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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1
Autoren: Alexey Pehov
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tatkräftige Unterstützung von Moltz. Die Dame schuldete uns noch einen Gefallen.«
    »Moltz hat mich schwer enttäuscht.«
    »Die gute Bäckersfrau hat diesen kleinen Verrat einer Strafe in den Erzminen vorgezogen. Davon abgesehen dürfte dir eigentlich klar sein, dass Lahen für den Turm von einigem Interesse ist. Aber wenn die Schreitenden oder die Glimmenden in eurem Dorf aufgetaucht wären, dann wäre wohl nie ein Gespräch mit deiner Frau zustande gekommen. Niemand wusste genau, wozu sie in der Lage ist, und die Mutter wollte kein Risiko eingehen. Inzwischen haben sich die Dinge natürlich geändert. Nach der Begegnung mit der Verdammten hat Lahen viel von ihrer Gabe eingebüßt. Und was Yokh angeht … Moltz selbst hat dafür gesorgt, dass ihm das Gerücht zu Ohren kommt, ihr weiltet immer noch nicht in den Glücklichen Gärten. Er wollte dir schon lange ans Leder, und zu seinem Pech und unserem Glück war er nicht zu geizig, einen Preis auf eure Köpfe auszusetzen.«
    »Was für ein genialer Plan«, höhnte ich. »Und wenn es seinen Leuten gelungen wäre, uns das Licht auszublasen?«
    »Diese Gefahr bestand kaum.«
    Nicht? Sag das mal dem Alten und seinen Kumpanen. Die hätten uns nämlich beinahe erledigt. »Aber da ihr sie trotzdem in Kauf genommen habt, heißt das, dass wir für euch nicht von allzu großer Bedeutung sein können.«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Ich bin nur ein Heiler und gehöre dem Rat nicht an«, antwortete er. »Das hat alles die Mutter entschieden.«
    Wieder einmal beschlich mich das Gefühl, dass die Schreitenden nicht allzu viel von ihrem Oberhaupt hielten.
    »Und sie hat dich auch mit Knuth zu uns geschickt?«
    »Richtig. Wir haben Moltz entsprechend unterwiesen, und sie hat mich den dreien zugeteilt. Da man den Funken eines Heilers nicht bemerkt, solange er seine Gabe nicht anruft, hätte Lahen also nie im Leben Verdacht geschöpft. Ich sollte etwas über ihre Möglichkeiten in Erfahrung bringen und aufpassen, dass auf dem Weg nach Alsgara keine Schwierigkeiten auftreten.«
    »Und wenn wir nicht aufgebrochen wären?«
    »Aber das seid ihr.«
    »Stimmt«, brummte ich. »Letzten Endes hatten wir keine andere Wahl.«
    »Nimm’s nicht so schwer«, sagte Shen lachend. »Der Plan war wirklich gut. Bis dann die Nabatorer aufgetaucht sind. Den Rest brauche ich dir nicht zu wiederholen. Außerdem habe ich euch in der Dabber Glatze verloren. Danach ruhte unsere ganze Hoffnung auf Moltz. Früher oder später musstest du dich an sie wenden.«
    »Ja«, knurrte ich. »Und Moltz konnte es selbstverständlich gar nicht abwarten, euch diese kleine Freude zu bereiten. Erst durften wir für ihn noch seine offenen Rechnungen mit Yokh begleichen, dann hat er uns euch ausgeliefert.«
    Ach, Moltz, du alte Natter.
    »Beenden wir dieses Gespräch fürs Erste«, verlangte Shen. »Wir werden nämlich erwartet.« Daraufhin erhob er sich und ging zum Gitter, um den Kerkermeister zu rufen.
    Die Kutsche prunkte mit teuren, mit rotem Samt bezogenen Sitzen, vergoldeten Griffen und breiten Fenstern, vor denen weinrote Seidenvorhänge hingen. Dennoch sorgte sich niemand um die Polster: Ich durfte durchaus in meiner dreckigen und blutverschmierten Kleidung auf ihnen Platz nehmen. Noch dazu ungewaschen.
    Shen setzte sich mir gegenüber. Links und rechts von mir machte es sich je ein breitschultriger, finster dreinblickender Gardist bequem, für den Fall, dass ich zu Dummheiten neigen sollte. Eine übertriebene Vorsicht: Solange sie meinen Augenstern in den Fingern hatten, würde ich mich tadellos aufführen.
    »Wo ist Lahen?«, fragte ich erneut.
    »Hab noch ein wenig Geduld. Ich verspreche dir, dass du sie wiedersiehst, sobald wir den Turm erreichen.«
    Kaum hatte sich die Kutsche in Bewegung gesetzt, verlor Shen jedes Interesse an mir und sah angelegentlich zum Fenster hinaus. Die Gardisten schienen die Redegabe verloren zu haben, doch ich brauchte mich bloß zu rühren, da wurde der Kerl rechts von mir nervös. Das amüsierte mich so lange, bis der andere Gardist die Geduld verlor und mir die Faust in die Seite rammte. Genau das hatte mir in meiner gegenwärtigen Stimmung noch gefehlt.
    Ab und zu sah auch ich hinaus. Schon bald fuhren wir durch den Garten, schließlich blieb die Kutsche vor dem kleinen See stehen.
    Shen stieg als Erster aus, ihm folgte einer der beiden Gardisten. Der andere stieß mich leicht in den Rücken, damit auch ich mich zum Aussteigen bequemte. Die Kette meiner Fesseln klirrte, als ich
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