieder vor sich, wie er oben unterhalb Hohenzollern gestanden und über die Weinberge geblickt hatte. Er, Lennart, war von unten durch die Rebzeilen hochgestampft und hatte ihn zu sich herunter gewunken. Zusammen waren sie die zweihundert Meter über den Bergpfad bis zur Gärkammer gegangen. Auf dieses Stück Weinberg war Herbert schon lange scharf, denn es lag inmitten seines Kräuterbergs , und war als ungefähr einen halben Hektar die kleinste geschlossene Lage in Europa, die einem Halter gehörte. Lennart hatte die Gärkammer verpachtet, aber der Vertrag lief bald aus. So war er auf den Gedanken gekommen, Herbert die Gärkammer anzubieten, natürlich umsonst, wenn er dafür weiterhin schwieg und von seinem unsinnigen Vorhaben abließ. Vergebens. Einen Mord hatte er nicht geplant, doch wenn er ehrlich war, im Hinterkopf hatte diese Möglichkeit gehabt. Aber nur, wenn alle Stricke rissen. Weil es nicht leicht sein würde, den körperlich stärkeren Freund einfach so umzubringen, hatte Lennart beinahe automatisch Alkohol und Pfefferspray als Helfer dabei.
    Beide hatten sie sich tief unten auf eine Weinbergterrasse gesetzt. Sehr bald war es ihm gelungen, sentimental angehaucht die Freundschaft und die Erlebnisse von damals reflektieren zu lassen. Während er von der guten alten Zeit brabbelte, schenkte er Herbert, der gerne Bourbon trank, ständig nach. Doch Herbert faselte nur von Leonie, wie sehr er sie liebte und endlich mit ihr schlafen wollte, so richtig und nicht immer nur grabschen. Lennart hatte bei dem Bild Wut darüber hochkommen spüren, wie sein Freund sich an die junge Leonie heranmachte. Die Vorstellung bereitete ihm Übelkeit und zudem schien Herbert nicht vorzuhaben, sich weiterhin in Schweigen zu hüllen, wie sie es vereinbart hatten. In der Dämmerung begleitete Lennart den wankenden Freund über den Bergpfad zurück. Unterhalb des Hotels
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