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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Seine Liebeserklärung schien ihm entsetzlich peinlich zu sein. Obendrein hatte Felicity das seltsame Gefühl, als sei es ihm überhaupt nicht ernst damit gewesen. Seine Worte hatten gar zu gestelzt geklungen, als hätte er sich vorher alles zurechtgelegt und einstudiert. Auch der Spaziergang den Berg hinauf schien ihr mit einem Mal… geplant, so wie überhaupt die ganze Besichtigung. Sogar die Art, wie Yvette sie dazu ermuntert hatte, Henri zu begleiten, kam Felicity rückblickend irgendwie berechnend vor. War es tatsächlich möglich, dass sie Henri zu einer Menage à trois ermuntert hatte? Argwöhnisch suchte Felicity seinen Blick.
    » Henri, Ihr liebt mich doch in Wahrheit gar nicht. Ich sehe Euch an, wie sehr Euch diese Lüge widerstrebt hat. Was also soll dieser ganze Unsinn? «
    Er wand sich. Auf seiner Stirn perlte plötzlich Schweiß. Sichtlich verzweifelt rang er nach Worten.
    » Wir wollen ein Kind, Yvette und ich « , platzte er schließlich heraus. » Vor allem Yvette will eins, unbedingt. Sie kann aber keins kriegen. Weil… egal. Es liegt an ihr, nicht an mir. Ich habe schon zwei Bastarde mit schwarzen Frauen. Yvette möchte aber ein richtiges Kind haben. «
    » Ein richtiges? « , fragte Felicity schockiert.
    » Na, ein weißes eben. Und ich hätte auch gern einen Sohn, der eines Tages die Plantage übernimmt. « Bittend sah er Felicity an. » Wir würden Euch fürstlich entlohnen! Und Ihr hättet natürlich zeitlebens ein Zuhause bei uns. Yvette liebt Euch wie eine Schwester. Und ich… ähm… ja, ich begehre Euch! Das tue ich wirklich! «
    Felicity erhob sich von dem Felsen und bedachte ihn mit flammenden Blicken.
    » Monsieur, das ist ungeheuerlich! «
    » Aber Felicity… «
    Sie schleuderte ihm ein Schimpfwort entgegen, von dem sie nie geglaubt hatte, dass es ihr je über die Lippen gekommen wäre. Lizzie hätte sicher ihre helle Freude daran gehabt.
    Felicity bebte vor Entrüstung, während sie sich abwandte und zur Siedlung hinunterrannte. Tabakpflanzen peitschten ihr ins Gesicht und vor die Brust, doch sie achtete nicht darauf.
    Yvette wollte allen Ernstes, dass Henri ihr ein Kind machte, um es hinterher als eigenes ausgeben zu können! Nach diesem unerhörten Affront war es ausgeschlossen, dass sie und Lizzie und die Kinder noch länger hierblieben. Duncan musste sie alle von hier fortholen, ob es ihm nun passte oder nicht. Gleich nachher musste Lizzie ihm Oleg und Jerry hinterherschicken, vielleicht würden sie es noch schaffen, ihn einzuholen.
    Henri war ihr gefolgt, sie hörte seine Schritte hinter sich und gleich darauf auch seine bittende Stimme.
    » Felicity! « , rief er. » So wartet doch! «
    Das tat sie natürlich nicht, sondern beschleunigte ihre Schritte, während sie über die Schulter zurückblickte. Dabei stolperte sie über ein Hindernis und stürzte der Länge nach zu Boden. Als sie sich schwer atmend wieder hochrappelte, sah sie, dass sie über einen der Sklaven gefallen war. Er lag seltsam verkrümmt auf der Seite. Gefiederte Pfeile ragten aus seinem Rücken. Seine Augen waren in qualvoller Agonie aufgerissen. Er war tot.

31
    Z ena hatte Faith auf eine Matte gelegt und ihr ein Stück glatt geschälte Kokosnuss gegeben, damit sie darauf herumbeißen konnte. Die Kleine zahnte und musste ihre Kiefer abhärten. Doch Faith hatte eigene Pläne. Nachdem sie ein wenig auf dem Nussschnitz herumgekaut hatte, warf sie ihn zur Seite, drehte sich auf den Bauch und fing an zu robben, auf der Suche nach interessanteren Betätigungsfeldern. Zena beobachtete das Baby, entzückt über dessen Fortschritte. Faith fing auch schon an, sich auf Knie und Hände hochzustemmen, bald würde sie die Welt krabbelnd erkunden. Zena nahm sie hoch, bevor sie von der Matte herunterkriechen konnte. Die Kleine lachte sie an und gab ein vergnügtes Quietschen von sich, als Zena ihr mit gespitzten Lippen gegen das nackte Bäuchlein prustete und ihr dann ein kleines Lied vorsang. Stundenlang konnte sie sich mit dem Kind beschäftigen, nie wurde es ihr langweilig.
    Es schmerzte sie, dass sie keine Milch für Faith hatte. Wie glücklich hätte es sie gemacht, das Kind noch selbst nähren zu können! Doch Faith musste ohnehin immer weniger an der Brust trinken. Meist war es schnell erledigt, und die Amme war hinterher jedes Mal froh, die Kleine wieder in Zenas Arme legen zu können. Sie kam nur noch zweimal am Tag her, ihr Schlafplatz befand sich mittlerweile bei einer anderen Familie. Sie hatte einen
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