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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel
Autoren: Dorothy L. Sayers
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doch nur ein Alibi vorweisen könnte! Das wäre meine einzige Chance. Aber sehen Sie, ich habe solche Angst, daß ich es wirklich getan haben könnte. Meinen Sie – glauben Sie, man würde mich dafür hängen?«
    »Wenn Sie beweisen können, daß Sie nichts davon wußten, dann nicht«, sagte Wimsey. Er verkniff sich den Zusatz, daß sein Bekannter auch dann wahrscheinlich den Rest seines Lebens im Irrenhaus Broadmoor verbringen werde.
    »Und wissen Sie«, sagte Mr. Duckworthy, »wenn ich wirklich mein Leben lang herumlaufen und Leute ermorden sollte, ohne es zu wissen, wäre es sogar viel besser, sie würden mich aufhängen und fertig. Es ist eine schreckliche Vorstellung.«
    »Schon, aber Sie waren es ja vielleicht gar nicht.«
    »Ich kann es jedenfalls nur hoffen«, sagte Mr. Duckworthy. »Hören Sie – was ist das?«
    »Die Polizei, nehme ich an«, sagte Wimsey obenhin. Er stand auf, als es an die Tür klopfte, und rief laut: »Herein!«
    Der Wirt, der als erster eintrat, schien ziemlich verdutzt über Wimseys Anwesenheit.
    »Kommen Sie nur herein«, sagte Wimsey leutselig. »Treten Sie näher, Sergeant; und Sie auch, Konstabler. Was können wir für Sie tun?«
    »Bitte«, sagte der Wirt, »bitte machen Sie kein Aufsehen, wenn es sich vermeiden läßt.«
    Der Polizeisergeant kümmerte sich um beide nicht, sondern ging zum Bett und baute sich vor Mr. Duckworthy auf, der in sich zusammenschrumpfte.
    »Das ist der Mann«, sagte er. »Also, Mr. Duckworthy, entschuldigen Sie die späte Störung, aber wie Sie wohl schon in der Zeitung gelesen haben, suchen wir die Person, die Ihrer Beschreibung entspricht, und der Augenblick ist günstig. Wir möchten –«
    »Ich war’s nicht!« rief Mr. Duckworthy verzweifelt. »Ich weiß nichts davon –«
    Der Konstabler zückte sein Notizbuch und schrieb:
    »Noch bevor ihm eine Frage gestellt wurde, sagte er: ›Ich war’s nicht.‹«
    »Sie scheinen ja bestens Bescheid zu wissen«, meinte der Sergeant.
    »Natürlich weiß er Bescheid«, sagte Wimsey. »Wir haben uns eben ein wenig darüber unterhalten.«
    »Ach, was Sie nicht sagen! Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf – Sir?« Das letzte Wort schien dem Sergeanten mit Hilfe des Monokels abgenötigt worden zu sein.
    »Bedaure«, sagte Wimsey, »ich habe im Moment keine Karte bei mir. Mein Name ist Lord Peter Wimsey.«
    »Ach nein?« machte der Sergeant. »Und darf ich fragen, Mylord, was Sie über die Geschichte wissen?«
    »Sie dürfen, und wenn ich will, kann ich sogar antworten. Über den Mord weiß ich gar nichts. Und über Mr. Duckworthy weiß ich nur, was er mir gesagt hat. Ich nehme an, das wird er Ihnen auch noch selber sagen, wenn sie ihn höflich fragen. Aber ohne Daumenschrauben bitte, Sergeant. Sie wissen, was ich meine.«
    Der Sergeant, durch diese peinliche Ermahnung aus dem Konzept gebracht, antwortete verärgert:
    »Es ist meine Pflicht, ihn zu fragen, was er darüber weiß.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Wimsey. »Und als guter Staatsbürger hat er die Pflicht, Ihnen zu antworten. Aber finden Sie nicht, daß diese nächtliche Stunde ein wenig unfreundlich ist? Sie könnten doch bis morgen früh warten. Mr. Duckworthy läuft Ihnen schon nicht fort.«
    »Da bin ich nicht so sicher.«
    »Oh, aber ich. Ich verpflichte mich, ihn zu jeder Zeit, die Sie wünschen, zu Ihnen zu bringen. Genügt das nicht? Sie erheben doch keine Beschuldigung gegen ihn, oder?«
    »Noch nicht«, antwortete der Sergeant.
    »Na, prima. Dann ist ja alles in Butter, nicht? Wie wär’s mit einem Schluck zu trinken?«
    Der Sergeant lehnte das freundliche Angebot etwas mürrisch ab.
    »Enthaltsam?« erkundigte Wimsey sich mitfühlend.
    »Pech. Die Nieren? Oder vielleicht die Leber?«
    Der Sergeant gab keine Antwort.
    »Nun, es hat uns sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, fuhr Wimsey fort. »Sie kommen morgen früh noch einmal wieder, ja? Ich muß ziemlich früh zurück in die Stadt, aber ich schaue unterwegs mal auf dem Revier rein. Mr. Duckworthy werden Sie hier in der Hotelhalle antreffen. Da ist es viel gemütlicher als bei Ihnen. Sie müssen schon gehen? Nun, dann gute Nacht allerseits.«
    Nachdem Wimsey die Beamten noch aus dem Haus begleitet hatte, kehrte er zu Mr. Duckworthy zurück.
    »Passen Sie auf«, sagte er, »ich fahre nach London und werde tun, was ich kann. Als erstes schicke ich Ihnen gleich morgen früh einen Anwalt. Erzählen Sie ihm, was Sie mir erzählt haben, und der Polizei sagen Sie nur, was er Ihnen zu
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