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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1
Autoren: Alexey Pehov
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eine schwarze Samtjacke, auf die eine silberne Flamme gestickt war, auch dies ein Zeichen der Schreitenden.
    »Lasst uns allein«, befahl er den Männern.
    »Wenn etwas ist, wir sind in der Nähe«, sagte der Kerkermeister, bevor er mit den Gardisten abzog.
    Sobald die drei außer Sicht waren, wandte sich Shen lächelnd an mich. »Guten Tag, Ness.«
    »Was ist mit Lahen?«, fragte ich sofort.
    »Um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, antwortete er. »Du wirst sie bald wiedersehen.«
    »Was heißt das? Bald?«
    »Sobald wir uns unterhalten haben.«
    »Und worüber, bitte sehr?«, knurrte ich. »Über unser weiteres Schicksal? Ich darf wohl annehmen, dass es nicht sonderlich rosig aussieht.«
    »Erst mal will ich mir deine Wunde ansehen«, verlangte er da.
    »Wag es ja nicht.«
    »Du bist wie ein Hund, der davon träumt, eine Katze zu schnappen, Grauer«, entgegnete er spöttisch, aber auch beleidigt. »Sei nicht albern!«
    »Und wenn ich dich nicht an das Bein ranlasse? Was dann?«, fragte ich herausfordernd. »Verschmurgelst du mich dann, Schreitender?«
    »Das würde ich gern tun, aber leider übersteigt das meine Fähigkeiten. Und jetzt hör mir mal zu! Im Turm wollen etliche Schreitende Lahens Funken ersticken. Ich werde mich dafür einsetzen, dass sie davon absehen. Und ich werde mit der Mutter sprechen. Also, was ist jetzt? Soll ich mich um deine Wunde kümmern oder nicht?«
    »Das Reich der Tiefe sei mit dir«, gab ich jeden Widerstand auf. »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    »Das hört sich schon besser an.«
    »Seltsam, ich erinnere mich gar nicht daran, dass du auf dem Weg von Hundsgras nach Alsgara auch schon solchen Anteil an Lahens Schicksal genommen hast.«
    Da er mir darauf nichts erwiderte, wechselte ich das Thema. »Giss und ich hatten schon befürchtet, du wärst den Untoten zum Opfer gefallen. Wie ist es dir gelungen, aus der Dabber Glatze zu entkommen?«
    »Ich hatte Glück«, antwortete er, während er den Verband von dem eingetrockneten Blut zog.
    »Au!«
    »Lieg still!«, fuhr er mich an. »Ihr seid wie die Verrückten davongeprescht, da ist mein Pferd einfach nicht mitgekommen. Deshalb musste ich mich allein durchschlagen. Ich bin zum Fluss zurückgekehrt, durch ihn zum anderen Ufer gewatet und dann über den Friedhof und die Felder geritten.«
    »Ein wahrer Held!«, giftete ich und jaulte auf, weil er die Hände direkt auf meine Wunde presste.
    »Ich hatte doch gesagt, du sollst still liegen!«, brüllte er.
    Ich ließ ein paar Flüche auf seinen Kopf hageln, was ihn jedoch nicht im Geringsten scherte. Seine Hände leuchteten jetzt in einem hellen, sonnigen Licht auf. Schon in der nächsten Sekunde wurde die Wunde so kalt, als habe man Eis in sie gestopft. Die Kälte breitete sich über mein Bein aus, bis ich am Ende nicht mal mehr meine Zehen spürte. Der Frost – anders konnte man das nicht nennen – nagte erbarmungslos an meinen Knochen.
    Und dann endete alles. Eine wohlige Wärme durchströmte meinen Körper. Vorsichtig bewegte ich das Bein und stellte überrascht fest, dass es nicht mehr schmerzte. Die Wunde war verschwunden. Nur eine kleine, weiße Narbe war zurückgeblieben.
    »Mitunter hat die Gabe des Heilers auch ihre Vorteile«, bemerkte Shen mit zufriedenem Grinsen, obwohl er nach der Behandlung kreidebleich und schweißgebadet war. »Ich vermag zwar nicht das, was eine Glimmende oder die anderen Schreitenden vollbringen, aber dafür kann ich heilen. Zuweilen ist gerade diese Kunst von Vorteil.«
    »Das ist überaus gütig von dir gewesen.«
    »Ich hatte einfach keine Lust, dich zu tragen«, entgegnete er. »Das ist alles.«
    »Du ziehst es also vor, wenn ich das Schafott auf eigenen Beinen betrete?«
    Der Heiler sah mich forschend an, bevor er sagte: »Ihr habt eine Schreitende ermordet, und dafür verdient ihr den Tod. Aber vorerst will man nur mit euch reden. Vor allem mit Lahen.«
    »Und wer erweist uns die Ehre des Gesprächs? Wer hat sich einen derart aufwendigen und dämlichen Plan für unsere Rückkehr nach Alsgara ausgedacht?«
    »Du ahnst, um wen es sich handelt?«
    »Nicht unbedingt. Vielleicht weihst du mich aus alter Freundschaft ein?«
    »Die Suche nach euch wurde während all der Jahre nicht eingestellt«, holte er aus. »Doch ihr schient wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Der Turm muss deswegen außer sich gewesen sein«, stichelte ich.
    »Stimmt – aber was ändert das? Am Ende hat er euch doch gefunden. Übrigens rein zufällig und nur durch die
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