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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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Himmel. Was also brachte sie jetzt derart außer Fassung? Sie schloss an Tom gelehnt die Augen. Es war die Verantwortung für ihre Kinder. Sie hatte sie aus dem »sicheren« Hamburg in dieses immer noch wilde Land gebracht, wo sie Gefahr liefen, in einem Feuersturm, wie er gerade gewütet hatte, umzukommen. Wo sie Steven nicht einfach auf eine Krabbeldecke auf die Wiese legen konnte. In Deutschland wäre die wahrscheinlich schlimmste Gefahr bei diesem Unterfangen ein Ameisenbiss oder Wespenstich, hier könnte er innerhalb kürzester Zeit an einem Spinnen- oder Schlangenbiss sterben. Oder Sophie in ihrer kleinkindlichen Entdeckerfreude. Wie oft hatte sie schon nach einem winzigen unbeobachteten Moment unter der Veranda oder aus hohem Gebüsch hervorholen müssen? An die Gefahren, denen Marie bei möglichen Ausritten ausgesetzt war, mochte sie gar nicht mehr denken. Sie hatte diese Angst immer mit dem Gedanken verdrängt, dass die Reiter nur in Gruppen ins Gelände gingen. »Nora.« Tom küsste sie auf den Kopf. Seine Stimme klang weich. »Was quält dich denn so? Das kann doch nicht nur das Haus sein.« Er nahm ihren Kopf in beide Hände und sah sie an. »Sag es mir! Auch, wenn du an uns zweifelst …«
    Sie blickte ihn fest an. »Ich zweifle nicht an uns, Tom. Ich liebe dich, und vielleicht macht mich das auch besonders fertig, denn ich zweifle daran, dass ich für dieses Land tauge, für dein Land. Ich zweifle daran, dass ich das Richtige getan habe, als ich die Kinder aus Deutschland hierher gebracht habe, wo ich seitdem eigentlich in unterschwellig ständig vorhandener Angst um sie bin.« Sie senkte den Kopf, doch ihre Stimme blieb fest. »Und ich werde mir wohl nie verzeihen können, dass ich Niklas enttäuscht habe.«
    Tom drückte sie an sich. »Gib nicht auf, Nora. Du musst auch an die schönen Seiten denken. Weißt du noch, dass du dich beideinem ersten Besuch hier regelrecht in diesen Kontinent verliebt hast?«
    Nora nickte. »Ja, aber da waren meine Kinder in Deutschland in Sicherheit. Für mich war somit alles reine Entdeckerfreude. Ich war nur fur mich verantwortlich, verstehst du?« Tom schwieg einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte. »Ich kann mir diese Liebe, diese Begeisterung, die du für das Land und die Leute empfunden hast, doch nicht nur eingebildet haben … Was ist denn mit deiner Faszination, was die Kultur der Aborigines betrifft? Wie steht es mit all der Arbeit an den Geschichten aus ihrer Traumzeit? Ist das alles passé und erledigt? Plötzlich sind nur noch Angst und Sorge da? Nora, du verrennst dich da!«
    Sie schwieg. Sie hatte selbst keine wirkliche Erklärung für ihre Ängste.
    Toms Lippen strichen über ihren Scheitel. »Ich weiß, das Buschfeuer, das so unerwartet weit bis nach Cameron Downs vorgedrungen ist, die Evakuierung, der Verlust unseres Hauses – das alles war ein Schock für dich, für uns alle. Aber das ist nicht die Normalität oder der Alltag in Australien, Nora. Und das weißt du auch.«
    Sie atmete tief durch. »Ich brauche Zeit, Tom.«
    Er nickte. »Okay. Die haben wir.«
    Lisa streckte den Kopf aus dem Wohnzimmer. »Ach Nora, ich hab’s vorhin ganz vergessen. In der Küche liegt ein Paket für dich. Die Post hat es in der Klinik abgegeben.«
    Sie verschwand wieder, und Nora ging in die Küche. Tom folgte ihr und lehnte sich an den Türrahmen. Er sah zu, wie sie das Paket umdrehte.
    Ihr Gesicht bekam plötzlich Farbe. »Das ist vom Verlag.« Hastig öffnete sie den Karton und schob das Packpapier beiseite. Vorsichtig zog sie ein Buch heraus, das sie beinahe ungläubig drehte und wendete. »Sieh doch, Tom. Marrindis und Wudimas Traumzeit-Geschichten. Mein Buch.« Sie strahlte und strich über den Einband, den eine Zeichnung aus dem Künstlerdorf zierte. »Es sieht so schön aus.«
    Tom nahm ein weiteres Exemplar in die Hand, betrachtete es und nickte. »Du hast Recht. Es ist toll geworden.« Er war erleichtert über ihre offensichtliche Freude. Er setzte sich auf die Tischkante, drehte das Buch hin und her und blätterte ein wenig darin. Dann sah er auf. »Es wird bestimmt viele Menschen ansprechen und animieren, sich für die Aborigines und ihre Geschichte zu interessieren. Viele Leute werden ihre Kunst bewundern.« Er war aufgestanden und vor ihr stehen geblieben. »Nora, du bist noch nicht lange in Australien.« Er hielt das Buch hoch und tippte auf den Einband. »Und nun sieh doch, was du schon erreicht hast. Nach dem Erscheinen dieses Buches wird sich die
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