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Winterwunder

Winterwunder

Titel: Winterwunder
Autoren: Nora Roberts
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angezogen. Sie trug ein figurbetontes Kostüm von der Farbe reifer Auberginen und eine frische weiße Bluse mit einer kleinen Rüsche. Exakt fünfundfünfzig Minuten verbrachte sie damit, E-Mails, Briefe und Anrufe zu beantworten, die Aufzeichnungen in verschiedenen Kundenakten zu aktualisieren, Lieferungen zu überprüfen und mit den Lieferanten über Aufträge für zukünftige Veranstaltungen zu sprechen.
    Um Punkt zehn begab sie sich aus ihrem Büro im zweiten Stock zum ersten Ortstermin des Tages.
    Über die potenzielle Kundschaft hatte sie bereits Erkundigungen eingezogen. Die Braut, Deeanne Hagar, war eine regionale Künstlerin, deren Bilder von Fantasy-Traumwelten auf Poster und Grußkarten gedruckt wurden. Der Bräutigam, Wyatt Culpepper, war Landschaftsgestalter. Beide stammten aus altem Geldadel, Finanz- beziehungsweise Immobilienbranche, und beide waren das jeweils jüngste Kind zweimal geschiedener Eltern.
    Durch nur minimale Recherche hatte sie herausgefunden, dass das frisch verlobte Paar sich auf einem Umweltfest kennengelernt hatte, dass beide Bluegrass-Musik liebten und gern reisten.
    Weitere Informationsnuggets, die sie geschürft hatte, stammten von Internetseiten, von Facebook, aus Interviews in Zeitungen und Magazinen sowie von Freunden von Freunden von Freunden. Aufgrund dieses Vorwissens hatte sie bereits entschieden, wie sie diese Kennenlerntour, an der auch beide Mütter teilnehmen würden, gestalten wollte.
    Auf ihrem raschen Gang durch die Hauptetage musterte sie verschiedene Bereiche und war sehr zufrieden mit Emmas romantischem Blumenschmuck.
    Sie eilte in die Familienküche, wo – wie erwartet – Mrs Grady gerade letzte Hand ans Kaffeetablett anlegte, auf dem auch der von Parker gewünschte eisgekühlte Sonnentee und ein Teller mit frischem Obst standen.
    »Sieht perfekt aus, Mrs G.«
    »Ist alles fertig, wenn du es auch bist.«
    »Kommen Sie, stellen wir das Ganze in den Salon. Wenn die Kunden sofort mit der Tour beginnen wollen, bringen wir es vielleicht raus. Es ist schön draußen.«
    Parker wollte mit anfassen, doch Mrs Grady winkte ab. »Geht schon. Ich habe gerade gemerkt, dass ich die erste Stiefmutter der Braut kenne.«
    »Wirklich?«
    »Hat’s nicht lange ausgehalten, oder?« Mit flinken Bewegungen stellte Mrs Grady die Tabletts auf einen Servierwagen. »Den zweiten Hochzeitstag hat sie nicht mehr geschafft, wenn ich mich recht erinnere. Hübsche Frau, und ganz nett. Etwas unterbelichtet, aber herzensgut.« Energisch strich Mrs Grady mit den Fingerspitzen über ihre Latzschürze. »Sie hat wieder geheiratet – irgendeinen Spanier – und ist nach Barcelona gezogen.«
    »Ich weiß gar nicht, warum ich Zeit mit der Internetrecherche verschwendet habe, wo ich doch nur Sie zu fragen brauche.«
    »Hättest du das getan, dann hätte ich dir gesagt, dass Macs Mutter mit dem Ehemann mal was laufen hatte, zwischen dessen Ehefrau Nummer zwei und drei.«
    »Linda? Das überrascht mich nicht.«
    »Na ja, wir können alle froh sein, dass daraus nichts geworden ist. Die Bilder der jungen Frau gefallen mir«, fügte Mrs Grady hinzu, während sie den Wagen zum Salon rollten.
    »Sie haben welche gesehen?«
    Mrs Grady zwinkerte. »Du bist nicht die Einzige, die mit dem Internet umgehen kann. Da klingelt es. Also los. Angel uns neue Kunden.«
    »Hab ich vor.«
    Parkers erster Gedanke war, dass die Braut mit den grünen Mandelaugen und der goldroten Haarflut, die ihr bis zur Taille reichte, aussah wie die Hollywoodversion einer Fantasykünstlerin. Der zweite war, was für eine schöne Braut Deeanne abgeben würde – unmittelbar gefolgt von dem Gedanken, wie gern sie daran beteiligt sein wollte.
    »Guten Morgen. Willkommen bei Vows. Ich bin Parker.«
    »Brown, nicht wahr?« Wyatt streckte ihr die Hand hin. »Ich will nur sagen, ich weiß nicht, wer Ihre Gärten gestaltet hat, aber da waren Genies am Werk. Und ich wünschte, ich wäre es gewesen.«
    »Vielen herzlichen Dank. Bitte, kommen Sie herein.«
    »Meine Mutter, Patricia Ferrell. Deeannes Mutter, Karen Bliss.«
    »Ich freue mich, Sie alle kennenzulernen.« Parker machte eine rasche Bestandsaufnahme. Wyatt führte das Wort, aber charmant – und alle drei Frauen überließen es ihm. »Setzen wir uns doch kurz in den Salon und machen uns miteinander bekannt.«
    Doch Deeanne spazierte bereits im geräumigen Foyer herum und begutachtete das elegante Treppenhaus. »Ich dachte, hier drin wäre es spießig. Ich dachte, es würde sich spießig
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