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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens
Autoren: Patricia Shaw
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Himmel, Connie, was willst du eigentlich? Dann verärgere den Mann eben nicht. Ich möchte sagen, meine Liebe, jede andere Frau würde ihre Seele verkaufen, um mit dir tauschen zu können. Der Mann verwöhnt dich – schau dir doch nur diese Perlen an, sie sind prachtvoll –, und es schmerzt mich, dass du so undankbar bist.«
            Vor seiner Abreise unternahm sie einen weiteren Versuch. »Kann ich mit dir zurück nach London, Vater? Nur für kurze Zeit? Ich habe schreckliches Heimweh nach London.«
            Er tat ihre Bitte lässig ab. »Finde dich endlich ab, Connie. Ständig höre ich nur Klagen von dir. Wenn deine Mutter noch lebte, wäre sie überglücklich zu sehen, wie gut du es getroffen hast. Du hast alles, was man für Geld kaufen kann. Versuch doch bitte, deinen Mann nicht so kritisch zu betrachten. Wir haben alle unsere Fehler, weißt du?« Er küsste sie auf die Wange. »Ich werde für dich beten.«
            »Habe ich tatsächlich alles?«, fragte sie verbittert ihr Bild im Spiegel. »Nichts habe ich. Ich besitze gar nichts. Ich habe nie mehr als ein paar Pfund, mein Taschengeld, wie ein Schulmädchen. Er bezahlt alle Rechnungen, mein Schmuck wird weggeschlossen und nur hervorgeholt, wenn es ihm passt …«
            Sie erhob sich und ging zur Kabinentür. Ihre kostbare Robe rauschte dabei wie Wellen, die gegen das ankernde Schiff schlugen. Doch dann zögerte sie.
            »Ich sehe aus wie ein Weihnachtsbaum«, sagte sie leise zu sich selbst. »Völlig unpassend für diesen Abend. Und ich habe keine Lust, mich zum Narren zu machen. Was ist in mich gefahren, dass ich ihm so etwas durchgehen lasse?«
            Eilig legte sie den störenden Schmuck ab, verstaute ihn in den dazugehörigen Samtbeuteln, verschloss ihren Schmuckkasten und ließ den Schlüssel an der feinen Silberkette in einer versteckten Unterrocktasche verschwinden …
            Mit einem nervösen Lachen verließ sie die Kabine. Vielleicht merkte er gar nicht, dass ihre Robe ein wenig schmucklos wirkte.
             
            Er sah sich längst nicht mehr als Lyle Horwood, sondern als Sir Lyle, als müssten die beiden Worte zwangsläufig eines Tages eine Verbindung eingehen, wenn die gute Queen, wie er hoffte, ihn für seine Dienste für die Krone und die Kolonie Hongkong zum Ritter schlug. Deshalb ärgerte es ihn umso mehr, als Neville Caporn, dieser Emporkömmling, ihn beim Eintritt in die Bar schlicht und einfach mit Lyle ansprach.
            »Da ist wenigstens schon mal einer«, sagte Caporn zu seiner Frau und hob dem Neuankömmling sein Sherryglas entgegen. »Dachte schon, wir müssten allein speisen. Wo sind die anderen, Lyle?«
            »Ich habe keine Ahnung, Mr. Caporn«, antwortete er steif.
            »Na, dann. Wird Ihre hinreißende Frau uns denn Gesellschaft leisten?«
            »Natürlich!« Horwood bemerkte, dass Mrs. Caporn, eine attraktive Rothaarige, in einer violetten Seidenrobe der Form Genüge zu tun suchte, doch Constance würde sie in jeder Hinsicht überstrahlen.
            »Wie nett«, sagte die Frau. »Nachdem wir auf dem Weg von Hongkong dermaßen durchgerüttelt worden sind, ist es so nett, wieder Gesellschaft zu haben. Und stellen Sie sich vor, Lyle«, sie kicherte, »man hat uns wohl vor Piraten gewarnt, nicht aber vor solch stürmischer See.«
            »Piraten?«, fuhr er auf. »Die würden ein Schiff wie dieses niemals angreifen. Die feige Meute hält sich an kleinere Schiffe.«
            »Dann können wir uns vor ihnen sicher fühlen? Das hoffe ich doch sehr.«
            Ihr Mann stöhnte auf. »Esme, Piraten würden sich nie so weit nach Süden wagen. Hör doch bitte auf, dich zu sorgen.«
            Lyle blickte zur Tür, die sich gerade öffnete, und erwartete seine Frau, doch es war Eleanor, die Cousine von Fannie, seiner verstorbenen ersten Frau. Jetzt hieß sie Eleanor Plummer. Er hatte sie erst an diesem Abend, kurz bevor er nach unten ging, um sich zum Dinner umzukleiden, flüchtig gesehen und konnte es nicht fassen, dass diese Hexe sich an Bord befand. Ihm war wohl bekannt, dass in Singapur eine Frau namens Mrs. Plummer an Bord gekommen war und Kabine sechs belegte, hatte aber keine Ahnung gehabt, wer sie war. Offenbar hatte sie zum zweiten Mal geheiratet. Und wenn dem so war, wo steckte dann der Gatte?
            »Die Dame in Nummer sechs«, hatte er den Steward
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