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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch
Autoren: Elke Bergsma
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einen Hinweis.“
    Maarten setzte sich zu ihnen aufs
Sofa, und sie schauten sich Strophe für Strophe an.
    „In Strophe zwei geht es um das
Fischsterben durch die Verklappung der Chemikalien“, stellte Maarten fest.
    „Und damit um den Tod der armen
Frau Fellinger“, brummte der Kommissar.
    „Mit Strophe drei könnte Hauke
Langhoff gemeint sein. So wie es aussieht, wurde er tatsächlich vergiftet. Die
Leiche aus Strophe vier ist Steffen Rautschek“, ging Maarten weiter.
    „Ja, dann die Entführung von
Tilman und ... oh, hier meint sie anscheinend Hufschmidt. Er muss der Mann
gewesen sein, der ihr das Messer in den Bauch gerammt hat“, stellte Tomke fest.
„Das wäre ja auch logisch, schließlich haben wir sie bei ihm gefunden.“
    „Gut möglich. Kann aber auch
anders gewesen sein“, erwiderte Büttner.
    „Und wie?“
    „Wenn Hufschmidt das
Testosteron-Monster war, was ich nach wie vor nicht glaube, dann hat ein
ominöser Dritter ihr den Stich versetzt.“
    „Nun, wie auch immer“, sagte
Maarten. „Aus den letzten zwei Strophen geht hervor, dass sie ganz
offensichtlich Angst vor ihrem Liebsten hatte und er sie zudem verlassen
wollte, was sie bedauerte. Paradox. Sie musste ihm wirklich total verfallen sein.
Aber es gibt leider keinen eindeutigen Hinweis, von wem hier die Rede ist.“
    „Den letzten Satz verstehe ich
nicht“, murmelte Tomke. „ mein liebesqual, mein mann, mein fluss .
Liebesqual ist klar, Mann sowieso, aber Fluss?“
    „Fluss. Hm. Vielleicht ist es bildlich
gemeint. Der Mann, der ihren Körper, ihre Liebe, ihre Seele im Fluss, sprich am
Laufen hält.“
    Tomke sah ihn zweifelnd an und
auch Büttner schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht hat sie mit ihm eine
Kreuzfahrt über die Donau gemacht oder über den Rhein“, mutmaßte Tomke und kräuselte
den Mund.
    „Es war doch eine geheime Liebe“,
gab Maarten zu bedenken. „Da zeigt man sich doch nicht in aller Öffentlichkeit
zusammen auf einer Flusskreuzfahrt.“
    „Hm. Vielleicht steckt genau in
diesem Wort des Rätsels Lösung“, sagte Büttner und zog die Stirn in Falten.
„Jetzt lassen Sie uns noch mal sammeln, was uns zum Thema Fluss einfällt.“
    „Iller, Lech, Isar, Inn fließen
nach der Donau hin ... oder so ähnlich“, sagte Maarten.
    „Wenig hilfreich.“
    „Loreley-ley-ley, unter dir da
fließt der Rhein ...“
    „Wenn das Wasser im Rhein goldner
Wein wär ...“
    „So kommen wir nicht weiter“,
seufzte Maarten.
    Für eine Weile saßen sie da und
brüteten. Inkas Gedicht war so eindeutig. Bis zum letzten Wort. Das ergab keine
Logik. Warum sollte sie ausgerechnet an der Stelle plötzlich in Rätseln sprechen?
    „Doch!“, rief Tomke plötzlich und
schlug mit der Faust auf den Ordner, „wir sind sogar schon da!“
    „Wo?“, fragte Maarten verdattert
und auch Büttner sah sie fragend an.
    „Am Rhein. Wir sind am beautiful
river Rhein.“
    „Versteh ich nicht.“
    „Wie viel Rheins kennt ihr denn,
na?“
    „Es gibt nur einen Rhein“,
knurrte Maarten.
    „Nein“, sagte Büttner kaum
hörbar. „Es gibt zwei. Zumindest für uns. Sie sind ein Genie, Frau Coordes.“
    „Na, kommst du auch drauf?“,
fragte Tomke und grinste Maarten frech an. „Oder soll ich es dir sagen?“
    „Bevor ich dumm sterben muss“,
knurrte Maarten. Er hasste es, als Einziger auf dem Schlauch zu stehen.
    „Gestatten, sein Name ist Rhein.
Hayo Rhein.“

78
    Büttner lief mit mürrischem Blick
in seinem Büro auf und ab und schlug sich wiederholt mit der Faust auf die
flache Hand. Schon die ganze Nacht hatte er wach in seinem Bett gelegen und
darüber nachgedacht, wie er Hayo Rhein überführen konnte. Denn sie wussten zwar
nun, wer vermutlich für all die Verbrechen der vergangenen Wochen verantwortlich
war, aber sie hatten keinerlei Beweise. Sie hatten nur das Gedicht. Darauf
jedoch ihre Beweisführung aufzubauen, würde nicht funktionieren. Jeder Anwalt
würde ihnen den Ordner um die Ohren hauen und hätte seinen Mandanten innerhalb
kürzester Zeit wieder auf freiem Fuß.
    Dieser Hayo Rhein war zwar ein
Arschloch, dachte Büttner, aber leider kein Dummer. Anscheinend wühlte er mit
seinen Fingern in allen möglichen Schweinereien herum, hinterließ aber keine
Spuren. Bis auf dieses Gedicht von Inka Henzler gab es nichts, nicht mal die
kleinsten Indizien, die darauf hindeuteten, dass Rhein in die kriminellen Machenschaften
verstrickt war. Im Gegenteil saß er zurzeit fester im Sattel als jemals zuvor
und hatte sein Ziel, seinen
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