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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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belasten.
    »Du sagst uns aber Bescheid, wenn du etwas brauchst, nicht?« Sie nickte. »Aber ja. Danke, Max.«
    Er klang plötzlich aufgeregt. »Hör mal, Nora, vielleicht willst du ja ein paar Wochen nach Deutschland kommen? Dann wäre die Wartezeit für euch nicht so lang, und die Kinder würden sich bestimmt freuen, von deinen Eltern ganz zu schweigen.« Sie zögerte. Die Aussicht war verlockend, nach all der Zeit einmal Hamburg wiederzusehen und Niklas in die Arme zu schließen. Ihre Eltern kannten ihr jüngstes Enkelkind nur von Fotos. Auch beschämte sie die Freundlichkeit und Fairness, die Max ihr selbst jetzt noch entgegenbrachte.
    »Das ist ein schöner Gedanke, Max, und nach all dem, was ich gerade erlebt habe, äußerst verlockend. Ich glaube aber, dass es sich erst einmal nicht einrichten lassen wird. Ich kann Tom mit dem ganzen Neubau und der Arbeit nicht einfach allein lassen. Und Marie hat doch auch Schule. Aber ich danke dir für das Angebot. Wenn es hier etwas besser aussieht, werde ich es mir nicht nehmen lassen, euch zu besuchen.« Sie schluckte kurz. »Nur, dass ich jetzt nicht sagen kann, dass ihr uns besuchen sollt, das macht mir wirklich etwas aus. Ich hatte mich schon so darauf gefreut, dass ihr in den Osterferien von Niklas herkommt.« Sie fuhr sich über die Augen.
    Max’ Stimme klang eindringlich. »Denk drüber nach, Nora. Wir haben genug Platz, und vielleicht täte euch der Tapetenwechsel gut. Mach dir keine Gedanken wegen der Osterferien. Dann kommen wir eben im Sommer. Da können wir sowieso etwas länger bleiben.«
    Tom kam die Treppe herunter und blieb bei ihr stehen. Niklas rief aus der Küche, und Max beeilte sich. »Du, Nora, wir müssen los. Halt den Kopf hoch, und ruf wieder an, ja?« Nora nickte. »Ja, das mache ich. Danke, Max. Und grüß Nicky noch mal von mir, okay?«
    »Alles klar, bis bald.«
    »Bis bald.«
    Nora beendete das Gespräch und legte das Telefon auf den Tisch zurück. Sie war berührt von Max’ Anteilnahme.
    Tom musterte sie. »Na, alles in Ordnung?«
    Sie nickte. »Ja. Sie haben die Berichte über die Feuer in den Nachrichten gesehen und sich Sorgen gemacht.«
    »Konntest du sie einigermaßen beruhigen?« Nora zögerte. Wenn sie bloß selber imstande wäre, sich endlich zu beruhigen.
    »Ja. Max hat Hilfe angeboten, aber ich habe ihm gesagt, dass wir versichert sind. Als er hörte, dass wir ohne Haus dastehen, hat er vorgeschlagen, dass ich mit den Kindern ein paar Wochen nach Hamburg komme, um die Wartezeit während der Bauarbeiten abzukürzen.«
    Toms intensiver Blick schien sie zu durchleuchten. Er blieb ruhig – wie immer. »Und? Würdest du gerne nach Deutschland fliegen?«
    Sie zuckte mit den Schultern und betrachtete unsicher Wudimas Bild, das zwei wunderschön gezeichnete Kraniche zeigte.
    »Ich weiß nicht, Tom … Im Moment weiß ich eigentlich gar nichts mehr, weder, wo ich hingehöre, noch, was ich tun soll.« Tom schwieg sekundenlang. Ihn verletzte, dass Nora offenbar nicht mehr wusste, dass sie doch zu ihm gehörte. Sicher, sie war nicht sein Eigentum im wörtlichen Sinne, doch schließlich hatten sie einander versprochen, immer zueinander zu stehen, und sie hatten gemeinsame Kinder. Er mochte sich nicht vorstellen, dass sie wochenlang in Deutschland blieb. Was, wenn es ihr dort plötzlich besser gefiel? Er spürte, wie die Sorge, sie zu verlieren, an ihm nagte. Er war sich so sicher gewesen, dass sie und die Kinder hier mit ihm glücklich werden würden. Verdammt, warum kam immer irgendeine neue Prüfung für sie? Konnte nicht endlich Ruhe einkehren? Er schluckte und legte seine Hände auf ihre Schultern. Wortlos sah er sie an. Er wollte sie nicht drängen hier zu bleiben, doch er wollte sie auch nicht einfach gehen lassen.
    Nora schaute ihn an und senkte dann den Blick. Zaghaft legte sie ihren Kopf an seine Brust. Sie liebte ihn, daran bestand kein Zweifel, aber sie fürchtete nach wie vor, diesem Land letztendlich doch nicht gewachsen zu sein. Und wegen dieser Empfindungen war sie ratlos, denn kaum jemand hatte sich wohl besser informiert als sie, ehe sie nach Australien ging. Wie konnte es jetzt dazu kommen, dass sie in dieses tiefe Loch aus Angst und Sorge fiel? Sie hatte gewusst, dass es auf diesem Kontinent giftige Spinnen, Fische und Quallen gab. Ihr war klar gewesen, dass Buschfeuer, Sand- und Staubstürme, Zyklone und Überschwemmungen ebenso zu Australien gehörten wie die endlose Weite, die rote Erde und ein oftmals strahlend blauer
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