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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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eine solche Wut, ja beinahe schon so etwas wie Hass aus, dass es Nora innerlich erschütterte. Sie zögerte einige Sekunden, dann folgte sie ihm langsam nach oben. Vor seiner Zimmertür blieb sie stehen und klopfte kurz an, bevor sie die Klinke hinunterdrückte. Niklas hatte sich aufs Bett geworfen und funkelte sie böse an. Provozierend langsam griff er nach dem Kopfhörer seines tragbaren CD-Spielers und streifte sie über. Gleich darauf vernahm Nora das Hämmern der Bässe und seufzte unwillkürlich. Ihr war klar, dass es schwierig werden würde. Betont ruhig ging sie zu seinem Bett und setzte sich ans Fußende.
    Ihr Sohn starrte stur an die Decke und bewegte den Kopf im Takt der Musik. Er zeigte deutlich, dass ihn nichts anderes interessierte.
    Nora wartete eine Weile. Dann stand sie auf, griff nach dem Gerät und schaltete es aus.
    Niklas ließ ein alterstypisches »Eey!« hören, doch bevor er es wieder hatte einschalten können, hatte Nora den Stecker des Kopfhörers abgezogen und setzte sich mit dem Gerät auf dem Schoß wieder ans Fußende. Sie beobachtete ihn kurz und sprach leise.
    »Nicky, ich möchte mit dir reden.« Als er den Mund aufmachte, unterbrach sie ihn bestimmt. »Und ich möchte, dass wir beide dabei ruhig bleiben.« Sie schluckte ihre Enttäuschung über seinen Auftritt hinunter. »Du kannst mir so ziemlich alles sagen, aber nicht in dem Ton, den du eben angeschlagen hast. Hörst du?«
    Er verdrehte gequält die Augen und sah gelangweilt an die Decke. Nora widerstand der Versuchung einfach zu gehen und ebenfalls laut die Tür hinter sich zuzuknallen. Mein Gott, manchmal konnte sie nicht fassen, was für ein bockiger Teenager aus ihrem früher so niedlich-friedlichem Babysohn geworden war. Sie ignorierte seine Miene und ließ ihren Blick durch sein Zimmer wandern.
    »Also, warum bist du so sauer? Auf wen bist du wütend? Auf mich? Dann sag mir bitte, was ich dir getan habe.«
    Niklas schwang seine langen Beine an ihr vorbei und stand auf. Es schien ihm schwer zu fallen, seine Mutter anzusehen. Also ging er zum Fenster. Die Rollläden waren wegen der tief stehenden Sonne halb heruntergelassen, und wohl mehr, um überhaupt etwas zu tun, betätigte er den elektrischen Motor, der sienach oben fahren ließ. Augenblicklich wurde es heller im Zimmer. Er stützte sich mit den Händen auf der Fensterbank ab und sah scheinbar interessiert nach draußen. Ohne sich umzudrehen, fing er unvermittelt an zu sprechen.
    »Ich mag es nicht, dass du hier deinen Lover anschleppst. Was bezweckst du eigentlich damit? Willst du, dass er unser neuer Vater wird?« Jetzt drehte er sich zu ihr um und sah sie böse an. »Da kannst du lange warten. Ich habe bereits einen Vater. Und Marie auch. Wir wollen keinen anderen.«
    Im Grunde konnten diese Worte Nora nicht wirklich überraschen, und dennoch hatte sie nach all der Zeit gehofft, dass sich die familiären Wogen nach der Trennung von Max ein wenig beruhigt hätten. Sie seufzte und drehte den CD-Spieler in ihren Händen.
    »Weißt du, Niklas, ich will Tom nicht als neuen Vater für euch. Euer Vater ist und bleibt Max.« Sie zögerte kurz. »Und wir haben uns wirklich einmal sehr geliebt, sonst hätten wir euch beide nicht bekommen.« Sie überhörte sein verächtliches Schnauben und fuhr fort. »Das wird uns auch für immer verbinden, dass wir zwei wunderbare, absolute Wunschkinder bekommen haben. Aber im Leben gibt es keine Garantie für die Ewigkeit, auch nicht in der Ehe. Wir haben zu wenig Zeit miteinander verbracht und uns wahrscheinlich deshalb auseinander entwickelt. Und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das bis zum Schluss immer versucht zu ignorieren. Selbst nachdem ich mich in Tom verliebt hatte, wollte ich das nicht wahrhaben.« Sie sah ihrem Sohn geradewegs in die Augen. »Ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen, das weißt du. Aber ich würde mir so sehr wünschen, dass du mich ein wenig verstehst. Ich verlange ja gar nicht von dir, dass du begeistert bist – das wäre wohl auch zuviel des Guten –, aber kannst du nicht akzeptieren, dass es Tom in meinem Leben gibt? Davon einmal abgesehen, hat auch Sophie ein Recht auf ihren Vater, wie Marie und du auf Max.«
    Niklas konnte sich nur mit Mühe beherrschen, als er sich erneut zu seiner Mutter umwandte.
    »Das ist nicht mein Problem, sondern deins. Du allein hast alles kaputtgemacht. Es ist deine Schuld, dass Papa nicht mehr hier bei uns wohnt. Und weißt du was? Ich an seiner Stelle wäre auch
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