Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
wir uns durch das Loch in der Steinmauer gezwängt hatten, half ich ihr, die Ziegel wieder zurückzuschieben. Wir hofften inständig, die Verfolger damit fürs Erste von unserer Spur abgelenkt zu haben. In meinen Ohren dröhnte es, um mich herum drehte sich alles. Am liebsten hätte ich zwar einen noch größeren Abstand zwischen mich und unsere Feinde gebracht, andererseits war mir klar, dass ich über kurz oder lang das Bewusstsein verlieren würde, wenn ich die Blutung nicht stillte.
    Deshalb schnitt Lahen die blutgetränkte Hose mit dem Dolch ab, holte aus ihrer Tasche etwas sauberen Stoff sowie ein Fläschchen mit einer bitter riechenden Flüssigkeit und wischte mir das Blut ab.
    »Das ist bloß eine Fleischwunde«, sagte sie, ehe sie mir unangekündigt die Hälfte der Flasche aufs Bein goss. Brennender Schmerz ließ mich aufheulen.
    Anschließend verband sie die Wunde. Vor meinen Augen tanzten bunte Flecken, in meinen Ohren läuteten Glocken. Kurz verlor ich sogar das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, war der Verband angelegt. Lahen weinte lautlos.
    »Nicht doch«, bat ich. »Ich verspreche dir ja, in den nächsten hundert Jahren nicht zu sterben.«
    Sie wischte sich die Tränen weg und lächelte tapfer. »Ist schon gut. Ich hab nur einen gewaltigen Schreck bekommen.«
    Wie ich den unterirdischen Gang zurückgehumpelt bin, mag sich jeder selbst ausmalen. Immerhin darf ich aber mit Stolz behaupten, dass diese Wände, die der Skulptor einst geschaffen hatte, so viele Flüche von mir zu hören kriegten, als wäre hier eine ganze Mannschaft von Matrosen durchgekrochen.
    Bis auf den Bogen und die Dolche hatten wir alle Waffen eingebüßt. Lahen hatte die Armbrust beim Kampf mit den Nordländern verloren, mein treues Wurfbeil steckte jetzt im Schädel eines unserer Verfolger. Weder ich noch mein Augenstern hatten daran gedacht, es uns zurückzuholen.
    Schade. Das gute Stück hatte mich schon seit meinen Tagen im Sandoner Wald begleitet.
    Als wir vor uns ein trübes Licht erblickten, das durch die Luke fiel, schrie ich: »Stumpf!«
    »Na endlich!«, rief dieser erleichtert zurück. »Wo habt ihr bloß so lange gesteckt?«
    »Vielleicht könntest du uns erst einmal raufziehen, bevor du uns mit Fragen überhäufst«, fuhr ich ihn an.
    Er ließ das Seil herab. »Hattet ihr Erfolg?«
    »Ja«, antwortete Lahen.
    »Meloth sei gepriesen!«, stieß der Gijan noch erleichterter aus als gerade eben. »Wir ziehen euch jetzt hoch! Wo ist der Dieb?«
    Garrett war also nicht über den erprobten Weg verschwunden. Kluger Bursche. Das nahm Moltz jede Möglichkeit, ihn loszuwerden. Gut, vielleicht hatte er auch andere Gründe, sich abzusetzen. Wie auch immer, ich wünschte ihm jedenfalls, dass er es geschafft hatte, sich in Sicherheit zu bringen.
    »Du gehst als Erste«, flüsterte ich Lahen zu. »Sie fürchten deine Gabe, sei aber trotzdem vorsichtig.«
    »Schaffst du es allein?«, fragte sie zurück.
    »Ja.« Dann rief ich nach oben: »Stumpf! Zieh!«
    Während Lahen auf dem Weg nach oben war, löschte ich die Laterne und tastete nach meinem Dolch. Im Grunde rechnete ich zwar nicht damit, dass uns da oben eine unangenehme Überraschung erwartete – aber Meloth schützt die Vorsichtigen.
    »Hier!«, schrie Stumpf. »Beeil dich!«
    Ich schlang das Seil um mich und stemmte mich dann, ohne auf den Schmerz zu achten, gegen die Wand. Stumpfs zwei Kumpane zogen mich nach oben.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte einer von ihnen, als sein Blick auf mein Bein fiel. »Du brauchst einen Medikus.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
    »Helft ihm zur Tür.«
    »Nicht nötig, das schaff ich allein.«
    »Traust du uns etwa nicht?«, fragte Stumpf.
    »Würdest du dir denn trauen?«
    »Von mir aus humple halt selbst. Mir nach, Männer.«
    Mit einem beleidigten Schnaufen stiefelten er und seine Spießgesellen zur Treppe. Lahen und ich blieben allein zurück.
    »Ich glaube, wir brauchen nicht mit einem Hinterhalt zu rechnen«, meinte sie.
    »Aber ein Dolch im Ärmel schadet auch nicht. Hilfst du mir hoch?«
    Ich schleppte mich mühselig die Leiter hinauf. Wir zwängten uns durch die Tür – und dann geschah, was geschehen musste.
    Lahen schrie noch auf, doch schon im selben Moment spannten sich halb durchscheinende, lilafarbene Schließen um unsere Handgelenke. In der nächsten Sekunde lagen wir am Boden, durch Magie an Armen und Beinen gefesselt, konnten das Geschehen nur noch wehrlos beobachten.
    Außer Stumpf und seinen Kumpanen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher