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Winterkaelte

Winterkaelte

Titel: Winterkaelte
Autoren: Stephanie M. Schwartz
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schrak hoch und starrte ihn an. In ihren Augen glänzte Furcht.
    »Ich liebe dich«, hauchte sie, »Bitte verlass mich nicht.«
    Einige Augenblicke lang war Alexander völlig perplex. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Noch nie hatte jemand, außer seiner Mutter, diese Worte zu ihm gesagt. Kisha wirkte verzweifelt. Erst in diesem Moment fiel ihm ein, dass sie vielleicht glaubte, er wolle mit ihr Schluss machen.
    »Ich liebe dich auch«, antwortete er und abermals standen ihm Tränen in den Augen.
    Sie küssten sich innig, bis Alexander den Kuss abbrach.
    »Tut mir leid«, meinte er, »Aber einen Steifen kann ich gerade gar nicht brauchen.«
    Andrea musste lachen und erinnerte damit die beiden, dass auch sie noch im Zimmer war. Etwas beschämt beschlossen sie wortlos etwas Abstand zu halten, damit sich Andrea nicht ganz so fehl am Platze fühlte.
    »Was habe ich verpasst?«, fragte Alexander, doch die Antwort wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
    Herein kam Lina, die Nachtschwester und grüßte alle Anwesenden freundlich.
    »Alles in Ordnung hier?«, wollte sie wissen, als ihr Blick an Kisha hängenblieb.
    »Kisha?«, fragte sie, »Was machst du denn hier?«
    »Oh Lina«, antwortet die, »Das ist mein Freund.«
    »Aha«, machte die kleine Krankenschwester.
    »Das ist Andrea«, stellte Kisha die Blonde vor, »Alexander kennst du vermutlich schon.
    Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest.«
    »Ja, seit zwei Monaten jetzt. Bist du mit der Schule fertig?«, fragte Lina.
    »Ja, seit kurzem.«
    »Und jetzt?«
    »Ich werd studieren. Medizin, wenn ich die Aufnahmeprüfung schaffe«, lachte Kisha.
    »Na vielleicht nenn ich dich mal irgendwann Frau Doktor«, antwortete die Krankenschwester grinsend, »Also alles klar soweit?«
    Alexander nickte nur.
    »Wenn was ist, einfach läuten.«
    Damit war Lena auch schon wieder aus der Türe draußen.
    »Woher kennst du sie?«, fragte Alexander neugierig.
    »Sie ist in meiner Zumba-Gruppe«, erklärte Kisha.
    »Es freut mich euch so zu sehen«, meinte Andrea vom Fußende des Bettes, »Ich habe das vermisst.«
    »Es freut mich, dass du hier bist«, antwortete Alexander, ehe ihm wieder einfiel, warum er eigentlich hier war, »Wie geht es Caro?«
    Andreas Gesicht verfinsterte sich. Alexander befürchtete das Schlimmste.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete die Blonde schließlich.
    Eine einsame Träne kullerte über ihre Wange, ehe sie zu berichten begann.
    »Ich habe sie jeden Tag im Krankenhaus besucht. Sie machte sich solche Vorwürfe wegen allem was passiert ist. Sie glaubte, du wärst tot und nichts konnte sie vom Gegenteil überzeugen.
    Nach ein paar Tagen hat man sie entlassen. Sie kam heim, hat ihre Sachen gepackt und ist in der Nacht einfach abgehauen. Ich sah sie das letzte Mal am Tag vor ihrer Entlassung.«
    Nun konnte Andrea sich nicht mehr zusammenreißen und weinte leise vor sich hin.
    »Als letztes sagte sie zu mir, dass sie für alles verantwortlich wäre. Wäre sie nicht lesbisch, dann wäre nichts von allem passiert und wir könnten noch immer glücklich leben.
    Dann sagte sie, dass sie mich liebt und mich nie wieder hergeben wolle.
    Es war so surreal, weil die beiden Aussagen überhaupt nicht zusammenpassten. Sie stand völlig neben sich, aber die Ärzte hielten sie für gesund.«
    »Es tut mir leid. Aber es war weder ihre Schuld, noch deine«, meinte Alex leise.
    »Ich weiß«, schluchzte Andrea, »Aber es tut so wahnsinnig weh.«
    Sie weinte leise vor sich hin, bis Kisha sie in den Arm nahm. Dennoch dauerte es Minuten, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    »Ich frage mich, wo sie gerade ist«, hauchte die Blonde schließlich.
    »Ich mich auch«, stimmte ihr Alexander nachdenklich zu.

2.
    Fröstelnd schlug sie ihren Kragen hoch, als sie an der bunt verzierten Auslage vorbei kam. Ein Zittern fuhr durch ihren Körper, doch es war nicht die Kälte. Es war die Aufregung. Bald würde sie wieder den süßen Kuss von Stahl spüren, der ihre Haut durchdrang. Das wohlige Ziehen, den lähmenden Schmerz und das Glücksgefühl, welches besser war, als alle Drogen der Welt.
    Versonnen streichelte sie ihre Seite. Ihre letzte Sitzung beim Tätowierer war bereits einige Zeit her, das Bild fertig, doch es drängte sie nach mehr.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür und trat ins Innere. Der große Raum war mit groben Holzbohlen verkleidet und wirkte wie ein Saloon aus einem Western. Es roch nach Desinfektionsmittel und abgestandener Luft. Kaum hatte sie die Tür hinter
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