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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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wiederzusehen, war es auch ein merkwürdiges Gefühl, ihn hier zu haben – hier in ihrem ureigensten Zuhause, dem Haus, das sie gemeinsam mit Max geplant und gebaut hatte. Tom war an ihr vorbei zur Terrassentür gegangen und sah eine Weile nach draußen in den von mehreren Lampen beleuchteten Garten. Als könnte er ihre Gedanken lesen, wandte er sich nach einigen Sekunden um und zögerte. »Nora? Ich … ich kann auch in einem Hotel schlafen.«
    Sie sah erschrocken auf und schüttelte den Kopf.
    Er ging zu ihr und setzte sich neben sie. »Irgendwie habe ich hier das Gefühl, in dein Leben einzubrechen. Ja, ein wenig ist es sogar so, dass ich meine, hier nichts verloren zu haben.«
    Nora hatte plötzlich Angst, ihn schon wieder zu verlieren. War doch zu viel Zeit vergangen? Hatte sie zu lange gezögert, ihm zu schreiben? Sie suchte seinen Blick. »Ich bin hier! Und deine Tochter ist hier. Sind wir nicht Gründe genug, dass du bleiben solltest?« Sie verstummte kurz, bevor sie mit leiser Stimme fragte: »Oder willst du lieber gehen, Tom?«
    Sekundenlang sahen sie sich offen in die Augen, und ohne weitere Worte darüber verlieren zu müssen, wich alle Unsicherheit dem Gefühl ihrer tiefen Liebe und Verbundenheit, die ein Band bildete, das sie immer wieder zusammenführen würde, egal, wie weit sie auch auseinander gingen, und egal, was noch geschehen würde. Tom hatte schon damals gespürt, dass sie füreinander bestimmt waren. Nora erkannte es jetzt mit einer beinahe erschreckenden Deutlichkeit. Sie sehnte sich mit einer so schmerzlichen Intensität danach, in seinen Armen zu liegen,dass sie es nicht mehr länger ausgehalten hätte, wenn er sie jetzt nicht endlich voll zärtlicher Bestimmtheit an sich gezogen und geküsst hätte. Alles um sie herum schien zu verblassen, als sie seine Hände fühlte, die sanft und doch fordernd über ihren Körper glitten, während seine Lippen sich nicht von ihrem Mund lösen konnten. Auch Tom lebte es aus, dieses Gefühl verzweifelter Sehnsucht, das ihn nicht mehr verlassen hatte, seit er dem Flugzeug in Sydney nachgesehen hatte, das Nora von ihm fortgebracht hatte. Dem ersten heftigen Schmerz des Verlustes war im Laufe der Zeit eine dumpfe Resignation gefolgt, die sich bitter um sein Herz gelegt und es ein wenig betäubt hatte. Nora, die Liebe seines Lebens, jetzt – nach all den Monaten – wiederzuspüren, den Duft ihrer Haut zu atmen, brachte die Erinnerung in einer Deutlichkeit zurück, die ihn die Zeitspanne von eineinhalb Jahren vergessen ließ.
    Auf der Couch an Tom geschmiegt, genoss Nora es, seinen Herzschlag zu fühlen. Sie hatte ihren Kopf auf seine Brust gelegt und wünschte sich, ewig so dort liegen bleiben zu können. Toms Finger strichen sacht über ihren Rücken und blieben am Hals in einer zierlichen goldenen Kette hängen. Unwillkürlich ertastete er den Anhänger und warf einen Blick auf das kleine goldene Känguru. Er lächelte zufrieden. »Du trägst es noch.« Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen, und erwiderte sein Lächeln. »Ich habe deine Kette immer getragen. Sie hat mir das Gefühl gegeben, etwas von dir bei mir zu haben. Ich hatte sie sogar um den Hals, als Sophie geboren wurde.«
    Er zog ihren Kopf zu sich herunter und küsste sie wieder. Seine Stimme klang rau. »Ich liebe dich immer noch so, mein Herz.« Seine Augen blickten ernst. »Ich wäre gern bei dir gewesen. War es eine schwere Geburt?«
    Sie stützte ihre Unterarme auf seiner Brust ab und sah ihn herausfordernd an. »Nein, Dr. Morrison. Es lief alles ziemlich glatt. Wir haben es beide gut überstanden, und Ihre Tochter hatte dreimal die ausgesprochen positiven Apgar-Zahlen 9, 10, 10. Für die interessiert sich doch jeder Arzt, oder?«
    Er kniff sie in die Taille und lachte, als sie zusammenzuckte. »Du bist unmöglich. Ich vergehe vor Sorge bei dem Gedanken an dich und die Geburt unserer Tochter, und du machst dich lustig. Sophie ist schließlich mein einziges Kind. Ich will alles wissen, was mit ihr zu tun hat.«
    Am nächsten Tag verspürte Nora den Wunsch, Tom mehr von ihrer Heimatstadt zu zeigen. Sie verdrängte die Gedanken an die aufmerksamen Blicke der Nachbarn, die jetzt am Wochenende in den Gärten arbeiteten und das Kommen und Gehen von ihr und Tom mit der Kleinen mit unverhohlener Neugier verfolgten. Nora hatte ein Tagesticket für die S-Bahn gekauft und fuhr mit Tom kreuz und quer durch Hamburg, um ihm die schönsten Ecken zu zeigen. Am Spätnachmittag bummelten sie über die
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